(firmenpresse) - Von Paul Humberg
Bonn/Rheinbach – Die Situation der älteren Arbeitslosen ist prekär. Sie haben geringere Chancen, ins Berufsleben zurückzukehren. Als Folge droht ihnen häufig Altersarmut. Zu diesen Ergebnissen gelangen Heribert Engstler vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) http://www.dza.de in Berlin und Martin Brussig vom Institut Arbeit und Technik (IAT) http://www.iatge.de in Gelsenkirchen nach Sichtung und Auswertung aktueller Daten der Bundesagentur für Arbeit und der Deutschen Rentenversicherung. „Weniger als ein Sechstel der Bezieher von Arbeitslosengeld I oder II im Alter ab 58 Jahren sind in der offiziellen Arbeitslosenstatistik enthalten, da die meisten Erwerbslosen dieses Alters die Möglichkeiten des ‚erleichterten Leistungsbezugs’ in Anspruch nehmen, bei dem sie der Arbeitsvermittlung nicht mehr zur Verfügung stehen müssen“, schreibt die Zeitschrift Wirtschaftsbild http://www.wirtschaftsbild.de.
Die offizielle Arbeitslosenstatistik bietet überdies ein schiefes Bild. Denn zählt man diejenigen Arbeitslosen hinzu, die an „entlastenden“ Maßnahmen der Arbeitsagenturen teilnehmen, insbesondere die vielen „1-Euro-Jobber“, ist gegenwärtig eher von 1,4 bis 1,5 Millionen Arbeitslosen ab 50 Jahren auszugehen als von den offiziell ausgewiesenen 1,1 Millionen. Besonders alarmierend: Mehr als die Hälfte der älteren Arbeitslosen sind Langzeitarbeitslose, nur ein Drittel von ihnen kehrt in eine Beschäftigung zurück. Wirtschaftsbild zufolge hat sich die soziale Absicherung der älteren Langzeitarbeitslosen durch die Einführung des SGB II und die Verkürzung von ALG I insgesamt verschlechtert.
„Mehr als 70 Prozent der Rentenzugänge des Jahres 2004 von Männern, die zuletzt arbeitslos waren, erfolgte vorzeitig unter Inkaufnahme von Abschlägen, die Hälfte der langzeitarbeitslosen Männer ging mit dem maximalen Abschlag von 18 Prozent in Rente. Die bewilligten Altersrenten wegen Arbeitslosigkeit lagen 2004 mit einer Durchschnittshöhe von 961 Euro deutlich unter dem Niveau der anderen vorgezogenen Altersrenten“, so Wirtschaftsbild weiter. In den nächsten Jahren könnte der Druck zur frühestmöglichen Verrentung älterer Arbeitsloser seitens der Arbeitsagenturen und der Grundsicherungsträger auf ältere Arbeitnehmer zunehmen. Hintergrund ist die Abschaffung des erleichterten Leistungsbezugs zum 31. Dezember 2007 und das Interesse an einer Vermeidung des hohen Aussteuerungsbetrages, den die Bundesagentur für Arbeit für ALG II-Bezieher nach längerer Arbeitslosigkeit an den Bund zahlen muss. Statt verstärkter Hilfe zur Rückkehr in den Arbeitsmarkt droht die schnellstmögliche Frühverrentung mit stärkerer Verlagerung der Kosten der Arbeitslosigkeit in die gesetzliche Rentenversicherung.
Dringenden Handlungsbedarf sieht Udo Nadolski vom Düsseldorfer Beratungshaus Harvey Nash http://www.harveynash.de: „Für die Jüngeren, die sich von Praktikum zu Praktikum hangeln, hat sich der Begriff Generation Praktikum oder Prekariat eingebürgert. Dabei dürfen wir nicht verkennen, dass sehr viele Menschen über 50 massive Probleme haben, von der Arbeitslosigkeit wieder in reguläre Beschäftigung zu kommen. Daher ist die Rente mit 67 für viele ein utopisches Ziel, das sich nur zu gerne erreichen würden.“