(ots) -
Die bisher unveröffentlichte Studie "Unheilige Allianzen" der
Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) warnte bereits vor zwei Jahren vor
"Radikalisierungstendenzen am rechten Rand der Kirchen". Nach
SWR-Informationen wurde die offenbar politisch heikle Untersuchung
auf Druck rechtskonservativer Kirchenkreise nicht veröffentlicht.
"Quantitativ marginale, aber laute rechtskonservative Netzwerke
könnten in weiter schrumpfenden Kirchen an Einfluss gewinnen", heißt
es in der Studie. Sie wurde im Auftrag der Hauptabteilung Politik und
Beratung für die Publikationsreihe "Monitor Religion und Politik"
(17. Juni 2015) erstellt und liegt dem SWR vor. Die SWR Dokumentation
"Wahre Christen oder böse Hetzer? Spaltet die AfD die Kirchen?" am
Donnerstag, 14. September 2017, ab 21 Uhr im SWR Fernsehen, geht den
in der Untersuchung angesprochenen Themen nach. Sie wirft auch die
Frage auf, ob ein Dialog mit Rechtspopulisten überhaupt möglich sein
kann. Ein Film von Thomas Leif.
Ausgeprägtes Freund-Feind-Denken
"Antiwestliche Dekadenzkritik und Kontakte zur 'Neuen Rechten'
gibt es auch im konservativen Milieu beider großen Kirchen" lautet
die Zusammenfassung der KAS-Studie. Sie warnt vor "ausgeprägtem
Freund-Feind-Denken" der rechts-konservativen Strömungen in den
Kirchen, das "einen Verlust von Dialogbereitschaft und Lernfähigkeit"
fördert. "Selbst konservative Kritiker des Rechtsdrifts werden als
Verräter und Opportunisten diffamiert und als Autoren, Redner oder
Kuratoren aussortiert." So drohe eine zunehmende Selbstbezogenheit
"am rechten Rand der Kirche, die in eine regelrechte 'Versektung'
führen kann." Weiter heißt es: "Vor allem in den Meinungsblasen
religiöser Internet-Parallelwelten siegt demagogische Vereinfachung
über differenzierte Sichtweisen. Gemäßigte Vertreter ziehen sich
zurück oder werden an den Rand gedrängt, für öffentlichen Einspruch
sanktioniert, als 'Spalter' und 'Nestbeschmutzer' diffamiert. So
kommt es zu einem 'Siebungseffekt'."
Erstarken "unheiliger politischer Allianzen" Die Studie warnt vor
dem Erstarken der "unheiligen politischen Allianzen", die von dem
"Grundübel der lauen Funktionärskirche" sprechen. "Mit dem
beobachteten Abdriften der Gesellschaft in ein unchristliches und
teilweise antichristliches Fahrwasser droht im konservativen
Kirchenspektrum die Empfänglichkeit für ein manichäistisches (Autor
der Studie: extrem polarisiertes) Weltbild zu wachsen. Darin steht
eine gute christliche Bekennerelite einer bösen, verderbten Welt
gegenüber."
Distanz zu Rechtspopulisten
In der SWR Dokumentation "Wahre Christen oder böse Hetzer?" geht
auch Frank Otfried July, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche
in Württemberg, auf Distanz zu Rechtspopulisten. Im AfD-Programm
"muss einem nicht alles gefallen, aber es ist so im legitimen
Korridor. Wir stellen aber jetzt fest, dass es aufputschende,
abgrenzende und ausgrenzende Reden gibt. Das kann auch ein
konservativer Christ nicht gutheißen." Florian Wahl, Mitglied der
Landessynode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, stellt
"eine ganz klare Unvereinbarkeit" der Evangelischen Kirche mit der
AfD fest.
SWR Vorführraum: Akkreditierte Journalist(inn)en können die
Dokumentation vorab im SWR Vorführraum unter www.presseportal.swr.de
ansehen.
Fotos unter www.ARD-foto.de
Pressekontakt: Katja Matschinski, Telefon 0711 929 11063,
katja.matschinski(at)SWR.de
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