(ots) - Christiane Althoff lebt seit über einem Jahr in
Afghanistan und bildet dort Lehrer fort. Am 24. November berichtet
das "auslandsjournal" des ZDF über die DED-Entwicklungshelferin.
"Schnelle Erfolge kann man in einem Land wie Afghanistan nicht
erzielen, gerade in einem Sektor wie der Bildung nicht. Was 30 Jahre
Krieg ausgelöst haben, kann ich nicht in einem Jahr ausgleichen",
meint die Oberstudienrätin. Langsam und mühsam gehe die Arbeit voran,
die Probleme seien komplex. "Aber sie geht voran, das macht Mut."
Seit Oktober 2009 ist die gebürtige Osterwickerin für den
Deutschen Entwicklungsdienst (DED) in der Lehrerfortbildung in
Afghanistan tätig. Auf ihrem Stundenplan stehen Methodenlehre,
Mathematik und Englisch. Die rund 1.000 Lehrerinnen und Lehrer, für
die sie zuständig ist, wirken an den 16 Schulen, die am
Grundbildungs-Programm der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
"Basic Education for Afghanistan" in Mazar-e Sharif teilnehmen. Durch
das Programm wird der Bau von Schulen unterstützt und die materielle
Ausstattung verbessert. Gleichzeitig wird das Lehrpersonal gefördert.
Träger des Programms sind in Kooperation mit dem afghanischen
Bildungsministerium die Deutsche Gesellschaft für Technische
Zusammenarbeit (GTZ), die Deutsche Entwicklungsbank (KfW) und der
DED.
"Das Niveau des Unterrichts ist erschreckend niedrig", hat
Christiane Althoff schon in den ersten Monaten festgestellt. Die
Gründe hierfür sind vielschichtig. Einer ist der fehlende Zugang zu
Wissen. "Die Lehrer haben nur das Schulbuch ihrer Klasse, keine
zusätzlichen eigenen Bücher. Auch öffentliche Büchereien, in denen
man Dinge nachschlagen kann, gibt es nicht", sagt die Lehrerin.
Internetanschlüsse sind kaum verbreitet, eine unzureichende
Stromversorgung erschwert die Nutzung elektronischer Medien.
"Hier hat sich Unterricht in den über 30 Kriegsjahren überhaupt
nicht entwickelt", erklärt sie den Umstand, dass fast ausschließlich
Frontalunterricht praktiziert wird. "Die Lehrerinnen und Lehrer von
heute können nur das kopieren, was sie selbst in ihrem Unterricht
erlebt haben. Einfluss von außen, Fachliteratur oder
Unterrichtsforschung hat es hier einfach nicht gegeben." In ihren
Seminaren versucht sie neue Impulse für einen besseren und
effektiveren Unterricht zu geben. "Es geht um ganz grundsätzliche
Dinge", sagt die 35-Jährige. "Wie baue ich eine Unterrichtsstunde
auf? Welche Sozialformen gibt es eigentlich? Wie kann ich Kinder zum
Denken anstatt zum Auswendiglernen anregen?"
Die Fortbildungen werden von den Lehrern gerne und engagiert
besucht, doch Erfolge stellen sich nur sehr langsam ein. "Man braucht
viel Geduld, ein Unterrichtssystem ändert man nicht in wenigen
Wochen. Aber ich versuche dann immer an ein Sprichwort der Afghanen
zu denken: Auch das Meer besteht nur aus Tropfen." Obwohl sich
Christiane Althoff privat inzwischen gut eingewöhnt hat, bleibt die
ständige Bewachung für sie eine ungewohnte Einschränkung. "Wir haben
drei Wächter, die sich mit ihrem Dienst abwechseln. Sie arbeiten
sozusagen als Portiers an der Tür, damit nicht jeder einfach
reinkommen kann", beschreibt sie die Situation bei sich zuhause.
Trotz einer recht stabilen Sicherheitslage in Mazar-e Sharif ist ein
gewisser Schutz für die internationalen Entwicklungshelfer
vorgeschrieben.
Die größte Entbehrung ist für sie das Fehlen der Bewegungsfreiheit
in diesem Land, in dem sich die Frauen höchstens unter der Burka auf
der Straße zeigen dürfen. "Ich darf nicht alleine rumlaufen, meistens
werde ich gefahren. Ich kann nicht einfach mal die Laufschuhe
anziehen und joggen oder ein Fahrrad nehme, um einkaufen zu fahren.
Was freie Bewegung wert ist, weiß ich erst jetzt, wo ich sie nicht
habe." Ein Spaziergang im Wald und ein Bummel in einer Fußgängerzone
ist immer das Erste, was sie in ihrem Urlaub unternimmt.
Dennoch möchte Christiane Althoff ein weiteres Jahr in Afghanistan
arbeiten. Sie ist überzeugt, dass die vielen Erfahrungen, die sie in
dem Land am Hindukusch sammelt, ihr gesamtes Leben bereichern werden:
"Ich bin mir gar nicht so sicher, wer hier mehr lernt: die
afghanischen Lehrerinnen und Lehrer oder ich." Vielleicht kann sie ja
doch den einen oder anderen Tropfen zur Entwicklung des Landes
beitragen...
Wenn Sie mehr über die Arbeit von Christiane Althoff erfahren
möchten, können Sie dies am 24. November im ZDF-"auslandsjournal" um
23 Uhr. Die Redakteurin Katrin Eigendorf hat die Entwicklungshelferin
nun schon zum zweiten Mal eine Woche lang in ihrem Arbeitsalltag
begleitet.
Der DED: Weltweites Engagement - Partnerschaft vor Ort
Der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) ist einer der führenden
europäischen Personalentsendedienste der Entwicklungszusammenarbeit.
Gemeinsam mit seinen Partnern in Afrika, Asien und Lateinamerika
tritt er für die Minderung der Armut, eine selbstbestimmte
nachhaltige Entwicklung und den Erhalt der natürlichen
Lebensgrundlagen ein. Der DED arbeitet im Auftrag des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(BMZ). Er ist in 47 Ländern tätig.
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