(ots) - Kandidaten-Casting und interne Führungskämpfe haben
die NRW-CDU nach der krachenden Wahlniederlage gelähmt. Mit der Wahl
Norbert Röttgens zum Landeschef richtet sich der Blick nun auf die
Regierung Kraft. Die Messlatte liegt hoch: Röttgen soll der CDU
wieder eine Machtperspektive verschaffen. Der neue Mann ist
führungsstark. Aber kann der Umweltminister den größten Landesverband
zwischen Auslandsreisen und Sitzungswochen von Berlin aus führen? Und
wie will Röttgen das Kunststück fertig bringen, die Landesregierung
im politischen Alltag zu stellen? Als Achillesferse kann sich zudem
erweisen, dass Hannelore Kraft den Minister für alles in Haftung
nimmt, was im Kabinett Merkel schief läuft. Ohne Mandat kann sich
Röttgen im Landtag nicht wehren. Belastend kommt hinzu, dass auch
Generalsekretär Wittke kein Abgeordneter ist. Ein Neustart nicht frei
von Risiken. Der smarte wie scharfsinnige Röttgen ist sicher das
größte politische Talent im CDU-Landesverband. Das macht ihn für
Hannelore Kraft gefährlich. Fraglich bleibt, ob Röttgen Interesse an
schnellen Neuwahlen hat, wenn die Gefahr droht, dass er sein
Ministeramt gegen die Oppositionsführung in NRW tauschen muss. In der
Jungfernrede als Rüttgers-Nachfolger hat Röttgen den Schwerpunkt auf
die Bundespolitik gelegt. Die Basis hat registriert, dass dem
ehrgeizigen Höhenflieger landespolitische Niederungen noch fremd
sind. Der dichte Terminplan des Mini-sters wird das Aufarbeiten nicht
erleichtern. Röttgen tritt an, um die CDU programmatisch neu
auszurichten. Er muss die chaotische Parteizentrale reformieren, den
Spagat zwischen Regieren im Bund und Opposition im Land meistern und
an der Basis präsent sein. Mit Argusaugen wird die Basis darauf
achten, dass Röttgen die Hausmacht nicht nur für eigene Karrierepläne
im Bund nutzt.
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