Mindestlohn für geringer Qualifizierte sinnvoll
Bonn/Düsseldorf – Zeitarbeit liegt im Trend. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Beschäftigten in dieser Branche auf 600.000 erhöht. Die Gewerkschaften in Deutschland werten die Zeitarbeit als prekäre Beschäftigungsform. So hat die IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen http://www.igmetall-bbs.de jetzt einen Sozialreport Zeitarbeit vorgelegt, der Missstände in Ostdeutschland belegen soll. Kritiker bemängeln, dass Zeitarbeitsverhältnisse sehr unsicher seien und verweisen beispielsweise darauf, dass die Hälfte des angekündigten Stellenabbaus beim Flugzeugbauer Airbus Leiharbeiter treffe. Befürworter dieser Beschäftigungsform weisen darauf hin, dass sie ein wichtiges Flexibilisierungsinstrument für Unternehmen sei und sich die Zahl der Zeitarbeiter in den kommenden Jahren auf zwei Millionen verdreifachen werde.
(firmenpresse) - Im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) http://www.faz.net sagte Eckard Gatzke, Geschäftsführer von Randstad Deutschland http://www.randstad.de, dass jedes Unternehmen 20 Prozent Zeitarbeiter benötige, um in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie seien nicht mehr ausschließlich für das Abdecken von Auftragsspitzen da. Gerade bei Airbus habe sich das Modell Zeitarbeit bewährt: „Denn nur weil das Unternehmen flexibel reagieren kann, wird in Deutschland wie in Frankreich eine große Zahl von Arbeitsplätzen der Stammbelegschaft gesichert.“ Randstad, die Nummer eins am deutschen Markt, spricht sich für Mindestlöhne aus, um Zeitarbeit attraktiv zu machen. Gatzke setzt darauf, dass ein zuständiger Arbeitskreis in Berlin bald einen Gesetzentwurf unterbreiten werde, der den Mindestlohn in der Zeitarbeit für allgemeinverbindlich erklären würde. Seiner Meinung nach sei ein alternativer Tarifvertrag zwischen den christlichen Gewerkschaften und dem Arbeitgeberverband AMP deshalb schädlich, weil auf dieser Basis „heute leider 100.000 Zeitarbeitnehmer unserer Meinung nach unter Tarif bezahlt“ würden.
Für einen Schutz geringer qualifizierter Kräfte macht sich auch Michael Zondler, Regional-Manager Süd beim Beratungsunternehmen Harvey Nash http://www.harveynash.de, stark. „In unserem Konzernmutterland Großbritannien liegt die Zahl der so genanten ‚Temp-Workers’ um ein Fünffaches über der deutschen Realität. Hier zu Lande reagieren wir also nur verzögert auf eine internationale Entwicklung. Außerdem beobachten wir eine verstärkte Nachfrage im High-Skill-Bereich“, so Zondler. Diese Entwicklung sei relativ neu. So könne beispielsweise ein SAP-Berater in Zeitarbeit mit einem Verrechnungssatz von 95 Euro pro Stunde kalkulieren. Die Preise bei den Hochqualifizierten regelten sich aufgrund der Angebot- und Nachfrage-Dynamik von alleine. Handlungsbedarf bestehe demnach nur bei den weniger qualifizierten Zeitarbeitern, die fair bezahlt werden müssten.