(ots) - Der Entwurf des Bundesfinanzministeriums für ein
Anlegerschutzgesetz wurde im Hinblick auf die offenen Immobilienfonds
erheblich entschärft. Die Banken haben sich mit ihren Wünschen
durchgesetzt: Die Fonds sollen nicht mehr pauschal abgewertet werden.
Und auch die Kündigungsfrist von zwei Jahren soll aufgeweicht werden.
Der Aktionsbund Aktiver Anlegerschutz begrüßt zwar das Bemühen um
einen besseren Schutz von Anlegern, insbesondere auch bei den offenen
Immobilienfonds, der gut gemeinte Entwurf des Bundesfinanzministers
dürfte den Anlegern jedoch kaum helfen, ihre Rechte durchzusetzen.
Insbesondere wurden die strukturellen Probleme bei den offenen
Immobilienfonds nicht angegangen: Seit Jahren werden die
Immobilienwerte stetig "hoch geschrieben". Abweichend zum
schwankenden Immobilienmarkt entwickeln sich die Immobilien der
offenen Fonds immer nur in eine Richtung: nach oben. Hier sollte der
Gesetzentwurf ursprünglich mit einem pauschalen Wertabschlag von 10
Prozent eingreifen. Dies mag für einzelne Fonds gerechtfertigt sein,
wie die sprunghaften Abwertungen der letzten Zeit zeigen: Aberdeen
wertet den Degi Global Business 21,6 Prozent ab; und Morgan Stanleys
Immobilienfonds P2 Value verliert 10,8 Prozent. Andererseits werden
die Anbieter ebenso wie die Zeichner seriöser Fonds bestraft. Was die
Branche braucht, sind zuverlässige Kriterien, nach denen die
Immobilien bewertet werden.
Kerstin Kondert, Vorstand Aktionsbund Aktiver Anlegerschutz: "Der
Anleger muss in schwächeren Fonds mit weiteren eruptiven Ausschlägen
rechnen. Der Immobilienmarkt ist im Zuge der Wirtschaftskrise
weltweit problematisch geworden. Anschlussvermietungen sind
überwiegend schwieriger geworden, in aller Regel sind erhebliche
Re-Investitionen erforderlich, die zunächst die Liquidität der Fonds
belasten."
Auch auf Vorgänge wie die Commerzbank "Zwangsfusion" von
hausInvest Europa mit seinem kleineren "Schwesterfonds" hausInvest
Global hat der Entwurf keine Antwort. Wenn eine Bank in einem Fonds
mehrere Rollen spielt, bringt das Konflikte mit sich, die nicht zu
lösen sind.
Der Hintergrund: hausInvest Europa und hausInvest Global sind
offene Immobilienfonds der Commerz Real. Während der hausInvest
Europa als solide gilt, hat der hausInvest Global mit gravierenden
Schwierigkeiten zu kämpfen. Über die Hälfte seines
Immobilienbestandes liegt in Ländern, die von der Finanzkrise
besonders betroffen sind, und überdies laufen eine Vielzahl von
Mietverträgen in diesem und im nächsten Jahr aus. Auch
Liquiditätsdecke und Performance waren deutlich schwächer als in der
"großen Schwester" hausInvest Europa. Was plant nun die Commerzbank?
Beide Fonds sollen per 1.10.2010 einfach zu einem verschmolzen
werden. Gegen diese diktatorische Maßnahme der Commerzbank wehren
sich bereits zahlreiche Anleger unter Führung des Aktionsbundes
Aktiver Anlegerschutz e.V.
Denn die Commerzbank ist nicht nur (mittelbare) Konzernmutter der
Commerz Real Investmentgesellschaft mbH, die die beiden Fonds
verwaltet; sie ist daneben auch Depotbank der beiden Fonds. D.h. sie
verwahrt das Vermögen beider Fonds und soll es so vor Veruntreuung
und Insolvenz der Fondsemittenten schützen. Der AAA sieht hier
erhebliche Interessenkonflikte und fordert die Einhaltung dieser
Treuepflicht energisch ein.
Thomas Lippert, Vorstand Aktionsbund Aktiver Anlegerschutz e.V.:
"Wenn die Depotbank des hausInvest Europa tatsächlich unabhängig
wäre, hätte sie dieser Fusion vermutlich nicht zugestimmt"
Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Schirp, Vertragsanwalt des Aktionsbundes
Aktiver Anlegerschutz: "Wir gehen für die Mitglieder des AAA nicht
nur gegen die Zwangsfusion der Coba-Fonds vor. Auch die anderen
offenen Fonds, die derzeit geschlossen sind, beobachten wir sehr
genau. Gespannt sind wir insbesondere bei DEGI, ob die Fonds im
Herbst wieder öffnen. Insgesamt wird der Herbst 2010 eine
erkenntnisreiche Zeit."
Weitere Infos zu beiden Fonds und zur prekären Lage der Offenen
Immobilienfonds unter www.aktionsbund.de.
Pressekontakt:
Ansprechpartner:
Aktionsbund Aktiver Anlegerschutz e.V.
Thomas Lippert (Vorstandsvorsitzender)
Tel. 030-31519340 sowie 0178-5538572
e-mail: lippert(at)aktionsbund.de
URL: www.aktionsbund.de
Schirp Schmidt-Morsbach Neusel Rechtsanwälte
Dr. Wolfgang Schirp
Tel. 030-3276170 sowie 0179-5320213 (Dr. Schirp)
e-mail: schirp(at)ssma.de
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