(ots) - Der Chef des Bundespräsidialamtes, Dr. Lothar
Hagebölling, hat heute in Schloss Bellevue die drei für den Deutschen
Zukunftspreis nominierten Teams vorgestellt. Sie stehen damit in der
Endausscheidung um den mit 250.000 Euro dotierten Forschungspreis,
dem Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation.
Staatssekretär Dr. Hagebölling würdigte die Nominierungen als
besondere Auszeichnung für die hervorragenden Forscher und
Entwickler: "Der Preis ehrt Teams, die mit Kreativität und Wissen
innovative Produkte entwickeln und so zu Wohlstand und
Zukunftsfähigkeit in unserem Land beitragen." Bei den nominierten
Projekten stehen wichtige Zukunftsthemen im Mittelpunkt: Wie können
wir ressourcen- und umweltschonender leben? Wie können neue Wege der
Unterstützung des Menschen durch Technik einer immer älter werdenden
Gesellschaft helfen? Welche Basistechnologien ermöglichen
ressourcenschonende Verfahren in der chemischen Industrie?
Am 1. Dezember verleiht Bundespräsident Christian Wulff den
Deutschen Zukunftspreis 2010 an eines der nominierten Teams. Erst
kurz zuvor am selben Tag wird die Jury unter Vorsitz von Professor
Dr. Günter Stock über den Gewinner entscheiden. Das
Nominierungsverfahren sieht vor, dass die Präsidenten und
Vorsitzenden der führenden deutschen Institutionen aus Wissenschaft
und Wirtschaft vorschlagsberechtigt sind und jeweils bis zu drei
Projekte benennen können. Deren wissenschaftliche Relevanz und
formale Ãœbereinstimmung mit den Statuten des Preises werden bei
diesen Institutionen überprüft. In mehreren Sitzungen berät dann die
Jury über die Vorschläge und entscheidet sich für bis zu vier
Innovationen, die in die Endrunde gelangen. Zielsetzung des Deutschen
Zukunftspreises ist es, die Bandbreite aktueller Innovationen
aufzuzeigen.
Folgende Teams wurden für den Deutschen Zukunftspreis 2010, den
Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation, nominiert:
Team I
Prof. Dr.-Ing. Gunther Krieg (Sprecher),
Dipl.-Ing. (FH) Jürgen Bohleber,
Dipl.-Ing. (FH) Dirk Christian Fey,
UNISENSOR Sensorsysteme GmbH, Karlsruhe
Laserlicht findet Wertstoffe - Ressourcen für unsere Zukunft Die
drei Forscher entwickelten mit ihrem Team ein Verfahren, um
PET-Kunststoff aus Getränkeflaschen beim Recycling sauber und
sortenrein zu trennen und selbst von kleinsten Fremdstoffen zu
befreien.
Das Verfahren nutzt Laser, die Granulat oder zu Flocken
zermahlenes Polyethylenterephtalat (PET) mit ultraviolettem,
sichtbarem und infraroten Laserlicht beleuchten. Sensoren fangen das
Streulicht auf und analysieren es. Anhand eines charakteristischen
physikalischen Fingerabdrucks lassen sich Fremdmaterialien und
Verunreinigungen zuverlässig erkennen, die mithilfe von
Überschalldüsen entfernt werden.
Weltweit werden immer mehr Getränke in Einwegflaschen aus PET
abgefüllt. Für die Umwelt ist das keine schlechte Nachricht, denn
PET-Einwegflaschen sind laut aktuellen Studien nicht umwelt- und
klimaschädlicher, als Mehrwegflaschen aus Glas. Voraussetzung dafür
ist jedoch, dass das PET-Material recycelt und zur Herstellung neuer
Flaschen wiederverwertet wird.
Bisherige Recyclingverfahren waren nur unzureichend in der Lage,
verschiedene Wertstoffe zu unterscheiden und etwa Papier, Leim- oder
Farbreste zu erkennen. Deshalb ließ sich nur ein Teil des recycelten
PET erneut zur Produktion von Getränkebehältern nutzen.
Das neue Verfahren ermöglicht es dagegen, aus gebrauchten
PET-Kunststoffen einen Wertstoff zu gewinnen, der sich zu 100 Prozent
in neuen Flaschen verwenden lässt. Mehrere Recyclingbetriebe in
Europa und Amerika arbeiten bereits mit der
"Powesort-200"-Technologie. Weitere Anlagen sollen bald folgen.
Künftig werden sich auch Kunststoffe aus Elektronik-Altgeräten oder
Automobilen auf diese Weise zurückgewinnen, stofflich trennen und
wiederverwenden lassen.
