(ots) - KOMMENTAR zu CSU
Ausgabe vom 30.10.2010 Ein Parteichef, der eine Beitragserhöhung
durchsetzt, kann noch nicht völlig auf der Kippe stehen, sollte man
meinen. Doch die Intensität, mit der die CSU sich gestern der
vermeintlichen Formalie widmete - es ging um einen Euro im Monat -,
darf Horst Seehofer getrost als weiteres Indiz dafür werten, dass er
eher noch geduldet wird als wirklich geschätzt. Das Ringen um den von
ihm unterstützten Kompromiss zur Frauenquote belegte ebenfalls, dass
sich die Basis bereits emanzipiert vom Vorsitzenden. Das ist für die
CSU noch ungewöhnlich, auch wenn sie mittlerweile durchaus schon als
putscherprobt gelten kann. Doch als Seehofer vor zwei Jahren in
höchster Not zum Retter erkoren wurde, wäre vermutlich ausgelacht
worden, wer bereits 2010 die nächste Vorsitzendendebatte prophezeit
hätte. Seehofer hat selbst dazu beigetragen. Weniger, weil er dem
neuen CSU-Star zu Guttenberg damals rasch den Weg ins Bundeskabinett
ebnete und so den Beginn seines steilen Höhenflugs markierte. Nein,
Seehofer hat durch rüden Umgang im eigenen Lager zu viele Mitstreiter
verprellt und durch inhaltliche Purzelbäume auch die gutmeinende
Gefolgschaft irritiert. Ob Rente mit 67 oder Gesundheitsreform - beim
CSU-Chef war nichts sicher außer stetigem Gesinnungswechsel. In
Sachen Wehrpflicht hat ihn der Verteidigungsminister und Parteifreund
nach kurzem Gefecht zum ungeordneten Rückzug gezwungen. Die Basis hat
für den Ausgang solcher Kraftproben ein feines Gespür. Seehofer ist
vom Retter in der Not zum Vorsitzenden auf Abruf geworden - die CSU
wartet nur auf eine passende Gelegenheit.
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