(ots) - Arbeitgeber in Norddeutschland verbieten immer
häufiger Einsätze ihrer Beschäftigten bei den Freiwilligen
Feuerwehren. Sie bringen mit diesem Verhalten die Brandschützer in
große Personalnot und gefährden die Bevölkerung. Dies haben
Recherchen der Sendung "Menschen und Schlagzeilen" (Mittwoch, 4.
August, 21.00 Uhr, NDR Fernsehen) ergeben.
"Es gibt zunehmend Schwierigkeiten bei der Freistellung von
Feuerwehrkräften im Einsatz. Die Situation hat sich in Deutschland
verschärft", so der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes,
Hans-Peter Kröger, in der Sendung "Menschen und Schlagzeilen".
Einzelne Wehren seien tagsüber nur bedingt oder sogar überhaupt nicht
mehr einsatzbereit. Dies führe dazu, dass bei Unfällen oder Bränden
mittlerweile Feuerwehren aus drei oder vier Orten gleichzeitig
alarmiert werden, um überhaupt genügend Helfer zusammenzubekommen.
Den Unmut der Chefs bekommen Feuerwehrleute oft schon im
Vorstellungsgespräch zu spüren. "Da wurde gleich gesagt: Also während
der Arbeitszeit losfahren, das würde überhaupt nicht funktionieren",
sagte ein Feuerwehrmann in "Menschen und Schlagzeilen". Wer dennoch
zum Einsatz ausrücke, würde in den Betrieben schikaniert und von den
Chefs massiv unter Druck gesetzt - so der Bericht eines Wehrführers.
Aus Angst um ihren Arbeitsplatz nehmen offenbar viele
Feuerwehrleute dies hin. Einige gaben an, sogar ihren Alarmpieper zu
Hause zu lassen, um keinen Ärger im Betrieb zu bekommen. Oder sie
ignorieren die Alarmierung trotz großer Gewissensbisse einfach ganz:
"Man weiß, man wird benötigt, es geht los. Und man liest dann
vielleicht: Verkehrsunfall und Person in Gefahr. Und man darf halt
nicht los, weil der Arbeitgeber nein sagt", sagte ein Feuerwehrmann
in "Menschen und Schlagzeilen", der aus Angst vor seinem Arbeitgeber
unerkannt bleiben möchte.
Dabei sind Arbeitgeber durch das Brandschutzgesetz verpflichtet,
Wehrleute für die Dauer des Einsatzes freizustellen. Und sie haben
sogar die Möglichkeit, sich den Ausfall des Mitarbeiters von den
Gemeinden erstatten zu lassen - inklusive der
Sozialversicherungsleistungen.
Auch Wirtschaftsverbände sind auf das Problem aufmerksam geworden.
So appellierte der Präsident der Industrie- und Handelskammer
Schleswig-Holstein, Christoph Andreas Leicht, die Betriebe sollten
das Brandschutzgesetz einhalten. Im Interview mit dem NDR Fernsehen
räumte er jedoch ein: "Wir haben relativ wenig Möglichkeiten, außer
der Aufklärung natürlich, dort aktiv zu werden." Er setze aber auf
die Erkenntnis und Einsichtsfähigkeit der Arbeitgeber, so Leicht
weiter.
Die Feuerwehrleute sind indes skeptisch, dass sich an ihrer
Situation in absehbarer Zeit etwas ändert. "Erst wenn es quasi
gebrannt hat, weiß es jeder zu schätzen", sagte ein Wehrführer bei
Menschen und Schlagzeilen.
Für Rückfragen: NDR Fernsehen, Redaktion "Menschen und
Schlagzeilen", Telefon: 040/4156-4785. (Originaltöne sind
vorhanden.)
Weitere Informationen zur Sendung finden Sie unter
www.ndr.de/menschenundschlagzeilen.
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