(firmenpresse) - Bonn/Rom - Die österreichische Zeitschrift Format http://www.format.at schreibt Klartext. Während Kunsthistoriker, Theologen und katholische Eiferer den Bestseller-Autor Dan Brown der Unwissenschaftlichkeit und Kirchenfeindschaft zeihen, macht die Format-Überschrift deutlich, worum es eigentlich geht, nämlich um die "Brown-Kohle". Als Schnulzensänger war der 41-jährige Amerikaner halt nicht so erfolgreich wie als "Bestseller-Maschine", die einen Markt bedient, ohne irgendwelche moralischen Absichten damit zu verfolgen.
Eigentlich müsste sich der Autor bei einigen Herren aus dem Vatikan und ihren Helfershelfern bedanken, die sich als eine Art "outgesourcte PR-Agentur" für den zurückgezogen lebenden Schriftsteller betätigen. Schon jetzt gilt als ausgemacht, dass der Film "Der Da Vinci Code" ein Blockbuster werden wird. Man vergleiche nur "Mission Impossible 3" und die Dan-Brown-Verfilmung. In ersteren will keiner rein, da der Hauptdarsteller als dauerverliebter Sofa-Hoppser und Scientoloy-Propagandist negativ von sich reden machte. Seitdem mögen Tom Cruise deutlich weniger Zuschauer als zuvor. Bei Dan Brown hingegen weiss der Leser, was er bekommt: Unterhaltungsliteratur pur, ein paar Verschwörungstheorien obendrauf und als Sahnehäubchen kostenlose moralische Empörung derer, die ihre Gefühle verletzt fühlen.
Julia Encke bringt es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) http://www.faz.net auf den Punkt: "Die Einflussangst ist völlig übertrieben. Dan Brown mag eine Verschwörungstheorie aufgegriffen und weitererzählt haben. Doch heisst das noch lange nicht, dass sämtliche Leser und ein grosses Kinopublikum ihr auch anheimzufallen drohen." Nicht nur Encke findet es befremdlich, wenn es anlässlich des Filmstarts in den Vereinigten Staaten Boykottaufrufe gibt, ein philippinischer Staatssekretär ein Verbot des Films fordert und Opus Dei vergeblich einen Warnhinweis im Vorspann fordert, der den Film zur reinen Fiktion erklärt. Der Regisseur Ron Howard wäre sicher schlecht beraten gewesen, wenn er den Vorschlag der selbst ernannten Glaubens-Elite aufgegriffen hätte, da sich der Reiz beim Zuschauen doch gerade daraus erklärt, dass man sich zwei Stunden lang in einem dunklen Kinoraum in eine andere Welt flüchtet und man diese dann für real hält.
Auch Journalisten geraten ausser Rand und Band, wie beispielsweise Alexander Riebel in der katholischen Tagespost aus Würzburg http://www.die-tagespost.de, der sich über die "kirchenfeindliche Haltung eines Dan Brown" und die angeblich kultur- und glaubensfeindliche Ideologie von MTV am Beispiel der Serie "Popetown" erregt. Es kann ja sein, dass man im beschaulichen Würzburg der Meinung war, bei MTV handele es sich um eine Art "Radio Maria". Die kulturkämpferische Kreuzzugsmentalität von Journalisten, die sogleich nach dem Ausschöpfen aller "rechtlichen Möglichkeiten" verlangen, sollte allerdings nachdenklich stimmen. So recht will Riebel jedoch nicht daran glauben, dass sich der Staat zum Erfüllungsgehilfen der Religiösen machen lässt. So bleibe es nur den Eltern vorbehalten, "Kinder vor menschen- und glaubensverachtenden Fernsehsendern zu schützen", schreibt er über MTV.
Es ist nicht nachvollziehbar, dass sich auch in der katholische Kirche die Stimmen mehren, die einer Einschränkung der Meinungsfreiheit das Wort reden. Dies ist letztlich nur Wasser auf die Mühlen auch jener islamistischen Extremisten, die wie im Fall des tapferen Welt-Chefredakteurs Roger Köppel selbst vor versuchtem Mord nicht zurückschrecken. Die katholische Kirche könnte Dan Brown, Popetown und andere Erscheinungen des Zeitgeistes mit Gelassenheit ertragen und in der Erkenntnis, dass sie das alles als weltumspannende Glaubensgemeinschaft überdauern wird. Es passt nicht zu der grossen und 2000 Jahre alten Geschichte des Christentums, wenn einige seiner mehr oder minder wichtigen Vertreter sich verhalten wie Zensoren oder Hausmeister.