(ots) - Die Wahl des peruanischen Bestsellerautors Mario
Vargas Llosa für den Literaturnobelpreis überrascht. Obwohl er schon
seit vielen Jahren als Anwärter gilt, hatten die wenigsten den
74-Jährigen diesmal auf der Liste. In den Wettbüros wurde auf andere
Namen viel Geld gesetzt: Ngugi Wa Thiong'o aus Kenia und Cormac
McCarthy aus den USA waren die Favoriten. Die Wahl einer dieser
Autoren hätte den Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt, denn
erneut wäre ein international wenig bekannter Autor in die
literarische Ruhmeshalle aufgenommen worden. Doch bei Vargas Llosa
liegt die Sache anders. Seine in vielen Sprachen übersetzten Romane,
Novellen, Essays und journalistische Arbeiten verkaufen sich weltweit
millionenfach. Sein Name und Werk ist einem breiten Publikum bekannt
- das war in letzter Zeit bei Literaturnobelpreisträgern nicht oft
der Fall. Aber noch aus einem anderen Grund ist die Wahl erstaunlich.
Mario Vargas Llosa ist der politischste Schriftsteller seit Langem,
der diesen Preis erhält. In seinen Werken kritisiert er oft korrupte,
antidemokratische Staatssysteme, die ihre Legitimation auf linker
oder rechter Ideologie aufbauen. Er selbst verabschiedete sich
bereits in den 1960er-Jahren von linken Utopien. Mit dem anderen
großen südamerikanischen Schriftsteller, Gabriel GarcÃa Márquez,
zerstritt er sich wegen dessen Freundschaft zu Kubas Diktator Fidel
Castro. Dass das Nobelpreiskomitee ausgerechnet jetzt, da die
südamerikanische Linke in Form von Hugo Chávez und Evo Morales ebenso
wie der karibische Nachbar Kuba innenpolitisch unter Druck gerät,
diesen Autoren kürt, wirkt selbst wie ein politisches Statement.
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