(ots) - Der frühere Bundesfinanzminister und stellvertretende
SPD-Vorsitzende Peer Steinbrück hat sich nachdrücklich für eine
Öffnung seiner Partei ausgesprochen. In einem Interview mit dem
General-Anzeiger (Mittwochausgabe) sagte er: "Die SPD darf sich nicht
allein auf Rentner und Hartz-IV-Empfänger konzentrieren. Sie wird
sich öffnen müssen insbesondere gegenüber jüngeren Menschen",
Existenzgründern und Mittelständlern. Ortsvereinssitzungen der SPD,
merkte er kritisch an, hätten bald "den Charakter einer Zusammenkunft
der AG 60 plus".
Auch die von Thilo Sarrazin ausgelöste Integrationsdebatte belege
die Notwendigkeit einer Belebung der Parteien: "Sie haben offenbar
die Alltagserfahrungen vieler Menschen bisher nicht ausreichend
wiedergespiegelt". Damit, so Steinbrück, rechtfertige er aber nicht
den "biologistischen und genetischen Unsinn, diesen
Vulgär-Darwinismus" Sarrazins. Steinbrück bekräftigte, dass er
dennoch einen Ausschluss Sarrazins aus der SPD für falsch halte. Aber
er "gehört nicht in die Bundesbank, weil deren Neutralität eindeutig
verletzt worden ist".
Beim Thema Integration forderte Steinbrück auch im Blick auf
bildungsferne deutsche Schichten erheblich mehr politische
Anstrengungen im Bildungssystem. Die SPD müsse sich dabei "an die
Spitze" stellen.
Zur aktuellen Debatte um seine politische Zukunft sagte
Steinbrück: "Das ist mir nicht angenehm. Ich halte eine
Kanzlerkandidaten-Debatte drei Jahre vor einer regulären Wahl für
absurd." Er fügte hinzu: "Ich muss mich in keiner Weise mehr
festlegen. Ich bin draußen und ich fühl mich wohl dabei."
Reserviert äußerte sich der frühere Finanzminister zur Zukunft
seines Nachfolgers Wolfgang Schäuble: "Er wird sich selbst in seinem
hohen Verantwortungsethos am meisten mit der Frage beschäftigen,
inwieweit Deutschland durch einen handlungsfähigen Finanzminister
repräsentiert ist."
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