(ots) - Es ist das komplexeste Gesetzeswerk in der
Geschichte der EU. Die Leitfäden der zuständigen Behörde in Helsinki
umfassen über 3.000 Seiten. Die europäische Chemikalienverordnung
REACH drückt der Branche ihren Stempel auf und wird noch auf Jahre
hinaus ein beherrschendes Thema in der Chemie bleiben. Darauf weist
der Verband der Chemischen Industrie (VCI) anlässlich der morgen
ablaufenden ersten Registrierungsfrist von REACH hin.
Bis zum 30. November 2010 um 24.00 Uhr haben Unternehmen chemische
Stoffe, die sie in Mengen von mindestens 1.000 Tonnen pro Jahr
herstellen oder importieren, bei der europäischen Chemikalienagentur
ECHA in Helsinki zu registrieren. Dazu müssen sie umfangreiche
Informationen in einem aufwändigen und bürokratischen Verfahren
einreichen. Nicht rechtzeitig registrierte Stoffe dürfen ab dem 1.
Dezember unabhängig von ihren Eigenschaften nicht mehr hergestellt,
importiert oder vermarktet werden.
"Die deutschen Chemieunternehmen haben bis zur letzten Minute
enorme Arbeit geleistet, um diese erste REACH-Registrierungsfrist zu
meistern", betont Dr. Gerd Romanowski, Geschäftsführer Wissenschaft,
Technik und Umwelt im VCI. Gut ein Viertel der 16.209
Registrierungen, die bis heute eingereicht wurden, erfolgten durch
deutsche Unternehmen. Dies spiegelt die Bedeutung der deutschen
Chemie im europäischen Umfeld wider. Sie ist mit Abstand der größte
Produzent für chemische Erzeugnisse in der EU. "Hinzu kommt, dass
deutsche Unternehmen in vielen Fällen die Federführung in den
Koordinierungsgremien übernommen haben und dadurch die Hauptlast für
die Registrierung tragen", unterstreicht Romanowski. Nach der
Einschätzung des VCI bleibe die gemeinsame Erstellung von
Registrierungs¬unterlagen durch Unternehmen, die den gleichen Stoff
vertreiben, eine der größten Herausforderungen von REACH: "Hier
müssen Unternehmen mit teilweise völlig unterschiedlichen Interessen,
weil sie zum Beispiel im Wettbewerb miteinander stehen, in den Foren
zum Austausch von Stoffinformationen (SIEFs) kooperieren."
Mit der Einreichung der Stoffdossiers ist die Arbeit für die
Unternehmen aber häufig nicht beendet. Nach entsprechenden
Entscheidungen der ECHA müssen sie weitere Tests durchführen, die
Registrierungsunterlagen aktualisieren oder noch zusätzliche
Stoffverwendungen bewerten.
REACH-Marathon geht für Chemiebranche nahtlos weiter
Und auch die nächste Registrierungsphase hat schon begonnen: Bis
zum 31. Mai 2013 müssen die Unternehmen dann alle Stoffe
registrieren, die in Mengen von mindestens 100 Tonnen pro Jahr
hergestellt oder importiert werden. Hiervon sind wesentlich mehr
Stoffe und vor allem der Mittelstand in der Chemie betroffen, betont
Romanowski:. "Wir erwarten in dieser Stoffgruppe deutlich mehr
Registrierungen durch kleine und mittlere Unternehmen." Rund 90
Prozent der 1.650 Mitgliedsunternehmen des VCI zählen zum
Mittelstand. In den letzten Monaten waren immer wieder erhebliche
technische, organisatorische und sachliche Probleme aufgetreten, die
den Registrierungsprozess gestört und die Einhaltung der ersten
Registrierungsfrist gefährdet hatten. "All diese praktischen Probleme
konnten aber im Rahmen einer intensiven und sehr konstruktiven
Zusammenarbeit zwischen EU-Kommission, ECHA und Industriefachleuten
zufriedenstellend gelöst werden. Diese bewährte Zusammenarbeit sollte
auch künftig fortgesetzt werden, um mögliche neue Schwierigkeiten in
der zweiten Registrierungsphase schnell und praxisnah lösen zu
können", so VCI-Geschäftsführer Romanowski.
Erfahrungen umgehend auswerten und REACH optimieren
Nach der Einschätzung des VCI besitzt REACH noch erhebliches
Optimierungspotenzial: "Wir halten es für dringend erforderlich, dass
alle Beteiligten ihre Erfahrungen aus der ersten Registrierfrist
jetzt auswerten und hieraus Empfehlungen ableiten: Die Industrie, die
Europäische Kommission und die Behörden", erklärt Romanowski. Dabei
müsse es vor allem um mehr Effizienz bei der von REACH geforderten
Zusammenarbeit der Unternehmen, eine fairere Aufteilung von
Registrierungskosten unter den beteiligten Unternehmen und eine
praktikablere Kommunikation zu den Verwendungen in den Lieferketten
gehen.
Der VCI hat seine Mitglieder mit erheblichem Aufwand bei der
REACH-Umsetzung unterstützt, zum Beispiel durch eine eigens hierfür
aufgebaute Online-Serviceplattform, regelmäßige
Informationsveranstaltungen und praktische Hilfen. Dazu gehört etwa
eine Anleitung für die Erstellung bestimmter Registrierungsunterlagen
(Schwerpunkt: Expositionsbewertung) und für die Information der
Anwender von Stoffen und Gemischen über den sicheren Umgang mit
Chemikalien (Sicherheitsdatenblatt).
Ãœber den VCI:
Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen von rund
1.650 deutschen Chemieunternehmen und deutschen Tochterunternehmen
ausländischer Konzerne gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen
der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. Der VCI steht für
mehr als 90 Prozent der deutschen Chemie. Die Branche setzte 2009
über 145 Milliarden Euro um und beschäftigte mehr als 416.000
Mitarbeiter.
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