(ots) - Eine einzige Botschaft hatte der Präsident des
Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), Dr. Mathias
Döpfner, bei der Eröffnung des Zeitungskongresses 2017 am 18.
September in Stuttgart: "Kämpfen Sie für die Zukunft freier
Gesellschaften durch freien, also kritischen Journalismus!", rief er
den gut 400 geladenen Gästen aus Verlagen, Wirtschaft und Kultur zu.
Die Lage sei ernst, die Verantwortung der Verleger von historischer
Tragweite.
An zahlreichen Beispielen machte Döpfner, zugleich
Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE (Berlin), seine
Überzeugung deutlich, dass "Demokratien der Mitte und des Maßes"
weltweit von wenigen Ausnahmen abgesehen geschwächt seien.
Populisten, Autokraten und Diktatoren befänden sich hingegen global
auf dem Vormarsch und würden jeden Tag stärker. Zugleich stelle sich
die Frage, wie sich Terrorangriffe und die großen politischen
Verwerfungen abwehren beziehungsweise die enormen gesellschaftlichen
Veränderungen durch medizinischen Fortschritt, Digitalisierung und
künstliche Intelligenz zum Wohl der Menschen gestalten lassen.
Döpfners Antwort: "Durch Journalismus. Als Werkzeug der Freiheit."
Journalismus sei "der Scheinwerfer der Aufklärung oder, eine
Nummer kleiner, zumindest die Taschenlampe des mündigen Bürgers".
Journalismus bedeute, unbequeme Fragen zu stellen, unangenehme
Wahrheiten auszusprechen, Verdecktes aufzudecken - Licht an Dinge zu
bringen, die im Dunkeln bleiben sollten. "Journalismus bedeutet
auch", so der BDZV-Präsident, "Streit, Polemik, Debatte - und damit
geistige Anregung und ein beharrliches Ringen um die richtige Sicht
der Dinge, die ewige Suche nach dem richtigen Weg." Er präge damit
letztlich den wahren Souverän der Demokratie - den mündigen Bürger.
Journalistisches Handwerk werde heute mehr denn je gebraucht,
stellte Döpfner fest. Entsprechend wolle die Branche auch behandelt
werden: "Wir erwarten, dass die Politik für Rahmenbedingungen sorgt,
die es uns ermöglichen, Journalismus als Geschäftsmodell zu
betreiben. Das bedeutet einerseits, dass solche Konkurrenz, die von
einer Art Steuer lebt, Grenzen gesetzt bekommen muss. Und
andererseits, dass Plattformen Plattformen bleiben müssen. Und eben
nicht die Rolle von Verlagen mit inhaltlicher Verantwortung,
redaktioneller Auswahl und eines Tages sogar eigenen Redaktionen
spielen dürfen."
Anderenfalls drohten, warnte der BDZV-Präsident, fatale Folgen:
"Wenn die größte Öffentlichkeit, die die Menschheit je erlebt hat,
von einer zentralen Stelle mit Inhalten bespielt wird, gibt es de
facto nur noch ein Medium. Und das ist ein Zustand, den man
ausschließlich aus Diktaturen kennt."
Aber auch Verleger und Verlagsmanager sollten etwas von sich
selbst erwarten, machte der BDZV-Präsident deutlich und schlug vor:
"Erstens: Dass wir für die Grundlagen unseres Geschäfts und damit für
die Zukunft des Journalismus und seiner Rolle in der Gesellschaft mit
aller Kraft kämpfen. Indem wir die medienpolitischen Ziele, die die
Zukunft von analogem, vor allem aber von digitalem Journalismus
ermöglichen und hier in diesem Verband definieren und durchsetzen."
Und zweitens: "Dass wir zu Hause in unseren Verlagen die
Rahmenbedingungen schaffen, damit Journalismus relevant und
erfolgreich bleibt." Die Bedingungen dafür seien, so Döpfner,
eigentlich günstig. Die Flut von so genannten Fake News habe im
öffentlichen Bewusstsein eine Renaissance der Nachricht eingeleitet.
Richtige, verlässliche Fakten, exklusive News seien ein begehrtes
Gut. "Der verantwortliche Absender ist wieder gefragt."
Der BDZV-Präsident endete mit einem flammenden Appell: "Ich bitte
Sie, jeden von Ihnen, als Verleger lokaler Zeitungen, regionaler
Zeitungen und nationaler Zeitungen: Geben Sie durch Ihren Mut zur
Freiheit der kritischen Recherche ein Beispiel, das Ihre Redaktionen
ermutigt. Stützen Sie den, der in der Stadtverwaltung aneckt, weil er
immer kritische Fragen stellt. Stützen Sie die Geschichte, die Ihnen
ein führender Politiker ausreden will. Und stützen Sie die
Veröffentlichung eines Beitrags, den ein großer Anzeigenkunde mit
Anzeigenboykott bestrafen könnte oder wird." Für bange Kompromisse
gebe es keinen Spielraum. Damit "am Ende nicht die Angst siegt,
sondern die Freiheit".
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