(firmenpresse) - Bonn/Düsseldorf - Dem Dauerlächler Johannes B. Kerner, den manche als smart, andere als seicht empfinden, kann man nicht entgehen. Seine Bildschirmpräsenz ist extrem hoch. Mal mimt er den Sportexperten, dann plaudert er in seiner Talkshow über Intimes oder Handwerker, guckt in Kochtöpfe oder preist Geflügelwurst an. Doch Kerner strebt nach Höherem: Er moderiert auch schon mal eine Jubiläumsveranstaltung der SPD und engagiert sich gemeinnützig. Und wenn ihn die CSU-Medienkommission zur Talk-Reihe "Menschen & Medien" einlädt, gibt der ZDF-Moderator dem Medienkommissions-Chef Markus Söder auch keinen Korb und fabuliert, nach dem Ende seiner Fernsehkarriere könne er sich vorstellen, in die Politik zu gehen. "Es würde mich reizen", so der Journalist, der nicht gern als "Kuscheltalker" http://www.csu.de durchgehen will.
Neuerdings ist Kerner auch noch zum Börsenprofi mutiert. In ganzseitigen Anzeigen in der Presse wirbt er seit dem 1. März für den Börsengang von Air Berlin http://www.airberlin.com. Die Zeichnungsfrist des Billigfliegers läuft bis zum 4. Mai. Kerner wörtlich: "Wie ich clever profitiere? Ich zeichne Aktien von Air Berlin. Air Berlin hat von mir schon ganz schön profitiert. Weil ich so oft mit denen fliege. Jetzt kann ich auch von Air Berlin profitieren, denn die gehen an die Börse. Und ich geh’ jetzt zur Bank - die Aktie muss ich einfach haben". Hansjürgen Rosenbauer, von 1991 bis 2003 ORB-Intendant und Mitglied des Medienrats Berlin-Brandenburg, ist von dieser neuen Aktion Kerners nicht besonders angetan. In der tageszeitung http://www.taz.de schreibt Rosenbauer: "Wenn Kerner für Geflügelwurst wirbt, ist das seine Sache, denn Wurst richtet in der Regel keinen grossen Schaden an. Wenn er aber seine über die Präsenz in einem öffentlich-rechtlichen Sender erworbene Popularität nutzt, um zu einem Risikogeschäft zu animieren - dann ist das eben nicht ‚wurscht’."
Zwar unke der ZDF-Mann, dass dies "der beste Börsenstart des Jahres" werden könne. Doch Rosenbauer verweist auf den Sprecher der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) http://www.dsw-info.de, der dazu rät, die Kursentwicklung abzuwarten: "Dass Air Berlin in den beiden vergangenen Jahren Verluste gemacht hat, dass die 2004 bestellten 60 Airbus-Flieger noch gar nicht voll finanziert waren und die neuen Preise bei British Airways und der Lufthansa in Deutschland vor allem Air Berlin zu spüren bekommen dürfte - all das verschwindet hinter Kerners Lächeln."
Im Gespräch mit der Tageszeitung Die Welt http://www.welt.de gab sich der in die Kritik geratene Sympathieträger denn auch bedeckt. Eine Garantie für den Erfolg von Neuemissionen gebe es nie. Er werde zeichnen, und nicht nur pro forma. Zum Grund seines Engagements für Air Berlin befragt, gab Kerner folgende Antwort: "Ich habe von Firmenchef Hunold ein Angebot bekommen. Wir sind befreundet." Und auf die Frage, ob der studierte Betriebswirt Kerner einen Aktientipp parat habe: "So intensiv habe ich mich mit der Materie doch noch nicht beschäftigt. Das wichtigste wohl: Setze nur Geld ein, das Du übrig hast."
Jörg Peisert, Geschäftsführer der Düsseldorfer JP&P Vermögensmanagement GmbH http://www.jpp-online.com, rät Anlegern, sich besser bei Fachleuten Rat zu holen: "Es ist völlig verständlich, dass Unternehmen bekannte Namen nutzen, um für sich zu werben. Doch die Erfahrungen mit den gut bezahlten Börsentipps von Prominenten sind eher durchwachsen. In der Presse sind in diesem Zusammenhang ja wieder Manfred Krug, der für die Telekom-Aktie warb, die Gottschalk-Brüder oder Verona Pooth genannt worden. Johannes B. Kerner zehrt von seinem Nimbus der journalistischen Unabhängigkeit. Ich bezweifle, dass er sich mit dieser Aktion einen Gefallen getan hat, auch wenn sich sein Sender jetzt schützend vor ihn stellt. Ich rate insbesondere den Privatanlegern, mehr auf Experten zu hören und dem Charme von Kerner eher dann zu erliegen, wenn er tolle Kochrezepte vorstellt oder einfühlsame Gespräche führt."
Ähnlich kritisch äusserte sich Jürgen Kurz von der DSW: "Die Werbung von Kerner für Air Berlin suggeriert eine Sicherheit, die es nicht gibt." Laut Süddeutscher Zeitung (SZ) http://www.sueddeutsche.de raten Aktionärsschützer bei Air Berlin zur Vorsicht. "Die Aktie ist gerade für Privatanleger, die sich womöglich von Kerner angesprochen fühlen, aber bislang wenig Erfahrung an der Börse gesammelt haben, viel zu riskant", sagte Markus Straub, Vorstand bei der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) http://www.sdk.org.