Wie lässt sich mit intelligenten Strom- und Verkehrsnetzen die Zukunft gestalten? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Fachkonferenz des VDE und der Hanns Seidel Stiftung.
(firmenpresse) - Im Rahmen der Veranstaltung diskutierten Experten über technische Voraussetzungen und politische Perspektiven für eine flächendeckende Einführung von Elektrofahrzeugen sowie über Wettbewerbschancen für den Standort Deutschland.
Zu Beginn der Veranstaltung verwies Dr. Peter Witterauf, Geschäftsführer der Hanns-Seidel-Stiftung, auf die Notwendigkeit des Zusammenwachsens von Umwelttechnik und Energietechnik. „Wir brauchen mehr vernetztes Denken“, argumentierte er anlässlich der Konferenz. Viele Verkehrsexperten seien sich heute bereits darüber einig, dass Elektroautos in einigen Jahren die Benziner ablösen würden. Hierfür benötige Europa ein ganzheitliches Energiekonzept.
Professor Dr.-Ing. Jochen Kreusel, Mitglied im VDE-Präsidium und Vorsitzender der Energietechnischen Gesellschaft im VDE, verwies auf die politischen Ziele für 2020, dass in der Europäischen Union mindestens 35% und in Deutschland mindestens 30% des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden sollen. Allerdings sei die derzeit vorhandene Infrastruktur nicht für größere Mengen unregelmäßig einspeisender Energie ausgelegt. So sei die Windenergie ohne zusätzliche große Speicher nicht in der Lage, konventionelle thermische Kraftwerke zu ersetzen.
Alternativen zur Energiespeicherung seien der Netzausbau auf europäischer Ebene zur Verbindung von Last- und Erzeugerzentren sowie die Mitnutzung von Speichern in Anwendungen, die vor Ort auf alle Fälle benötigt werden. Als Beispiel nannte er unter anderem Batterien in Elektroautos. Für den Ausgleich mehrtägiger Windflauten oder saisonaler Schwankungen seien große stationäre Speicher erforderlich. Dies könnten Speicherseen in Skandinavien oder alpinen Regionen sein, aber auch Wasserstoffspeicher in unterirdischen Salzkavernen.
Professor Dr.-Ing. Rik W. de Doncker von der RWTH Aachen und Vorstand der Energietechnischen Gesellschaft im VDE stellte im Rahmen der Fachkonferenz eine aktuelle VDE-Studie zur Elektromobilität vor. Kernaussagen dieser Studie lauten unter anderem wie folgt:
•Die Batteriekosten limitieren derzeit die Reichweite,
•die Kosten der Batterie müssen durch Verbrauchsvorteile erwirtschaftet werden,
•reine Elektrofahrzeuge eignen sich für Strecken von bis zu 100 km,
•die Lithium-Ionentechnologie verfügt über ein hohes Potenzial für Kostensenkungen,
•die Batterie bleibt die teuerste Komponente im Automobil.
Der Forschungs- und Entwicklungsbedarf, so Prof. de Doncker, betreffe insbesondere Kostenreduktionen als auch Maßnahmen zur Erhöhung der Reichweite von Lithium-Ionenbatterien. Da einer Studie zufolge 87% der durchschnittlichen Tagesfahrleistung unter 100 km liegen, seien Elektrofahrzeuge für die meisten Fahrten ausreichend. Für weitere Fahrten und zur Erhöhung der Akzeptanz seien ergänzende Range-Extender eine Alternative.
Professor Dr.-Ing. Klaus Wucherer, Präsident der IEC International Electrotechnical Commission in Genf sprach von einem Standortvorteil für Deutschland. Elektromobilität und das Zusammenwachsen des Strom- und Verkehrsnetzes eröffneten gute Chancen für den Standort, unterstrich Wucherer. Unverkennbar sei auch der verschärfte Wettbewerb um Fachkräfte und den Faktor Wissen. „Zwischen Fachkräfte- und Innovationspotenzial besteht eine Korrelation“, verdeutlichte er. So verfüge beispielsweise China über ein enormes Potenzial an gut ausgebildeten Elektroingenieuren.
Redaktionsbüro für Wissenschaft und Technik