(firmenpresse) - Bonn/San Francisco - Bisher galten Computerspiele vor allem als Domäne für Jugendliche. Lehrer und Eltern reagieren oft skeptisch bis ablehnend, wenn sich Kinder und Jugendliche stundenlang mit Sims http://www.simszone.com oder Need for Speed: Most wanted http://www.ea.com beschäftigen. Computer- und Videospiele gelten als Ursache dafür, wenn Kinder lernschwach werden oder zur Gewalt neigen. Doch es gibt auch andere Stimmen: Wissenschaftler weisen darauf hin, dass Jugendliche heute schneller auf visuelle Reize reagieren und manche Aufgaben besser lösen als Jugendliche, die keine Erfahrungen mit Spielen haben, so die Welt http://www.welt.de. Und Schüler, die sich beim Rechnen schwer tun, hätten oft richtig Spass am "Blitzrechnen" auf dem Computer - der schimpfe nicht, sei geduldig und belohne auch kleine Erfolge.
Nach einem Bericht der Welt setzen amerikanische Hirnforscher jetzt solche Übungsprogramme auch bei Senioren ein, um die altersbedingten Verluste der geistigen Leistungsfähigkeit zu kompensieren. Etwa 30 Neurowissenschaftler haben ein Programm für Senioren entwickelt, das die Lernsoftwarefirma Posit Science http://www.positscience.com in San Francisco nun auf den Markt bringen will, berichtet das amerikanische Magazin Science http://www.sciencemag.org. "Darin üben und schärfen die Spieler vor allem die Wahrnehmung von akustischen Reizen und verbessern dadurch ihre Fähigkeit, Sprache schnell und automatisch zu verstehen und zu verarbeiten", schreibt die Welt.
Die Lernsoftware HiFi biete Spielszenen rund um die Themen Familie und Reisen an. Dabei müssten die Teilnehmer beispielsweise zwischen unterschiedlich hohen Pfeiftönen unterscheiden. "Wir wollen damit die neuronalen Verbindungen wieder verstärken, die für die akustische Entschlüsselung und Verarbeitung von Sprache gebraucht werden", sagt Henry Mahncke von Posit Science. Bei Älteren nehme häufig die Geschwindigkeit der Sprachverarbeitung ab, was dann zu weiteren Problemen führe. Wer einem Gespräch nicht gut folgen könne, könne sich auch die Informationen nicht merken.
In einem Testlauf mit 95 hochbetagten gesunden Freiwilligen im Durchschnittsalter von 80 Jahren habe sich gezeigt, dass diejenigen, die zwei Monate lang täglich eine Stunde mit dem Computerprogramm trainierten, im Anschluss in den Standardtests zu Gedächtnis und Aufmerksamkeit deutlich besser abschnitten. "Die Teilnehmer waren geistig zehn Jahre jünger geworden", zitiert die Welt Mahncke.
Die amerikanischen Untersuchungsergebnisse könnten auch für eine alternde Gesellschaft wie die deutsche interessant sein, sagt Michael Sander, Geschäftsführer des Lindauer Beratungshauses TCP Terra Consulting Partners GmbH http://www.terraconsult.de. "Wenn die Menschen immer älter werden, kommt es besonders darauf an, dass sie auch im hohen Alter geistig frisch bleiben und kommunizieren können. Hier sollte geprüft werden, ob neue Technologien hilfreich sein können. Der Zukunftsforscher Matthias Horx hat ja auch vor kurzem mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass Computerspiele sozusagen zur Verblödung der Jugendlichen führen und hat sogar provokativ festgestellt: Computerspiele machen schlauer. Ein junger oder alter Mensch wird generell davon profitieren, wenn er eine möglichst grosse Bandbreite an Medien in seinem täglichen Leben einsetzt. Wenn ein Kind oder ein älterer Mensch eine Stunde pro Tag mit Computerspielen verbringt, heisst das ja nicht, dass er deshalb auf das Lesen von Zeitungen oder Büchern verzichten sollte."