(ots) - Die Welt verändert sich rasant - nur in den Schulen
nicht. Dort wird in vielen Fällen noch gepaukt wie vor 30 Jahren.
Lehrer verteilen massenweise Papiere mit Aufgaben, Schüler schleppen
Ranzen mit veralteten Büchern zwischen Kinder- und Klassenzimmer hin
und her, und "bildungsschädliche" Smartphones werden zu Beginn des
Unterrichts eingesammelt. Frontalunterricht, bei dem der Lehrer der
Klasse den Stoff vorträgt, ist nach Angaben von Pädagogen noch
vielerorts Alltag. Die neue, digitale Welt dagegen hält nur langsam
und scheibchenweise Einzug in die Schulen. Sogenannte Tablet-Klassen
haben - zumindest an staatlichen Bildungseinrichtungen -
Versuchscharakter und funktionieren nur dann, wenn die Lehrer mit
Engagement und Herzblut dabei sind. Insofern ist das Ergebnis der
Bertelsmann-Studie, nach der die Digitalisierung an Schulen noch
keine große Rolle spielt, nichts Neues. Doch in einem Punkt lässt sie
aufhorchen. Schulleitungen und Lehrer sagen: Wir würden ja gerne,
aber die Rahmenbedingungen stimmen nicht.
Das heißt nichts anderes als: Die Politik hat bislang kläglich
versagt, Lehrer, Schulen und Schüler fit zu machen für die Zukunft.
Auf der einen Seite: veraltete Technik, kaum vorhandene und langsame
WLAN-Netze, fehlende Endgeräte. Auf der anderen Seite: Es fehlen
Konzepte, und es gibt viel zu wenig brauchbare Software, die die
Möglichkeiten von Handys und Tablets für den Einsatz im Unterricht
nutzt. Stattdessen werden Schulbücher in PDFs umgewandelt. Im Oktober
2017 machte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) mit der
Ankündigung eines "Digitalpakts" Hoffnung. Fünf Milliarden Euro
sollten in die digitale Infrastruktur fließen. Doch dann passierte
nichts - und inzwischen ist eine entsprechende
Bund-Länder-Vereinbarung auf die Zeit nach der Bundestagswahl
verschoben. Seltsam übrigens, dass die großen Parteien das Thema aus
dem Wahlkampf heraushalten (wollen?).
Wohin es führt, wenn die digitale Revolution verschlafen wird,
zeigt sich nicht nur im Bereich der Elektromobilität, wo Firmen wie
Tesla die Deutschen abgehängt haben. Gestern wurde bekannt, dass der
Siemens-Konzern, eines der urdeutschen Traditionsunternehmen, die
digitale Zukunft in Fernost sieht und eines seiner globalen
Forschungs- und Entwicklungszentren nach China verlagert. Bislang
konnten wir uns als Land der Dichter und Denker darauf verlassen, mit
unseren Ideen und Tugenden im internationalen Wettbewerb auf vielen
Gebieten die Nase vorn zu haben. Doch wir sind dabei, unsere
Zukunftschancen zu verspielen - und das fängt genau dort an, wo die
Grundlagen für den deutschen Wohlstand gelegt werden: in den Schulen.
/ Bernd Loskant
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