(ots) - Von Klaus Welzel
Erst war er Kommunist, dann Marktliberaler, heute sagt er über
sich, er sei ein liberaler Konservativer. Doch vor, während und nach
seiner politischen Wandlung hatte eines stets Bestand: Kaum ein
anderer Schriftsteller setzt sich in seinen Werken so entschieden für
die Menschlichkeit ein, wie Mario Vargas Llosa. Er ist einer der
Besten überhaupt. Dass er die inneren Zerwürfnisse seiner Figuren
(meist vor politischem Hintergrund) mit einem ebenso eleganten wie
lebhaften Stil schildert, beschert ihm nun - nach vielen Jahren -
den Literaturnobelpreis. Dem Stockholmer Komitee galt er seit seiner
Kandidatur zur peruanischen Präsidentschaft angeblich als zu
"rechts". Doch mit der gestrigen Entscheidung ist diese Sichtweise
überholt. Was bleibt, ist die Einsicht, dass der ewig reisende Autor
über die Jahrzehnte hinweg Weltliteratur schuf. Die Schwedische
Akademie lobte - hoch politisch - an Llosas Werk die "Kartographie
von Machtstrukturen und seine scharf gezeichneten Bilder
individuellen Widerstands". Aber anders als zum Beispiel beim
Deutschen Günter Grass ("Die Blechtrommel") verzichtete das Komitee
auf den leicht ätzenden Hinweis, der Preis beziehe sich hauptsächlich
auf ein einziges Frühwerk. Es ist eine hervorragende Wahl, die auch
den Glauben an die Wichtigkeit des Preises wieder festigt.
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