(ots) -
- Neue Unternehmenskredite legen im 2. Quartal 2017 um +4,8 % zu
- Firmen wagen wieder mehr Investitionen aufgrund steigender
Kapazitätsauslastung bei anhaltend robuster Konjunktur
- Aussichten bleiben zunächst gut, nachhaltige Trendwende jedoch
fraglich
Das von KfW Research geschätzte Kreditneugeschäft der deutschen
Banken und Sparkassen mit Unternehmen und Selbstständigen gewinnt
weiter an Tempo: Im 2. Quartal 2017 hat es im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum mit +4,8 % erneut stark zugelegt, nachdem bereits
im Vorquartal die Wachstumsrate bei +2,9 % gelegen hatte. Zurzeit
entwickelt sich die Kreditvergabe damit so dynamisch wie seit Beginn
der Finanzmarktkrise nicht mehr. Und das aus einem deutlich
erfreulicheren Grund: Hatte vor zehn Jahren der abrupte
Wirtschaftsabschwung zur Folge, dass Unternehmen aufgrund von
Liquiditätsengpässen verstärkt kurzfristige Kredite in Anspruch
nehmen mussten, so spiegelt die aktuelle Belebung die anhaltend
robuste Konjunktur in Deutschland wider, die zu steigender
Investitionsneigung - und damit einhergehend Kreditnachfrage - führt.
"Die Chancen stehen gut, dass das Kreditneugeschäft bis ins Jahr
2018 hinein mit kräftigen Raten zulegt", kommentiert Dr. Jörg Zeuner,
Chefvolkswirt der KfW. Lange hätten sich die Unternehmen nicht von
den guten Finanzierungsbedingungen locken lassen. Das ändere sich
gerade. "Der Wirtschaftsaufschwung geht in sein achtes Jahre, die
Auslastung der Produktionskapazitäten ist hoch und nimmt zu, die
Stimmung in den Unternehmen ist hervorragend - ich gehe davon aus,
dass der dringend benötigte Ausbau des Kapitalstocks jetzt vorankommt
und die Unternehmensinvestitionen in diesem und im nächsten Jahr
spürbar an Schwung gewinnen werden. Damit wächst auch der
Finanzierungsbedarf der Firmen."
Von der aktuellen Aufhellung am Kreditmarkt kann man allerdings
noch nicht auf eine nachhaltige Trendwende schließen. Die
Kreditneuzusagen sind weiterhin deutlich von ihrem Niveau Anfang des
Jahrtausends entfernt, seit diesem Zeitpunkt sind auch erhebliche
strukturelle Veränderungen im Finanzierungsverhalten der Firmen
festzustellen: "Unternehmen geben der Innenfinanzierung den Vorzug,
stärken ihr Eigenkapital und meiden Verschuldung so weit wie möglich.
Diese Entwicklung geht einher mit sinkenden Investitionen im
Verhältnis zur Wirtschaftsleistung", so Zeuner. Es sei nicht
absehbar, dass die Firmen dieses Verhalten wieder ändern.
"Schließlich können sie weiterhin auf ihre große
Innenfinanzierungskraft bauen, zumal die regulatorischen
Verschärfungen in Verbindung mit einer wirtschaftlichen Abschwächung
die Kreditvergabebereitschaft der Banken jederzeit auf die Probe
stellen könnten."
KfW Research berechnet den KfW-Kreditmarktausblick exklusiv für
das Handelsblatt. Die aktuelle Ausgabe ist abrufbar unter:
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