(ots) -
- Zunehmende Spezialisierung der Marktteilnehmer auf
Finanzierungsphasen und Branchen
- Renditeerwartungen gesunken
- Weiter große Angebotslücken in der Früh- und Wachstumsphase
- 41 % aller Exits im Jahr 2009 waren Totalverluste
Der Beteiligungsmarkt in Deutschland hat sich im Zuge der
Finanzkrise sichtbar verändert. Dies zeigt eine Studie der KfW
Bankengruppe und des KfW-Stiftungslehrstuhls für Entrepreneurial
Finance an der Technischen Universität München. Danach ist in den
Jahren 2007 bis 2009 eine zunehmende Professionalisierung und
Verlagerung des Finanzierungsschwerpunktes der Marktteilnehmer auf
die so genannte Spätphase zu beobachten. Die Volumina der am Markt
agierenden Fonds und die durchschnittlichen Investitionssummen sind
dementsprechend deutlich gestiegen. Dieser Entwicklung stehen
zunehmende Angebotslücken beim Beteiligungskapital in der Früh- und
Wachstumsphase gegenüber. Wagniskapitalgeber aus dem öffentlichen
Sektor, d. h. Förderbanken und öffentlich getragene
Beteiligungsgesellschaften, haben in der Krise zwar einen
wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung des Beteiligungsmarktes im
Frühphasensegment geleistet, konnten diese Lücke aber nur zum Teil
schließen. "Auch wenn die öffentliche Hand deutlich zur Abfederung
der Folgen der Finanzkrise für den Beteiligungsmarkt beigetragen hat,
ist der gewachsene Anteil der Marktteilnehmer, die eine strukturelle
Angebotslücke in der Frühphase und neuerdings in der
Wachstumsfinanzierung sehen, Besorgnis erregend. Hier besteht
Nachholbedarf bei der Bereitstellung des privaten Wagnis- und
Wachstumskapitals", sagt KfW-Volkswirtin und Co-Autorin der Studie
Dr. Margarita Tchouvakhina.
Gesunkene Nachfrage nach Finanzierungen, kritische Unternehmen
Die Finanzkrise hat sich auf die Entwicklung des Dealflows, die
Struktur der Exitkanäle, auf Finanzierungsformen und die Betreuung
von Investments ausgewirkt. Die Nachfrage nach Finanzierungen ist
insgesamt gesunken. So ging die mittlere Anzahl der
Finanzierungsanfragen pro Beteiligungsgesellschaft um 17 % zurück.
Vor diesem Hintergrund kommt dem eigenen Netzwerk der
Beteiligungsgesellschaften bei der Akquisition ihres Dealflows eine
hohe Bedeutung zu. Aus dem eigenen Netzwerk stammen der höchste
Anteil von Investitionsgelegenheiten und ein noch höherer Anteil
abgeschlossener Deals. Die hohe Bedeutung eines eigenen Netzwerkes
für den Erfolg einer Beteiligungsgesellschaft zeigt sich auch darin,
dass die Zielunternehmen kritischer geworden sind. Die Bereitschaft
der Beteiligungsgesellschaften zu investieren war zwar höher als in
der Vorgängerstudie von 2006, es kam jedoch häufiger zum Scheitern
eines Abschlusses, da sich die Vertragsparteien nicht einigen
konnten. Ein starkes Investitionshemmnis ist nach wie vor die
ablehnende Haltung vieler Unternehmer gegenüber Beteiligungskapital.
Prof. Ann-Kristin Achleitner von der Technischen Universität München
sieht hier Handlungsbedarf: "Der Eigenkapitalbedarf bei den
Unternehmen ist vorhanden, sie legen jedoch ihre Scheu nicht ab. Hier
müssen seitens der Beteiligungsbranche in Zusammenarbeit mit den
Interessenverbände der Wirtschaft Maßnahmen ergriffen werden, um
diese Ablehnung abzubauen."
Renditeerwartungen nach unten geschraubt
Deutliche Folgen hat die Krise auch für die Renditeerwartungen an
potentielle Deals, die weiteren Anforderungen an Zielunternehmen wie
ein Mindestumsatz sowie für den Grad der Einflussnahme der
Gesellschaften auf ihre Portfoliounternehmen. Die Investoren haben
ihre Renditeerwartungen nach unten korrigiert, der Anteil von
Gesellschaften mit einer erwarteten Mindestbruttorendite von 30 % und
mehr ist deutlich gesunken. Die Beteiligungsgesellschaften üben
verstärkt Einfluss auf ihre Portfoliounternehmen aus. Sie versuchen,
insbesondere Unternehmen, die stark gefährdet sind, proaktiv in der
Krise zu unterstützen.
Besonders intensiv hat sich die Krise auf diejenigen Beteiligungen
ausgewirkt, die im Jahr 2009 veräußert wurden: 41 % aller Exits
dieses Jahres mussten als Totalverlust verbucht werden. Für die Exits
im Jahr 2005 lag dieser Anteil noch bei 24 %. Die Anteile von
Secondary-Buyouts, d. h. der Weiterverkauf von Beteiligungen an
andere Beteiligungsgesellschaften, sowie derjenige von Börsengängen
an den Exits sind, aufgrund der schlechten Bedingungen an den
globalen Finanzmärkten in den Jahren 2008 und 2009, deutlich
gesunken. Fast keine Beteiligungsgesellschaft in Deutschland hat in
dieser Zeit eines ihrer Portfoliounternehmen an die Börse gebracht.
Secondary-Buyouts wiederum verloren an Bedeutung - vermutlich
aufgrund der gesunkenen Gewinnperspektiven der Zielunternehmen sowie
der deutlich restriktiveren Kreditvergabe von Banken an
Beteiligungsunternehmen. Im Vergleich zu den anderen Exitkanälen
blieb der Anteil von Beteiligungsverkäufen an einen strategischen
Investor (Trade-Sales) relativ stabil.
Die Studie "Beteiligungsmarkt nach der Krise: Optimistischer
Ausblick aber Angebotslücke beim Wachstumskapital wird größer" steht
unter www.kfw.de im Bereich Research zum Download zur Verfügung.
Pressekontakt:
KfW, Palmengartenstraße 5-9, 60325 Frankfurt
Kommunikation (KOM)
Tel. 069 7431-4400, Fax: 069 7431-3266,
E-Mail: presse(at)kfw.de, Internet: www.kfw.de