(firmenpresse) - Bonn/Berlin - In einer immer älter werdenden Gesellschaft wie der deutschen ist das Altern ein Problem. Obwohl die meisten Menschen aufgrund der medizinischen Fortschritte mit einer erfreulich hohen Lebenserwartung rechnen können, hat sich ein Grossteil der Bürger, Unternehmen, Politiker oder auch Medien noch nicht auf diese Situation eingestellt. Manche Aspekte des Alterns muss man nicht so ernst nehmen, werden sie doch von bestimmten Zeitungen und Zeitschriften als Futter für die ewig gleichen Geschichten um Schönheit und Jugend verwendet. So titelte vor kurzem die Zeitschrift Woman http://www.woman-magazin.de: "Frauen über 40: Für immer jung". Bekannte Schauspielerinnen wie Iris Berben oder Hannelore Elsner dienen dann regelmässig als Beleg dafür, wie man auch noch mit über 50 Jahren attraktiv und lebensfroh wirken kann. Der Wiener Standard http://diestandard.at hat jüngst von einer "Konservierungs-Lawine" gesprochen, die Frauen in "Alterskorsette" zwinge "bei gleichzeitiger Suggestion ihrer Sprengung".
In der Werbung ist der so genannte "Jugendwahn" allerdings noch allgegenwärtig. Mit jungen und knusprigen Menschen lässt sich - so die Strategie der Werbeagenturen - einfach besser um die Gunst der Zuschauer buhlen als mit Senioren, die einen Blasentee schlürfen oder eine neue Gehhilfe ausprobieren. Doch diese Klischees werden den heute über 65-jährigen Senioren nicht mehr gerecht. Etliche Vertreter dieser Altersgruppe fühlen sich weiterhin mobil und gesund. Das scheint nun auch die Werbeindustrie und das Fernsehen eingesehen zu haben. Wie der Kölner Stadt-Anzeiger http://www.ksta.de berichtete, waren die deutschen Privatsender bisher weitgehend auf junge Zuschauer fixiert. Doch in Zukunft müssten sie nicht nur die Werbung, sondern auch die Programme mehr an den Interessen älterer Menschen ausrichten. Der in diesen Tagen veröffentlichte Trendreport Anti-Aging Gesellschaft des Pro Sieben-Werbezeitenvermarkters Seven One Media http://www.sevenonemedia.de vertritt die These, dass Ältere für die Werbewirtschaft eine wachsende Rolle spielen. Neben verstärkten Investitionen in die Vorsorge würden Genuss und Bildung für die mobilen Älteren sehr wichtig, was sich in einer deutlich zunehmenden Reiseaktivität zeige.
Wer die oben angeführten Erscheinungen als "Luxusprobleme" begreift, dürfte dies mit Blick auf die Lage der älteren Beschäftigten in den deutschen Betrieben nicht mehr tun. Nach einem Bericht der Tageszeitung Die Welt http://www.welt.de hat die Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD) den "Jugendwahn" der Wirtschaft in der Personalpolitik heftig kritisiert. Es müsse Schluss sein mit der irrtümlichen Ansicht, Frauen und Männer über 50 seien in der Wirtschaft nicht mehr einsatzfähig. Ältere Menschen, so die Ministerin, seien hingegen ein "Aktivposten". Es sei schwer zu verstehen, wenn Firmen keine Senior-Manager über 35 mehr einstellten. Rückendeckung erhält die SPD-Politikerin aber auch aus Kreisen der Wirtschaft. Das Düsseldorfer Beratungshaus Harvey Nash http://www.harveynash.de nimmt für sich in Anspruch, die Zeichen der Zeit und damit des demographischen Wandels besser erkannt zu haben. "Gute Mitarbeiter sind für den geschäftlichen Erfolg oder Misserfolg von Unternehmen in entscheidendem Masse verantwortlich. Auf allen Ebenen kommt es auf die richtige Mischung aus jungen und älteren Arbeitskräften an. Jüngere wittern oft die neuesten technischen Trends und sind in ihrer universitären oder betrieblichen Ausbildung auf den aktuellen Stand gebracht worden. Und diejenigen, die über 40 oder 50 sind, verfügen über Know How und Erfahrungswissen", erläutert Harvey Nash-Geschäftsführer Udo Nadolski. Sein Beratungshaus habe die Stärken der Senior Manager erkannt und setze gerade beim Interim Management auf erfahrene Führungskräfte. "Wir raten unseren Kunden, Positionen im gehobenen Management, die für eine eingeschränkte Dauer auf ein bestimmtes Unternehmensziel hin eingerichtet werden, mit Senior Managern zu besetzen. Die Ergebnisse solcher Einsätze werden von den Unternehmen in der Regel als positiv und Gewinn bringend bezeichnet, da sie von der Persönlichkeit und der Kompetenz profitieren konnten, die im eigenen Unternehmen nicht mehr aufzufinden waren."
Die Realität sieht jedoch oft noch ganz anders aus, da nicht alle Unternehmen diesem Modell Folge leisten. "Mit 45 gelten Bewerber heute als alt, mit 50 sind sie kaum mehr vermittelbar. Von den 54 bis 65 Jährigen haben nicht mal mehr 39 Prozent einen Job. Auch gut Ausgebildete werden ausgemustert, wie eine Studie des Gelsenkirchener Instituts für Arbeit und Technik zeigt. Während 92 Prozent der 45- bis 54-jährigen hoch qualifizierten Männer berufstätig sind, sind es bei den 55- bis 64-Jährigen nur 61 Prozent. Bei Frauen sinkt die Quote noch stärker, von 84 auf 48 Prozent", schrieb die Wirtschaftswoche http://www.wiwo.de. Angesichts dieser Gemengelage sind die Lachfältchen im Gesicht der über 40-jährigen wohl eher das geringere Problem. Die Sorgenfalten dürften sich aufgrund der Misere am Arbeitsmarkt jedoch umso stärker eingraben.