(ots) - Anlässlich der konstituierenden Sitzung des 19.
Deutschen Bundestages haben die evangelische und katholische Kirche
heute Morgen (24. Oktober 2017) neue und scheidende Mitglieder des
Bundestags zu einem ökumenischen Gottesdienst in die Französische
Friedrichstadtkirche in Berlin eingeladen.
In seiner Begrüßung erinnerte Prälat Martin Dutzmann,
Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) an den zweiten Brief des Paulus an Timotheus, in dem es heißt:
"Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft
und der Liebe und der Besonnenheit." (2 Tim 1,7). Obwohl in der Welt
vieles zum Fürchten sei, möge der deutlich veränderte Bundestag seine
Arbeit nicht in einem Geist der Furcht, sondern in einem Geist der
Kraft tun. Gott habe den Geist der Liebe gegeben, "der im politischen
Gegner nicht den Feind, sondern den Weggefährten sieht und den Geist
der Besonnenheit, der Pauschalurteile meidet, genau hinsieht und
sorgfältig abwägt", so Prälat Dutzmann zu Beginn des Gottesdienstes,
zu dem sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier,
Bundeskanzlerin Angela Merkel und der scheidende Bundestagspräsident
Norbert Lammert angekündigt hatten. "Diesen Geist erbitten wir für
den 19. Deutschen Bundestag.".
In seiner Predigt dankte Prälat Karl Jüsten, Leiter des
Katholischen Büros in Berlin, den neuen und den scheidenden
Abgeordneten für ihren Dienst. "Sie verdanken Ihr Amt nicht sich
selbst, sondern Ihrer Partei und vor allem anderen dem Wähler. Egal
in welchem politischen Lager Sie sich verorten - ich wünsche mir auch
für das kommende Parlament eine Kultur, in der die demokratischen
Tugenden über alle Fraktionsgrenzen hinweg gelebt werden. Das dürfen
die Bürgerinnen und Bürger von Ihnen erwarten." Bei der Frage des
Menschen, was aus ihm werde, gehe es immer um ein Leben vor Gott und
ein Leben in Relation zu anderen Menschen. So wie die Bibel vom Säen
und Ernten berichte, gehe es auch im Leben des Menschen zu. "Vieles
können wir beeinflussen, vielleicht sogar das Meiste. Aber nicht
alles. Auch wenn der Sämann noch so akribisch darauf achtet,
möglichst wenig Samen auf den Weg, auf felsigen Boden oder unter
Dornen fallen zu lassen, wird sich dies nicht ganz vermeiden lassen,
wenn er denn das ganze Feld ausnutzen möchte. Politikerinnen und
Politiker können noch so akribisch versuchen, es allen recht zu
machen, aber alles wird sich nicht gerecht und optimal regeln
lassen", so Prälat Jüsten.
Auch ein Parlament sehe sich immer wieder vor Ereignisse gestellt,
die im Vorfeld nicht vorhergesagt werden könnten. "Wir sind weder vor
Terroranschlägen noch vor den großen Herausforderungen der weltweiten
Migration gefeit." Politikerinnen und Politiker seien aufgerufen, das
Gemeinwesen zu gestalten. Prälat Jüsten fügte hinzu: "Vielleicht hat
mein Beruf mit dem Ihrigen etwas gemeinsam. Wir müssen die Menschen
erreichen, dabei dürfen wir ihnen nicht nach dem Mund reden. Wir
müssen die Wahrheit sagen, wir dürfen die Menschen nicht mit falschen
Versprechungen verführen, nicht mit ihren Ängsten spielen, um sie zu
vereinnahmen. Wir dürfen nicht auf den eigenen Vorteil aus sein, wir
müssen authentisch sein. Wir müssen die Menschen gewinnen, sich zu
engagieren. Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, dass aus jedem
etwas wird, zumindest das, was er werden kann und Perspektiven
schaffen für das, was er werden will."
Hinweis: Die Predigt von Prälat Karl Jüsten finden Sie als
Download unter www.dbk.de und www.ekd.de
Hannover, 24. Oktober 2017
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt
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