(ots) - Weil ein Hamburger Arzt mehrere Jahre lang
gesetzliche Krankenversicherungen mit falschen Abrechnungen in großem
Stil betrogen haben soll, hat die Staatsanwaltschaft Hamburg am
Mittwoch, 10. November, die Praxis und Wohnung des Mediziners
durchsucht. Entsprechende Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft
Hamburg NDR Info bestätigt. Eine genaue Schadenssumme kann erst nach
Auswertung der Akten benannt werden.
Nach Recherchen von NDR Info haben Überprüfungen der Kassen
ergeben, dass der Arzt beispielsweise extrem häufig Gespräche zur
Empfängnisverhütung abgerechnet hat. Schwangerschaftsberatungen
führte er danach bei Mädchen ab vier Jahren durch, die älteste
Patientin war 83 Jahre alt. Außerdem soll der niedergelassene Arzt
regelmäßig Hausbesuche falsch angegeben haben. So will er angeblich
teilweise an einem Tag mehr als 450 Kilometer gefahren sein und an
diesem Tag mehr als 80 Untersuchungen an mehr als 20 Adressen gemacht
haben. Der Hamburger Mediziner gab in den Abrechnungen an, häufig
alle Familienmitglieder bei Hausbesuchen behandelt zu haben. Die
Krankenkassen kamen dabei auf einen Arbeitstag des Arztes von 22
Stunden, häufig auch am Wochenende.
In einem weiteren Fall legte er für Hausbesuche eine Strecke von
mehr als 800 Kilometern zurück und rechnete an diesem Tag rund 50
Hausbesuche an verschiedenen Orten ab. Möglicherweise haben auch Arzt
und Patienten gemeinsame Sache gemacht, indem der Mediziner
Behandlungen ganzer Familien abgerechnet hat. Die Heim-Behandlungen
fanden häufig in Peine, Ilsede und Stade statt, in einem Fall auch in
Bochum.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit Monaten, in die Ermittlungen
ist auch das Landeskriminalamt eingeschaltet. Am Mittwochvormittag
durchsuchten Staatsanwaltschaft und Polizei die Privat- und
Praxisräume des Arztes. Betroffen sind nach jetzigem Stand mehrere
gesetzliche Krankenkassen, darunter die Techniker Krankenkasse, die
AOK Rheinland/Hamburg sowie die DAK. Durch Missbrauch im
Gesundheitswesen entsteht den gesetzlichen Krankenkassen nach eigenen
Angaben ein Schaden in Milliardenhöhe.
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