(ots) - Donald Trump muss sich nicht vorwerfen lassen,
nicht das zu versuchen, was er im Wahlkampf versprochen hat. Er trat
als ausgestreckter Mittelfinger der Wutbürger an und führt sich im
Amt genauso auf. Die Wähler in den USA haben mit dem erratischen
Narzissten genau das bekommen, wofür sie gestimmt haben: Einen
Zerstörer der Globalisierung, der mit der Abrissbirne herangeht, die
multilaterale Weltordnung zu zerstören, die Amerika nach dem Zweiten
Weltkrieg geschaffen hat. Lustvoll stieg Trump aus dem Pariser
Klimaabkommen aus und läutete die Totenglocken für den Freihandel.
Das über viele Jahre mühsam mit Iran ausgehandelte Kronjuwel der
transatlantischen Diplomatie wirft Trump ohne Not über den Haufen.
Die Nato-Kollegen pöbelte der "Amerika-First"-Präsident beim
Jubiläums-Gipfel des Bündnisses an, während er kaum einen Diktator
findet, für den er keine freundlichen Worte übrig hat - mit Ausnahme
des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong-Un, den der
"Twitterer-in-Chief" als "Little Rocketman" verspottet und nonchalant
mit einem Atomkrieg droht. Nach einem Jahr hat der
National-Chauvinist im Weißen Haus Amerikas Rolle in der Welt und das
Präsidentenamt selbst nachhaltig geschwächt. Sein Wort hat kein
Gewicht, weil dem chronischen Lügner kein vernünftiger Staatsmann
Glauben schenkt. Er kann uramerikanische Werte wie Freiheit und
Menschenrechte nicht hochhalten, weil er selber nicht daran glaubt.
Der Milliardär macht das "Quid pro quo" zum Leitprinzip seiner
internationalen Politik. Die Wertegemeinschaft weicht einer
transaktionalen Welt, in der sich Amerika für seine Leistungen
entlohnen lässt. Seine Gegner machen es Trump leicht, weil viele den
vermeidlichen Politclown unterschätzen. Sie verstehen bis heute
nicht, welche Kräfte ihn an die Macht gebracht haben. Es sind
dieselben von Angst vor der Globalisierung getriebenen Wähler, die
den Brexit angerichtet, Erdogan und Orban an die Macht gebracht, oder
für Front National, FPÖ und AfD gestimmt haben. Weil sie die Nöte der
Verängstigten über Jahre ignorierten und zur Systemkritik nicht in
der Lage sind, finden traditionelle Republikaner wie auch viele
Demokraten kein Rezept gegen den Rechtspopulisten. Stattdessen
flüchten sie in die vage Hoffnung, Sonderermittler Robert Mueller
werde in der Russland-Affäre den "rauchenden Colt" finden, der zur
Amtsenthebung Trumps führt. Die Angelegenheit ist Ernst und die
Indizien sprechen für eine Verschwörung mit und einen Verrat an die
Russen. Doch letztlich liegt es am Repräsentantenhaus, zu handeln.
Und danach sieht wenig aus. Während die Dämme der Gerichte und Medien
halten, versagt der Kongress in seiner Kontrollfunktion kläglich.
International gilt es, den Wunderglauben an eine Einhegung des
"Amerika-First"-Chauvinisten aufzugeben. Das Gleiche gilt für den
Versuch, Trump zu einem Unfall der Geschichte abzustempeln. Ein
Besuch im Mittleren Westen oder dem Süden des Landes entlarvt die
Idee eines Präsidenten, der irgendwie nicht zu Amerika passt, als
intellektuelles Appeasement. Tatsächlich glauben seine Fans innig an
die blondierte Lichtgestalt, die "Amerika-über-Alles" versprochen
hat. Es ist die Rückkehr eines Führerglaubens, der die ultimative
Reduktion von Komplexität anbietet. Wie andere Demagogen wird auch
Trump scheitern. Ungewiss bleibt dagegen, wie viel Schaden er bis
dahin angerichtet hat. Um das Schlimmste zu verhindern bedarf es
statt Besänftigung einer aktiven Eindämmungs-Strategie. Für Europa
heißt das: Zusammenrücken. Angesichts der Gefahren, die Trump für die
Welt bedeutet, gilt es keine Zeit mehr zu verlieren.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten(at)mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell