PresseKat - Kampagne für Saubere Kleidung - Clean Clothes Campaign informiert über Rechercheergebnisse in Zuli

Kampagne für Saubere Kleidung - Clean Clothes Campaign informiert über Rechercheergebnisse in Zulieferbetrieben von Vaude, Columbia und Tatonka zur Aktionswoche Discover Fairness! Aktiv für Menschenrechte

ID: 269237

(ots) - Die CCC befragte im Sommer 2010 die Outdoor-Firmen
zu ihrem sozial Engagement bei der Herstellung von Produkten und
veröffentlichte deren Profile zu folgenden Kategorien: Transparenz,
Verhaltenskodex, Kodexumsetzung und Kontrolle. Unterdessen wurden
auch Beschäftige in Zulieferbetrieben in Vietnam befragt. Die durch
die Firmenbefragung festgestellten Mängel bestätigt die Recherche in
den Produktionsstandorten.

Vietnam, attraktives Zulieferland in Asien

Für internationale Investoren gilt das Land als Niedrigkosten
Alternative in Asien. Die Lohnkosten sind im Vergleich zu
Produktionsstandorten in China etwa um das Zwei- bis Dreifache
niedriger. Vietnam mit seinen ca. 1,6 Millionen Beschäftigten in der
Textil- und Bekleidungsindustrie gilt auch für die Outdoor-Branche
als attraktive Niedrigkosten Produktionsstandort in dem auch die
Gewerkschaft keinen großen Ärger bereitet.

Exzessive Ãœberstunden und minimales Einkommen bei den
ArbeiterInnen

Partner der CCC interviewten ArbeiterInnen bei Vaude, Columbia und
Tatonka Zulieferbetrieben. Die Befragten berichten, dass der
staatlich avisierte Mindestlohn von 38 Euro nur bei durchgehender
Arbeit und Ãœberstunden in einer sechs Tagewoche erreicht wird. In der
Textilindustrie werden bei offiziell erlaubten 48 Stunden die Woche
durchschnittlich vier Überstunden über die gesetzlich zugelassene
Anzahl pro Tag geleistet. " Die Ãœberstunden liegen meistens zwischen
18.00 und 22.00 Uhr. Mindestens aller zwei Monate ist auch sonntags
zu arbeiten. Dann geht es durch bis nächsten Tag Mittag."
Festgestellt wurde auch, dass die Mehrarbeit nur einen Tag vorher
bekannt gegeben wird.

"Sollten wir uns verspäten, dann wird uns der Lohn eines ganzen
Tages gestrichen und wir verlieren alle zusätzlichen Boni zum Lohn."
In diesen Phasen werden "immer wieder zusätzlich befristete




Zeitarbeiter beschäftigt. Für diese wird keine Sozialversicherung
gezahlt." wurde berichtet.

Keine der Befragten konnte beantworten, in welcher Höhe ihnen der
Lohn zu steht. Fast einstimmig wurde dagegen geäußert: Eins ist
sicher, selbst mit umgerechnet etwa 46 Euro bei Normerfüllung, ist
kein Auskommen möglich.

"Es ist schwierig damit klar zu kommen. Es reicht für einige
Schüsseln Fleisch oder Gemüse." Eine andere junge Arbeiterin meint:
"Was wir hart verdienen, reicht gerade so." Alle der befragten
Personen teilen sich mit drei bis fünf Personen eine Unterkunft, um
die Kosten decken zu können. Gängige Praxis scheint auch, dass
mindestens die Hälfte des ersten Lohns der Arbeiter vom Management
einbehalten bleibt, "damit die Arbeiter nicht einfach fortbleiben
können". Davon berichtete ein Gesprächspartner der Tatonka eigenen
Produktionsstätte. ArbeiterInnen von anderen Fabriken sagten dazu:
"Manche bleiben trotzdem einfach fort, da die Fabrik sie krank
gemacht hat."

Mangel an Rechten

Berichtet wurde auch von Beleidigungen, "wird mal ein Einzelner
nicht beschimpft, dann bestimmt alle zusammen. Sie tun dies, weil sie
denken sie haben das Recht dazu, da sie der Boss sind." Wegen des
Unmuts kommt es immer wieder zu spontanen Protesten. Im März 2010
fühlten sich Arbeiter bei einem Zulieferer für Vaude und Columbia
aufgrund des niedrigen Lohns unfair behandelt. Nach 29 Tagen Arbeit
im Monat plus Ãœberstunden bekam diese umgerechnet etwa 60 Euro
ausgezahlt.

Von der offiziellen Gewerkschaft fühlten sie sich nicht vertreten,
da nur "gute Arbeiter" durch das Management für diese ausgewählt
werden. Häufiger kommt es zu so genannten wilden Streiks. Seit 2006
ist die Anzahl in Vietnam auf etwa 400 im Jahr gestiegen. Dies
bestätigt auch die Internationale Arbeitsorganisation (ILO).

Der sozialen Spannung wird seitens der Regierung versucht zu
begegnen. Für Exportzentren mit ausländischen Investitionen wie in
Hanoi und Ho Chi Minh City avisierte die Regierung seit 2009 einen
Mindestlohn von 38 Euro. Diese erste Erhöhung um 28 Prozent seit
sechs Jahren ist ein Zugeständnis an die Beschäftigten anlässlich der
Streiks und aufgrund von gestiegenen Lebenshaltungskosten und
extremen Ãœberstunden.

"Arbeit in Würde und einen Lohn, von dem der Mensch leben kann,
müssen bei einer Branche mit diesem Nachhaltigkeitsimage
Selbstverständlichkeit sein.", sagt Berndt Hinzmann von INKOTA.

Nur wenn Sozialstandards in der Einkaufspraxis Eingang finden,
kann glaubwürdig von Nachhaltigkeit gesprochen werden.", sagt Julia
Thimm, Koordinatorin von Eilaktionen der Kampagne für Saubere
Kleidung.

Pressegespräch: Dienstag, den 05.10.2010, um 11.00 Uhr
Haus der GKKE, Berlin-Mitte, Charlotten Str. 53-54
Protestaktion Street Climbing, Discover Fairness! Aktiv für
Menschenrechte.



Pressekontakt:
Berndt Hinzmann und Julia Thimm
Koordinatorin von Eilaktionen der CCC
INKOTA-netzwerk, Chrysanthemenstraße 1-3, 10407 Berlin,
Tel. 030 42 08 202 52, Mobil: 0160 94 69 87 70 hinzmann(at)inkota.de,
www.inkota.de


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Datum: 05.10.2010 - 09:18 Uhr
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