(ots) - Der 13-Jährige ist nicht zu bändigen. Immer wieder
klaut das Kind, flüchtet aus Heimen, schlägt, raubt, bedrängt
Mädchen, auch sexuell. Wir schreiben das Jahr 2007, Berlin dümpelt
durch den Sommer, als die Debatte über den strafunmündigen
Intensivtäter namens Adnan die Stadt aufrüttelt. Polizisten berichten
von ihrer Frustration, Experten melden sich, die Jugendämter beteuern
ihre Hilflosigkeit - und die Politik streitet mal wieder über
geschlossene Heime für delinquente Kinder. In diesem Sommer hat die
wiederholte Festnahme von elf- und 13-jährigen Heroindealern die
gleichen Wellen geschlagen. Eine eigentlich liberale, dem
Kinderschutz verpflichtete Gesellschaft fragt sich ernsthaft, wie sie
mit diesen Kindern umgehen und sie dem schädlichen Einfluss ihres
kriminellen Umfeldes entziehen soll. 2007 meldete sich nach längerem
Schweigen auch Klaus Wowereit zu Wort. Und plädierte dafür, in
Einzelfällen Kinder auch in geschlossenen Heimen unterzubringen. Zum
Schutz der Öffentlichkeit, wie er damals sagte. Allerdings wolle er
keine solchen Kapazitäten in Berlin aufbauen. Fast auf den Tag genau
drei Jahre danach ist es wieder so weit. Wieder mischt sich der
Regierende Bürgermeister recht spät in die Debatte ein und reagiert
mit seinem immer noch funktionierenden Sensor auf die Stimmung in der
Stadt. Denn dass etwas geschehen müsse mit den strafunmündigen
Tätern, meinen irgendwie alle. Wowereit verkündete, es müsse die
Möglichkeit zu geschlossenen Heimen für schwerkriminelle Kinder
geben. Da bleibt die Frage, was der Regierende Bürgermeister
eigentlich die vergangenen drei Jahre unternommen hat, um dieses
drängende Problem zu lösen. Zwar nennt es "unerträglich", dass solche
"Bürschlein" den Rechtsstaat vorführten. Aber offenbar konnte
Wowereit Adnan und seine vielen weniger prominenten Nachfolger doch
ganz gut ertragen, sonst würde er nicht jetzt seine Forderungen von
2007 wiederholen. Um das Problem anzugehen, hätte er ja auch schon
mal dem bewährten Träger EJF das Geld geben können, um südlich der
Stadt ein solches Heim mit intensivster Betreuung für delinquente
Kinder einzurichten. Wowereits markige Worte heute und vor drei
Jahren sind ein Beleg für den Populismus in der Debatte über Pro und
Contra geschlossener Heime. Es gibt längst Einrichtungen, aus denen
Kinder so gut wie nicht entweichen können. Sie liegen in der Einöde,
Erzieher betreuen die Kinder dort rund um die Uhr und haben ein Auge
auf sie. Die Betreuer dürfen die Kinder sogar festhalten. Wesentlich
anders dürfte es auch in einem "Kinderknast", wie die Grünen
Wowereits Plan nannten, nicht zugehen. Anstatt alle Jahre wieder über
geschlossene Heime zu streiten, sollte die Politik lieber dafür
sorgen, dass Jugendämter und Familiengerichte rechtzeitig dafür
sorgen, dass schwierige Kinder die notwendige Hilfe erhalten.
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