(firmenpresse) - Bonn/Berlin - Der deutsche Arbeitsmarkt gerät zumindest teilweise in Bewegung. Während die hiesigen Grossunternehmen weiterhin massiv Arbeitsplätze abbauen, melden Zeitarbeitsfirmen Tausende von Neueinstellungen, schreibt der Berliner Tagesspiegel http://www.tagesspiegel.de. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) http://www.arbeitsagentur.de waren während des ersten Halbjahres 2004 durchschnittlich rund 300.000 Menschen in der gewerblichen Zeitarbeit beschäftigt. Den aktuellen Bestand beziffert Thomas Läpple vom Bundesverband Zeitarbeit Personaldienstleistungen (BZA) http://www.bza.de auf 343.000 Zeitarbeiter bei über 440 Zeitarbeitsfirmen. Bis zum Jahresende könnten es sogar 360.000 werden. Zudem gibt es in Deutschland noch Nachholbedarf: Hier zu Lande ist erst ein Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse in der Zeitarbeits-Branche tätig. Der europäische Durchschnitt liegt bereits bei 2,6 Prozent.
Insbesondere für Arbeitslose scheint die Zeitarbeit eine Möglichkeit zu sein, wieder den Sprung ins Erwerbsleben zu finden. Eine Studie der BA belegt, dass 2004 über 64 Prozent der Zeitarbeiter zuvor ohne Job waren, knapp 14 Prozent schon seit einem Jahr. Und rund ein Drittel der Zeitarbeiter werden in traditionelle Arbeitsverhältnisse aufgenommen. Nach Abschluss des so genannten Tarifvertrags Zeitarbeit profitieren sie von etlichen Vorteilen, die bis dato für Festangestellte galten. Im Gegenzug fiel der Gleichbehandlungsgrundsatz weg, der vorschrieb, Zeitarbeiter ab einer bestimmten Verweildauer im Unternehmen wie eigene Angestellte zu vergüten, so der Tagesspiegel. Ausserdem dürfen Zeitarbeiter unbegrenzt überlassen werden; zuvor war dies höchstens 24 Monate möglich.
Selbst von Gewerkschaftsseite kommen positive Töne. "Zeitarbeit ist eine gute Chance, um aus der Arbeitslosigkeit raus zukommen", sagt Hilmar Höhn vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) http://www.dgb.de. Allerdings wünscht er sich, dass aus noch mehr befristeten schliesslich feste Arbeitsverhältnisse werden. "Viele Hochschulabsolventen sind frustriert, wenn sie die fünfzigste Absage erhalten oder ohne Erfolg von Bewerbungsgespräch zu Bewerbungsgespräch ziehen", so Udo Nadolski, Geschäftsführer des Düsseldorfer Beratungshauses Harvey Nash http://www.harveynash.de. "Unternehmen tendieren mittlerweile dazu, selbst Fach- und Führungskräfte nur noch auf Zeit einzustellen. Dies gilt umso mehr für Jungakademiker, die erst einmal einen Fuss in die Tür setzen wollen. Wer beispielsweise über gute Kenntnisse in den Bereichen Informationstechnologie und Ingenieurwesen verfügt, kann ein Zeitarbeitsverhältnis nutzen, um erste Kontakte und Beziehungen zur Arbeitswelt aufzubauen."
Einig sind sich die meisten Experten, dass der Markt für Zeitarbeit auch langfristig boomen wird. Unternehmen wollen nicht mehr nur kurzfristige Engpässe überwinden, sondern schätzen die Flexibilität, die mit solchen Arbeitsverhältnissen einhergeht. Allerdings besteht kein Anlass, in Jubelstimmung zu verfallen. Denn zumindest die Arbeitnehmer müssen wissen, dass die Zeitarbeitstarife in der Regel deutlich unter denen in der jeweiligen Branche liegen.