(ots) - M und M Seite an Seite: Emmanuel Macron und
Angela Merkel lieferten am Dienstag zur Eröffnung der Frankfurter
Buchmesse symbolstarke Bilder. Die beiden Regierungschefs von
Frankreich und Deutschland standen da nebeneinander wie der
verkörperte Schulterschluss für ein gemeinsames Europa. Das Signal
ist wichtig, und es kommt am richtigen Ort zur rechten Zeit. Vor rund
30 Jahren, als Frankreich zum letzten Mal Ehrengast der Frankfurter
Buchmesse war und in Deutschland die Mauer fiel, war Europa beseelt
vom Wachsen und Zusammenwachsen. Heute grassiert in der Union der
Spaltpilz; Katalonien ist nur das aktuell virulenteste Beispiel für
die Abspaltungstendenzen. Der Nationalismus blüht, die
Rechtspopulisten segeln im Aufwind. Emmanuel Macron setzt eine
beflügelnde Haltung dagegen, seine Botschaft: Europa ist nicht das
Problem, sondern ist die Lösung. Das Timing und das Setting für den
Auftritt von "Merkron" zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse passten
perfekt - nicht nur, weil die weltgrößte Bücherschau dieses Jahr
Frankreich, der literarischen Nation schlechthin, die Ehre gibt,
sondern auch, weil zu Beginn "Die Hauptstadt" zum Buch des Jahres
gekürt wurde. Robert Menasses Roman deckt Verflechtungen, Krisen,
Machtkämpfe und Bürokratie-Exzesse in der EU-Kapitale Brüssel auf. Er
tut das spannend, auch ironisch, aber ohne billiges EU-Bashing und
auf dem Boden von Tatsachen. Vier Jahre lang hat der Schriftsteller
in Brüssel recherchiert. Sein Roman zeugt auch vom Verstehenwollen
und vom Verständnis für das, was menschlich ist. Und er appelliert:
Wir brauchen Europa und die Allianz der Demokraten, weil sonst die
Nationalisten und Ausgrenzer gewinnen könnten. Ein Buch gibt uns die
Chance, fremde Menschen, Länder, Motive und Schicksale kennen zu
lernen. Wir können uns vergleichen, identifizieren oder abgrenzen.
Trennendes klar benennen, Verbindendes suchen: Diese Haltung brauchen
wir aktuell auch in der politischen Kommunikation, im Umgang mit den
immer stärker kontrastierenden Vorstellungen über die Prioritäten in
Politik und Gesellschaft. Angela Merkel, lange Zeit die starke Frau
Europas, wirkte am Dienstag neben Emmanuel Macron relativ blass. Der
junge Polit-Star aus Paris stahl "Mutti" aus Berlin die Schau. Die
Kraft der Kanzlerin für kreative Impulse lahmt nach zwölf Jahren im
Amt. Emmanuel Macron ist es, der zur Zeit die Idee Europa inspiriert.
In seiner Sorbonne-Rede vor zwei Wochen lieferte Macron, der
Philosoph und Freund der Bücher, ein Feuerwerk an Visionen für die
europäische Allianz, von einer gemeinsamen Verteidigungs-, bis zu
Flüchtlings- und Finanzpolitik. Ob Macrons Zukunftsentwürfe tragen,
ist fraglich. Wolfgang Schäuble äußerte sich zuletzt (Stichwort:
ESM-Rettungsschirm) distanziert, auch der eventuell kommende
Bundesfinanzminister Christian Lindner dürfte kein Fan einzelner
Finanzvorschläge werden. Und wenn Macron mehr Institutionen
vorschlägt, übersieht er, dass es ja nicht der Mangel an Behörden
ist, an dem Brüssel krankt. Auch das kann man bei Robert Menasse
nachlesen. Aber: Was Europa gerade am meisten braucht, ist nicht
Skepsis, sondern Zuversicht. "Wir haben zugelassen, dass sich Zweifel
breitmacht", hatte Macron in Tallinn, vor den EU-Staats- und
Regierungschefs, gesagt. Ein zentraler Satz. Denn zukunftsfähige
Beziehungen funktionieren so: Die Partner haben anfangs nur Augen für
ihr Gegenüber; aber nach einer Weile richten sie den Blick auf einen
gemeinsamen Punkt am Horizont, auf den sie miteinander zugehen.
Bewegung braucht ein Ziel. "M und M" gehen Seite an Seite darauf zu.
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