(ots) - Die baden-württembergische Kultusministerin
Susanne Eisenmann (CDU) will den sogenannten Konsulatsunterricht in
Deutschland auf den Prüfstand stellen. Als Präsidentin der
Kultusministerkonferenz (KMK) wird sie das Thema bei der Sitzung am
12. Oktober zur Sprache bringen, kündigte sie in einem Interview mit
der "Heilbronner Stimme" (Samstag) an. "Natürlich geht es zentral um
die Frage, ob die Grundlage für den Unterricht - die
Wanderarbeiterrichtlinie der EU von 1977 - noch zeitgemäß ist. Damals
ging es darum, dass Kinder von Wanderarbeitern den Kontakt zu ihrem
Herkunftsland nicht verlieren. Seitdem sind Jahrzehnte vergangen",
erklärte Eisenmann. "Heute geht es um Integration. Wir wollen
schauen, ob wir zu einem gemeinsamen Vorgehen finden, ob wir auch
europäisch initiativ werden müssen."
Beim sogenannten Konsulatsunterricht schicken die Herkunftsländer
Lehrer nach Deutschland. Der Unterricht findet meist an staatlichen
Schulen statt, wird aber nicht von der staatlichen Schulaufsicht
kontrolliert. Die Formen des muttersprachlichen Unterrichts sind von
Bundesland zu Bundesland verschieden. Kritik gibt es unter anderem am
türkischen Konsulatsunterricht. Die Gewerkschaft GEW sowie
Integrationspolitiker verschiedener Parteien fürchten eine politische
Einflussnahme der Türkei.
Änderungsbedarf sieht Eisenmann insbesondere bei der Überprüfung
der Konsulatslehrer. Bisher gebe es in der Fläche keine belastbaren
Informationen über die Lehrkräfte, die nach Deutschland geschickt
werden. "Das müssen wir uns aber genau anschauen in der KMK: Über
welche pädagogisch-didaktischen Erfahrungen verfügen die Lehrkräfte?
Ich halte es für sinnvoll, dass wir bestimmte Anforderungen stellen,
die die Lehrkräfte erfüllen müssen", erklärte Eisenmann.
Das Land habe die Regierungspräsidien sowie staatliche Schulämter
gebeten, Vorfälle beim Konsulatsunterricht zu melden, sagte
Eisenmann. "Aufgrund der Rückmeldungen sehen wir derzeit kein
flächendeckendes Problem. So ehrlich muss man schon auch sein", sagte
die Ministerin.
In Baden-Württemberg sei die Zusammenarbeit des Kultusministeriums
mit den türkischen Konsulaten "durchaus mühsam im Gegensatz zu der
mit anderen Konsulaten", erklärte Eisenmann weiter. Die türkischen
Generalkonsulate in Stuttgart und Karlsruhe lobten hingegen die
Beziehungen. Diese verliefen demnach "bis heute immer in einer sehr
konstruktiven, positiven, offenen und transparenten Atmosphäre",
erklärten die Konsulate gegenüber der "Heilbronner Stimme". "Der
türkische muttersprachliche Unterricht, der im Prinzip der
Transparenz angeboten wird, ist jederzeit für eine Überprüfung
offen", hieß es weiter.
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