Team II
Dr.-Ing. Peter Post, Sprecher(Sprecher),
Dipl.-Ing.(FH) Markus Fischer
Dipl.-Ing. Andrzej Grzesiak*
Festo AG & Co. KG Esslingen,
*Fraunhofer Institut Produktionstechnik und Automatisierung (IPA),
Stuttgart
Vorbild Elefantenrüssel - ein Hightech-Helfer für Industrie und
Haushalt
Die drei Forscher und ihre Teams schufen nach dem Muster von
Konstruktionsprinzipien aus der Natur einen einzigartig flexiblen
Handling-Assistenten für eine neue Generation vielseitig einsetzbarer
Assistenzsysteme.
Das bionische Handhabungssystem, das an einen Elefantenrüssel
erinnert, besteht aus einem mechatronischen Rüssel, einem Greifer und
drei Fingern. Seine Besonderheit ist eine enorme Anpassungsfähigkeit:
Greifer und Finger können sehr behutsam selbst rohe Eier, Tomaten
oder ein Glas Wasser anfassen und ebenso sachte mit Tieren und
Menschen umgehen.
Voraussetzung für die ausgeprägte Feinfühligkeit des "Bionischen
Handling-Assistenten" ist seine Leichtbauweise, die auf einem
3D-Druckverfahren basiert. Dabei werden schrittweise dünne
Pulverschichten eines biegsamen Kunststoffs übereinander aufgetragen
und per Laser verschmolzen. Auf diese Weise fertigten die Forscher
den kompletten künstlichen Rüssel samt seinen beweglichen Teilen. Das
Problem von Robotern, die heute in der industriellen Produktion
schwere, eintönige oder gefährliche Tätigkeiten verrichten, ist ihre
Ungelenkigkeit und fehlende Sensibilität. Deshalb können die
Maschinen nicht mit menschlichen Kollegen zusammenarbeiten. Der
neuartige Handling-Assistent, der bislang als Prototyp existiert,
ermöglicht dagegen den Bau von Assistenzsystemen, die menschlichen
Werkern ohne Verletzungsgefahr zur Hand gehen können. Und sie sollen
über mögliche Anwendungen in der Industrie hinaus künftig zur
Unterstützung von kranken oder gebrechlichen Menschen dienen - etwa,
indem sie ihnen Speisen, Getränke oder Medikamente holen und reichen.
Das würde mehr Lebensqualität für diese Menschen bedeuten.
Team III
Prof. Dr. rer. nat. Ferdi Schüth*(Sprecher),
Dr. rer. nat. Dirk Demuth,
Dr. rer. nat. Wolfram Stichert
* Max-Planck-Institut für Kohleforschung, Mülheim,
hte Aktiengesellschaft, Heidelberg
Chemische Beschleuniger im Turbotest - neue Katalysatoren eröffnen
Energieoptionen
Die drei Forscher kreierten zusammen mit ihren Teams ein
innovatives Testverfahren, mit dem sich sehr schnell und effizient
die wirkungsvollsten Katalysatoren für chemische Reaktionen aufspüren
lassen.
Herzstück der Technologie ist die so genannte
Parallelrohrreaktortechnik. Sie bündelt mehrere Dutzend einzelne
Rohre, in denen das Reaktionsmedium gleichzeitig über
unterschiedliche Katalysator-Kandidaten hinweg strömt. Für die
Auswertung der Experimente entwickelten die Forscher eigens neuartige
und schnelle Analysetechniken sowie eine speziell an das
Hochdurchsatzverfahren angepasste Software.
Katalysatoren haben eine überragende Bedeutung für Wirtschaft und
Klimaschutz. Viele chemische Prozesse, etwa in der Umwelt- und
Energietechnik, kommen erst mithilfe geeigneter
Reaktionsbeschleuniger in Schwung. Diese geben zum Beispiel
Automobilingenieuren ein Werkzeug an die Hand, um künftige strengere
Abgasnormen erfüllen zu können. Und sie helfen beim Ersatz von Erdöl
durch nachwachsende Rohstoffe, etwa durch die Herstellung von
Kunststoffen aus pflanzlichen Rohmaterialien oder von synthetischen
Biokraftstoffen.
Bisher war die Suche nach den besten Katalysatoren aufwendig und
teuer. Zahlreiche in Frage kommende Substanzen mussten nacheinander
unter realen Bedingungen getestet und analysiert werden. Das neue
Hochdurchsatzverfahren beschleunigt die Katalysatorentwicklung
erheblich. Es trägt maßgeblich dazu bei, sparsam mit Energie und
wertvollen Ressourcen umzugehen. Das Verfahren ist bereits sehr
erfolgreich im Markt etabliert und wird von vielen Unternehmen aus
dem Umfeld der chemischen, petrochemischen und Öl-Industrie.
Weitere Informationen und Bildmaterial sind im Presseservice unter
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