Bonn/Hamburg – „Wir müssen den Gürtel enger schnallen“ lautet eine Parole, die gern von den Arbeitgebern verkündet wird. Den eigenen Gürtel tragen zahlreiche Manager aber wieder etwas lockerer. „Deutschlands Führungselite hat 2006 erneut mehr verdient als im Vorjahr – deutlich“, schreibt Spiegel-Online http://www.spiegel.de. Bei den 27 im deutschen Börsenleitindex Dax notierten Unternehmen, die bisher ihre Geschäftsberichte veröffentlicht haben, lagen Berechnungen der Tageszeitung Die Welt http://www.welt.de zufolge die Vorstandsvergütungen um durchschnittlich 16,9 Prozent höher als 2005. Die Bezüge entwickelten sich damit proportional zu den operativen Ergebnissen der Unternehmen (Ebit) - sie stiegen im Schnitt um 18,33 Prozent.
(firmenpresse) -
Spitzen-Verdiener sind laut Spiegel der Linde-Vorstandsvorsitzende http://www.linde.de Wolfgang Reitzle, der seine Bezüge erstmals offen gelegt habe. Mit einem Jahreseinkommen von 7,37 Millionen Euro habe er sich vorerst die Führungsposition gesichert. Den zweiten und dritten Platz auf dem Siegertreppchen belegen Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche (7,15 Millionen Euro) und RWE-Manager Harry Roels (6,9 Millionen Euro). Am Dienstag werde die Deutsche Bank ihre Zahlen für 2006 präsentieren. Dann werde sich zeigen, ob Vorstandsvorsitzender Josef Ackermann seinen Spitzenplatz aus dem Vorjahr von 11,9 Millionen Euro verteidigen könne, so das Hamburger Nachrichtenmagazin.
Die Allianz-Vorstände hätten sich hingegen 2006 an ihre eigenen Maßhalteappelle gehalten: Die durchschnittliche Pro-Kopf-Vergütung von 3,74 Mio. Euro bedeutet eine Steigerung um 1,36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Generell ist die Preisentwicklung durch die USA getrieben. Da dort die Manager-Gehälter explodiert sind, müssen die Bezüge auch bei den deutschen Dax-Unternehmen steigen, da auch der Markt der Führungskräfte der globalen Preisbildung unterliegt. „Schwer einzusehen ist allerdings, dass viele Super-Stars im Management horrende Gehälter kassieren und dann nicht dafür sorgen, dass ihre Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben oder den Shareholder-Value erhöhen", meint Michael Sander vom Lindauer Beratungsunternehmen TCP Terra Consulting Partners http://www.terraconsult.de. Hier sei die Entwicklung aus dem Ruder gelaufen, da es zu den explodierenden Gehältern kein natürliches Korrektiv mehr gebe. Das Wesen eines Managers sei das eines Angestellten, da er kein eigenkapitalbasiertes Risiko trägt. Der Unternehmen hingegen muss mit seinem eigenen Vermögen für sein Handeln haften: „Ein derartig wirksames Korrektiv gibt es auch bei den Superstars im Management nicht. Die Abfindungen sind bereits vertraglich festgeschrieben, so dass kein Superstar am Ende vor dem finanziellen Ruin steht. Inwieweit der gesellschaftliche Ruin von Managern, die gescheitert sind, und nicht mehr zum inneren Kreis der Deutschland AG zählen, schlimmer sein kann, steht auf einem ganz anderen Blatt."
Eigentlich müssten daher die Aktionäre der Global Players das Korrektiv bilden. In extrem vielen Fällen handelt es sich dabei allerdings um Pensionsfonds, die auch wiederum von Managern, den Super-Stars im Finanzmanagement, geführt werden. Diese partizipieren am möglichen Erfolg der Global Players. Warum sollte also ein Super-Star im Finanzmanagement seinem Super-Star im Unternehmensmanagement nicht das gleiche horrende Gehalt gönnen, wenn es ihm den Erfolg seines Fonds sichern hilft? Das System hat sich so entwickelt, dass es derzeit keine erkennbare Instanz oder Macht gibt, die die Explosion der Gehälter aufhalten kann. Erst wenn das gesamte System, sowohl im Unternehmensmanagement als auch im Finanzmanagement zu derart obszönen Ergebnissen führt, dass das „Volk" aufbegehrt, dann ist eine Änderung zu erwarten. Fälle wie Enron oder Worldcom hätten gezeigt, dass dies nicht nur graue Theorie sein muss. Doch „in der Breite" sei man in Deutschland davon weit entfernt.
Neben den schwarzen Schafen gebe es auch die Unternehmen wie Porsche, SAP oder Fresenius Medical Care, die durch hervorragendes und hochbezahltes Management sowohl den Unternehmenswert gesteigert, als auch durch eine verbesserte Wettbewerbsfähigkeit Arbeitsplätze in Deutschland gesichert oder neu geschaffen hätten. „Doch wer seinen eigenen Mitarbeitern Lohnzurückhaltung ans Herz legt und Maßhalten bei der nächsten Tarifrunde empfiehlt, sollte mit gutem Beispiel vorangehen und die eigene Brieftasche nicht zu sehr voll stopfen“, so Sander.