(ots) - Die Rechtspopulisten legen seit dreißig Jahren
in Österreich zu - nun stehen sie kurz davor in die Regierung zu
kommen. "Ich verspreche Euch, ich werde ausmisten in diesem Land",
sagte Jörg Haider vor vielen Jahren. Es war nichts anderes als die
Ankündigung einer Revolution. Allerdings erfolgte diese nicht
ruckartig, sondern schleichend. Die FPÖ, die 1986 von Haider
übernommen wurde, hat den öffentlichen Diskurs in Österreich
maßgeblich geprägt und verändert. Sowohl im Ton, als auch in der
Themensetzung. Als die Freiheitlichen im Jahr 2000 erstmals auf
Bundesebene in die Regierung kamen, dachten noch viele, dass nun jene
"Entzauberung" stattfinde. Doch die Geschichte zeigte anderes. Unter
Heinz Christian Strache wurde die Partei noch stärker und ihre Agenda
"normal". Sogar die Sozialdemokraten regieren mittlerweile auf
Landesebene mit den Blauen. Und vieles deutet darauf hin, dass die
kommende Regierung eine Koalition aus ÖVP und FPÖ sein wird. Die
Anhänger der FPÖ, die sich lange verdeckt hielten, stehen jetzt
freimütig zu ihrer Gesinnung. Die ÖVP unter Sebastian Kurz hat auch
das Metathema - jegliches Politikfeld mit Flüchtlingen in
Zusammenhang zu bringen - von den Freiheitlichen übernommen. In der
FPÖ fanden sich zornige Menschen - meist Männer - wieder, weil ihre
diffuse Wut von den Freiheitlichen als Aufstand gegen die sogenannte
"Überfremdung" interpretiert wurde. Das schuf Identität und
Zugehörigkeitsgefühl. Die Gefühle von Ohnmacht und
Zu-kurz-gekommen-sein wurden legitimiert und zu einem
Forderungskatalog umformuliert. Man darf dabei nicht vergessen, dass
die Freiheitlichen historisch betrachtet aus dem deutschnationalen
Milieu kommen - es handelte sich ursprünglich um Leute, die ihre
Identität auf der Annahme gründeten, sie seien im völkischen Sinne
"Deutsche". Sie beriefen sich demnach auf die "Ethnie" und nicht auf
die Religion. Heute ist die Gruppenzugehörigkeit anders definiert.
Ein "echter Österreicher" ist für die FPÖ jedenfalls ein Christ und
kein Muslim. Die vermeintlichen Anwälte der "Entrechteten" haben
freilich einen autoritären Zug. Das alles löst in Österreich
mittlerweile nur mehr resigniertes Schulterzucken aus. Die FPÖ ist
nicht entzaubert worden, stattdessen scheinen sich viele Leute an
ihrem Zaubertrank des Nationalismus regelmäßig zu berauschen.
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