(firmenpresse) - Bonn/Berlin - Die Deutschen bekommen eine Lektion in angelsächsischem Kapitalismus. In den vergangenen Monaten diskutierten die Menschen über Hedgefonds, die nach SPD-Parteichef Franz Müntefering eigentlich nur "Heuschrecken" genannt werden dürfen. Vor einem Jahr hätte wahrscheinlich nur eine Minderheit der Bundesbürger etwas mit dem Begriff "Hedgefonds" anfangen können. Berühmt- berüchtigt sind die Fälle, in denen Hedgefonds oder Private-Equity-Firmen nach folgendem Schema vorgehen: Sie kaufen ein Unternehmen mit geliehenem Geld und bürden diese Schulden dann dem gerade erworbenen Unternehmen auf. Sie ziehen Liquidität ab und zerlegen das Unternehmen, verkaufen die Filetstücke meistbietend und ziehen dann mit einem satten Gewinn wieder ab. Die Arbeitnehmer wundern sich anschliessend, wie denn ihr Job bei dieser ganzen Prozedur abhanden gekommen ist.
Der Siegeszug der Finanzinvestoren hat viele Deutsche überfordert, weil ihre ökonomische Bildung verbesserungswürdig ist. "Dass Kapitalismus mit Kapital zu tun hat, mag uns in Deutschland überraschen - in Grossbritannien, in den USA, in Asien weiss das jeder. Der wesentliche Unterschied zu Deutschland besteht aber darin: Anders als hier zu Lande, macht sich dort nahezu jeder den Kapitalismus zu Nutze", schreibt Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de, in der aktuellen Ausgabe von Der Mittelstand, dem Unternehmermagazin des BVMW. Die Deutschen hätten weder eigenes Kapital noch Verständnis für kapitalistisches Verhalten entwickelt, so der gelernte Bankkaufmann. Dieses Nichtwissen über die Funktion globaler Finanzmärkte erkläre das masslose Erschrecken, mit dem die Deutschen auf das Auftreten von Hedgefonds reagieren und den Staat zu Hilfe rufen.
Auch Hedgefonds könnten nicht im luftleeren Raum agieren. Kalkulieren sie falsch, so folgt ihre Pleite auf dem Fuss. Dann setzt in den Vereinigten Staaten die Kontrolle ein. Die Amerikaner achten genau darauf, ob die Fonds sorgfältig mit dem Geld ihrer Anlegen umgehen. Ohoven hält die Pläne Münteferings für zwecklos, die Fonds mit Gesetzen an die Kandarre nehmen zu wollen. Nationale Gesetze helfen nämlich in einem weltweit globalisierten Finanzplatz wenig. Doch auch der Mittelstands-Präsident fordert mehr Transparenz, da es unbefriedigend bleibe, wenn sich Hedgefonds in einem weitgehend ungeregelten Raum bewegen: "Anlass zur sorge gibt, dass eventuelle Schieflagen grösserer Fonds und die sich daraus ergebenden Risiken häufig erst dann zu erkennen sind, wenn es zu spät ist. Auch für ein mittelständisches Unternehmen wäre es gut zu wissen, wie es um einen Fonds bestellt ist, der sich als Investor anbietet." Wenn die Transparenz der Aktivitäten von Hedgefonds erhöht werde, dann habe auch der Mittelstand die Möglichkeit, die Herausforderung durch die Finanzinvestoren besser zu bestehen.