(firmenpresse) - Bonn/Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) findet die Zustände nicht hinnehmbar: Auf dem deutschen Lehrstellenmarkt fehlen in diesem Jahr nach Schätzungen bis zu 50.000 Plätze. Der "Tag des Ausbildungsplatzes" vier Monate vor Beginn des neuen Lehrjahres brachte die Erkenntnis, dass die Lage sogar schlechter ist als in den vergangenen Jahren. Das SPD-Präsidium bezifferte die "rechnerische Lehrstellenlücke" für März 2006 auf 256.842 Plätze; 32.000 mehr als vor einem Jahr. Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) http://www.dihk.de, findet die Situation weniger dramatisch. Die Sorge vieler Politiker gründe auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) http://www.arbeitsagentur.de, die auf den ersten Blick einen deutlichen Anstieg der unvermittelten Bewerber anzeige. Allerdings habe die BA "im Kleingedruckten" selbst darauf hingewiesen, dass die Zahlen statistisch überhöht seien und ein Vorjahresvergleich daher nicht möglich sei.
Während Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) und Gewerkschaftsvertreter teilweise scharfe Töne gegen die Wirtschaft anschlugen, warnt diese vor einseitigen Schuldzuweisungen. Nach Ansicht von Mario Ohoven, Präsident des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) http://www.bvmwonline.de, ist die Lehrstellenlücke nicht auf den bösen Willen der Arbeitgeber zurückzuführen. Die Lehrstellennot sei nur ein Aspekt der gesamten Misere am deutschen Arbeitsmarkt. Ausserdem könnten insbesondere kleine und mittlere Betriebe die Kosten für Sozialversicherung, Bildungsmassnahmen und den innerbetrieblichen Aufwand kaum noch stemmen. "Dadurch schlägt ein Azubi unter dem Strich mit rund 16.000 Euro im Jahr zu Buche", so der Mittelstandspräsident. Ohoven schlägt vor, jeder Azubi solle ein monatliches Grundgehalt von 300 Euro bekommen; dazu kämen dann Zuschläge für gute Leistungen in Berufsschule und Betrieb. Motivierte und fleissige Azubis hätten so keine Einbussen zu befürchten.
Vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund haben Schwierigkeiten, auf dem hiesigen Lehrstellenmarkt Fuss zu fassen. Nach dem aktuellen Nationalen Bildungsbericht, der im Rahmen der Kultusministerkonferenz (KMK) am 1. und 2. Juni veröffentlicht werden soll, haben junge Türken die grössten Probleme beim Übergang in die Erwerbstätigkeit. Zwischen 1994 und 2004 sei in den alten Ländern der Anteil der ausländischen Jugendlichen an der Gesamtheit der Auszubildenden von 9,4 Prozent auf 5,6 Prozent zurückgegangen, berichtet die Tageszeitung Die Welt http://www.welt.de vorab aus dem Bericht.