(firmenpresse) - Von Alexander Hauk / www.bayern-nachrichten.de
Augsburg/Nürnberg (aha). Kirche und Konsumforscher wollen ein
Aufleben heimischer Advents- und Weihnachtsbräuche beobachtet haben. Nach Angaben des Augsburger Weihbischofs Anton Losinger haben in den vergangenen Jahren zwar immer mehr zweifelhafte Feiergewohnheiten den eigentlichen Sinn des Weihnachtsfestes überlagert, dennoch erlebten ursprüngliche und heimische Weihnachtsbräuche gerade ein Comeback: „Die Menschen setzen sich wieder mehr mit der eigentlichen Bedeutung des Weihnachtsfestes auseinander, weil sie eine Sehnsucht nach den Sinnstrukturen des Lebens haben“, sagt Losinger.
Dass es sich bei der Beobachtung des Kirchenmannes nicht nur um einen frommen Wunsch handelt, bestätigt die Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) in Nürnberg. Vor allem die Globalisierung habe zur Rückbesinnung auf traditionelle Werte beigetragen, berichtet Konsumforscher Wolfgang Twardawa: „Das Weihnachtsfest hilft den Menschen bei der Suche nach der eigenen Identität.“ Diese würden sie in heimischen Traditionen, Festen und im Glauben finden. Weihnachten habe daher neben der religiösen auch eine hohe identitätsstiftende Bedeutung, so der Konsumforscher.
Während die ursprüngliche Bedeutung des Weihnachtsfestes, die Geburt Jesu Christi, in den Hintergrund gedrängt wurde, entwickelte sich Weihnachten zur Kauf-, Vergnügungs- und Reisezeit. „Auslöser für den Wandel war zum einen die Besatzungszeit, in der die Soldaten ihre Weihnachtsbräuche nach Deutschland brachten, zum anderen die 68er-Generation, deren Abwendung von Traditionen auch das Weihnachtsfest betraf“, so Losinger. Als Folge dieser Entwicklung seien viele Kinder erst gar nicht mehr in die heimischen Bräuche des Weihnachtsfestes und dessen Bedeutung eingeführt worden. „Ein kommerzialisiertes Weihnachtsfest vermittelt keine Wertvorstellungen. Die Menschen suchen etwas anderes: Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens“, begründet Losinger die Kehrtwende. Das belege auch eine Renaissance des Krippenbaus: „In ganz Bayern sind Krippen gefragt, wie schon seit langem nicht mehr“, hat der Weihbischof beobachtet.
Nach Angaben von Harald Wohlfahrt, dem Gründer des ersten deutschen Weihnachtsmuseums in Rothenburg ob der Tauber, hat die Bedeutung von Weihnachten für den Einzelnen viel mit familiärem Brauchtum zu tun. „Der gemeinsame Kirchgang, das Singen von Weihnachtsliedern, dazu der Christbaum mit Schmuck, die Krippe, all das gehört zu Weihnachten und verbindet.“ Das Besondere an der deutschen Weihnacht sei, dass viele der weltweit gelebten Weihnachtstraditionen ihren Ursprung in Deutschland hätten, so der Weihnachtsexperte, selbst der so oft kritisierte Santa Claus.