(ots) - Die aktuellen Spannungen zwischen der Türkei und
Deutschland haben Auswirkungen bis nach Niedersachsen: In einer
E-Mail droht der Bürgermeister von Stadtoldendorf, Helmut Affelt
(CDU), der türkischstämmigen Integrationsbeauftragten mit
Konsequenzen, falls sie sich nicht öffentlich von Erdogan
distanziert. In dem Schreiben fordert Affelt von Esin Özalp, die
einen deutschen Pass hat, dass sie sich "sehr zeitnah" zum türkischen
Präsidenten Erdogan äußert. Affelt fühle sich durch dessen Äußerungen
"persönlich verletzt". Falls sich Özalp nicht öffentlich äußere, sei
sie politisch nicht mehr tragbar und müsse das Amt zurückgeben. Die
Mail schließt mit einem "Lieben Gruß an Deine Familie!". Die E-Mail
des Bürgermeisters sorgt jetzt für Kritik.
Für die Landesmigrationsbeauftragte Doris Schröder-Köpf ist das
Vorgehen des Bürgermeisters aus Stadtoldendorf nicht akzeptabel. Ein
Bürgermeister könne nicht einfach eine Integrationsbeauftragte - eine
andere Deutsche - auffordern, sich von einem ausländischen Staatschef
zu distanzieren, sagte sie dem NDR. Und ihr andernfalls mit
Konsequenzen drohen. Für sie ist der Vorfall Ausdruck einer
zunehmenden Polarisierung beim Thema Erdogan. Immer öfter werde von
Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in aggressivem Ton
verlangt, sich von Erdogan zu distanzieren. Viele fühlten sich
dadurch "beleidigt oder gekränkt, dass sie auch in der zweiten oder
dritten Generation immer noch auf eine Herkunft aus einem anderen
Land 'reduziert' werden." Diese Mail von einem Amtsträger habe aber
eine neue Qualität.
Auf Nachfrage des NDR bekräftigte der Bürgermeister seine
Forderung an die Integrationsbeauftragte. Und teilt auch mit, er
"schätze ihre Arbeit".
Esin Özalp reagierte gegenüber dem NDR empört auf die E-Mail an
sie. Sie sei deutsche Bürgerin und hier politisch aktiv: "Für mich
ist Deutschland wichtig, weil ich in Deutschland lebe." Nicht Erdogan
sei ihr Präsident, sondern Steinmeier: "und der sitzt in Berlin". Im
Übrigen habe sie Erdogan nicht gewählt und würde ihn auch nicht
wählen. Die SPD in Stadtoldendorf will das Verhalten des
Bürgermeisters jetzt im Rat thematisieren.
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