(ots) - Der Deutsche Kinderschutzbund Bundesverband e.V.
sieht seine Einschätzung über das Ausmaß der Kinderarmut, das sich
aus den Berechnungen der Bundesregierung zur Neuregelung der Hartz
IV-Kinderregelsätze schließen lässt, nunmehr regierungsamtlich
bestätigt. Denn die Auswertung der EVS zeigt, dass die Familien mit
einem Kind im untersten Fünftel noch weniger für ihr Kind ausgeben
können als der jetzige Kinderregelsatz beinhaltet. Dazu kommen noch
die Familien mit zwei, drei und mehr Kindern mit geringem Einkommen
und die 2 Mio. Kindern unter 18, deren Familien bereits Hartz IV
beziehen. "Insgesamt leben damit mehr als 4 Millionen Kinder in
Deutschland in Armut. Das Ausmaß der Kinderarmut ist demnach viel
größer als bislang von der Politik zugegeben. Das ist ein riesiger
Skandal und das größte Risiko für Deutschlands Zukunft", sagte der
Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers.
Weiterhin kritisiert der Deutsche Kinderschutzbund Details der
Neuregelung der Hartz IV-Kinderregelsätze scharf: "Kinder sind keine
kleinen Erwachsenen und sie sind erst recht keine kleinen
Arbeitslosen. Es ist völlig unverständlich, warum Familienlotsen in
den Jobcentern anstatt der Jugendhilfe für die gesellschaftliche
Teilhabe der Kinder bei Bildung, Sport, Musik und Kultur zuständig
sein sollen", so Hilgers. Die Ermittlung und Entscheidung über die
Bedürfnisse der Kinder müsse von Fachleuten der Jugendhilfe getroffen
werden.
Hilgers stellte das bestehende System der Familienförderung in
Deutschland in Frage: "Wir brauchen ein Fördersystem, das nicht nur
die Kinder von Hartz IV-Empfängern unterstützt, sondern auch die der
Niedrigverdiener. Vom bisherigen Leistungssystem profitieren vor
allem die besser verdienenden Familien. Das muss sich ändern", sagte
Hilgers. Der Deutsche Kinderschutzbund fordert daher gemeinsam mit
anderen Verbänden eine sozial gerechte, besteuerte
Kindergrundsicherung von 502 EUR monatlich.
Hilgers forderte, die Sachleistungen zur gesellschaftlichen und
kulturellen Teilhabe für Kinder über April 2011 weiterhin direkt
abrechnen zu können: "Diese sehr sinnvolle und diskriminierungsfreie
Regelung ermöglicht den Jobcentern, direkt mit den Anbietern
Leistungen für die Kinder zu vereinbaren und pauschal zu bezahlen.
Das beinhaltet das Mittagessen in Kitas und Schulen, Beiträge für
Sportverein und Musikschule und anderen Möglichkeiten zur
gesellschaftlichen und kulturellen Beteiligung von Kindern. Warum
soll das Geld zweimal hin und her überwiesen werden?" Zudem sei das
Schulbedarfspaket von 100 EUR pro Schuljahr deutlich zu niedrig:
"2008 hat der Deutsche Kinderschutzbund das eingekauft, was den
Familien im Berliner Wedding von Grundschullehrerinnen und -lehrern
bei der Einschulung als dringend notwendig empfohlen wurde. Bereits
damals lag der benötigte Betrag bei über 300 EUR", so Hilgers weiter.
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Johanna Suwelack
Deutscher Kinderschutzbund Bundesverband e.V.
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