(ots) - Es ist der Albtraum der Sicherheitsbehörden, vor
dem nicht nur die amerikanischen Dienste seit langem warnen: In
Europa aufgewachsene islamische Terroristen, denen der europäische
Pass die Tore in alle westliche Länder öffnet. So wie jene acht
Extremisten mit deutscher Staatsangehörigkeit, die gerade bei einem
Drohnenangriff in Pakistan umgekommen sein sollen. Immer mehr in
Deutschland sozialisierte Radikale reisen zu den Taliban, um sich zu
Kämpfern und Sprengstoffexperten ausbilden zu lassen. Nach
Großbritannien scheint Deutschland zu einem der wichtigen
europäischen Rekrutierungsländer für islamischen Extremismus zu
werden. Auch die Köpfe der Anschläge vom 11. September 2001 auf New
York und Washington haben ja in Deutschland gelebt und dort ihre
Pläne entwickelt. Studien über die Herkunft islamischer Terroristen
weltweit bestätigen, dass eine erstaunlich große Zahl von ihnen ganz
oder teilweise im Westen sozialisiert wurde. Oft ist es der Kontrast
zur Mehrheitsgesellschaft und das Gefühl der Entfremdung, der
verwirrte Jugendliche zu gefährlichen Ideologen werden lässt. Wenn
aber stimmt, was Bundespräsident Christian Wulff sagt, nämlich dass
der Islam zu Deutschland gehört - dann ist auch diese kleine
Minderheit von deutsch-islamischen Fanatikern ein Produkt unserer
Gesellschaft und diesem Land genauso zuzurechnen wie einst die
RAF-Terroristen. Und es verstärkt unsere Pflicht, Terrorexport aus
Deutschland in andere Länder zu verhindern. Die Behörden müssen also
noch viel genauer hinschauen, was in manchen Moscheen gelehrt wird
und wo gewaltbereite Islamisten rekrutiert werden. Und möglicherweise
gilt es auch gesetzliche Hebel zu schaffen, die es ermöglichen,
Gefährder früher festzusetzen. Im Moment reicht es für eine
strafrechtliche Verfolgung zum Beispiel nicht aus, dass jemand in
einem Terrorcamp trainiert wurde. Die Behörden müssen auch
nachweisen, dass er diese Ausbildung mit dem Ziel absolviert hat,
konkrete Anschlagspläne zu verwirklichen. Dieser Nachweis kann in den
wenigsten Fällen geführt werden, weshalb immer noch zu viele für den
Kampf trainierte Extremisten in Deutschland frei herumlaufen. Es ist
aber schwer vorstellbar, dass ein Radikaler sich in einem Terrorlager
in Pakistan ausbilden lässt, nur um in Deutschland bessere
Berufschancen als Feuerwerksmeister oder Bodyguard zu haben.
Deutschland hat in der Vergangenheit sehr viel Glück gehabt. Geplante
Terroranschläge sind fehl geschlagen oder konnten im Vorfeld
vereitelt werden. Aber diese Glückssträhne wird nicht ewig andauern.
Und wie die Terrorwarnungen dieser Tage zeigen: Die Bedrohung
verdichtet sich. Deshalb ist es besser, nicht erst auf einen
möglichen Anschlag zu warten. Sondern jetzt mit kühlem Kopf
Feinjustierungen vorzunehmen, um die Terrorabwehr effektiver zu
machen.
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