(firmenpresse) - Bonn - Knapp 70 Tage vor Beginn der Fussball-Weltmeisterschaft in Deutschland erschüttert ein erneuter Skandal den deutschen Fussball: Die undurchsichtige Finanzaffäre um den ehemaligen Manager des Bundesligaklubs Bayer Leverkusen www.bayer04.de, Rainer Calmund. Der Vorwurf, den die Kölner Staatsanwalt jetzt gegen den Ex-Manager erhebt, geht von Untreue "in einem besonders schweren Fall" aus. Es steht der Manipulationsverdacht von mindestens drei Bundesligaspielen im Mittelpunkt. Diese Manipulationen sollen dem damals abstiegsbedrohten Verein in der Saison 2002/03 den Klassenerhalt gesichert haben. Die Verdächtigungen basieren auf einer Selbstanzeige der Bayer-Verantwortlichen, die besagt, dass Calmund eine Spielmanipulation bereits im Mai 2004 gegenüber Hausjuristen von Bayer gestanden haben soll. Im Fokus der Ermittlungen befindet sich zur Zeit die Bundesligapartie gegen 1860 München, in der 500.000 Euro an drei Spieler der Löwen gezahlt worden sein sollen, weitere 80.000 Euro an einen Geldkurier. Die fragliche Summe von 580.000 Euro soll laut Calmund an einen Spielervermittler für Kaufoptionen an serbischen Jungnationalspielern geflossen sein. Der Ex-Manager bestreitet diese Vorwürfe.
Die sich häufenden Skandale und Manipulationsvorwürfe rund um den deutschen Fussball werfen die Frage nach der Rolle des Geldes im Fussballgeschäft auf. Genau mit diesem Thema beschäftigt sich das Buch "Geld schiesst Tore - Fussball als globales Business - und wie wir im Spiel bleiben" der beiden Handelsblatt-Redakteure www.handelsblatt.de Dieter Hintermeier und Udo Rettberg. Hier wird deutlich, dass das weltumfassende Milliarden-Geschäft Fussball nur durch eine stärkere Kommerzialisierung den Weg aus der Krise schaffen kann. Dies ist jedoch keine einfache Aufgabe, wie das Beispiel des Bundesligavereins Borussia Dortmund eindrucksvoll beweist: 1997 mit dem Gewinn der Champions League und dem Weltpokal zur besten Vereinsmannschaft der Welt aufgestiegen, stand der Club 2004/05 vor einem Schuldenberg von 150 Millionen Euro und der Verweigerung der Lizenz. Gründe für diese Entwicklung sind in einem chaotischen und risikoreichen Finanzierungsmodell und nicht zuletzt auch in der Unfähigkeit der Clubmanager zu suchen.
Grundsätzlich gilt heute: der nationale sowie internationale Fussball wird zunehmend von den sportlich erfolgreichen und damit untrennbar verbunden auch wirtschaftlich starken Vereinen geprägt. Angesichts der bevorstehenden Weltmeisterschaft und der für Fussballfans wohl wichtigsten Frage, ob Deutschland Weltmeister werden wird, fällt besonders die Finanzlage der deutschen Fussballklubs ins Auge, die im internationalen Vergleich schlecht aussieht. Im Zusammenhang damit lässt sich auch die Misere der deutschen Nationalmannschaft und des deutschen Fussballs auf internationaler Ebene erklären, wo in dieser Saison nur der FC Schalke 04 ein europäisches Achtelfinale erreichen konnte. Denn nur wer es sich erlauben kann, durch Aktien, Mäzene, die dezentrale Vermarktung der TV-Rechte und Grosskonzerne im Hintergrund, gigantische Spielertransfers zu tätigen und hohe Spielergehälter zu zahlen, wird auf Dauer Erfolg haben. So ist es kein Wunder, dass internationale Stars nicht in der Bundesliga spielen, sondern für ein fürstliches Gehalt die Ligen in Spanien, England oder Italien aufmischen. Die Autoren halten die Börse für die interessanteste Finanzierungsquelle der Fussballclubs und ziehen als Fazit, dass ein Verein sich als "Marke" etablieren muss. Hier bieten sich den Clubs vor allem auf dem boomenden Markt Chinas grosse Absatzmöglichkeiten im Bereich des Merchandising.
Jörg Löbker bewertet in seiner Buchrezension für das Ende März erscheinende Heft der Zeitschrift NeueNachricht http://www.neue-nachricht.de die von den Autoren eingebrachten Regeländerungen für den Fussball, die sich stark an den US-Profi-Ligen der Sportarten Basketball, Eishockey, American Football und Baseball orientieren, als fragwürdig. Diese Änderungen sind wegen der immer noch - trotz Skandalen und Misserfolgen - vorhandenen Faszination dieses Sports unnötig. So bekommt der "bis zum vorletzten Kapitel durch augenscheinlich gründliche Recherche und zahlreiche interessante Fakten aufkommende gute Gesamteindruck des Buches im letzten Abschnitt einige Kratzer", bemerkt Löbker.
"Geld schiesst Tore", die Behauptung, die der Titel aufwirft, wird durch dieses Buch deutlich belegt und gleichzeitig die Bedeutung des Geldes im Fussball erläutert. Löbker gibt am Ende seiner Rezension eine Empfehlung an alle Fussballfans und solche, die es werden wollen, da das Buch fundiertes Wissen und spannenden Lesespass garantiert.
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