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EKD Auslandsbischof: "Versöhnungsschritte in Korea nötig"/

Nationaler Rat der Kirchen warnt vor militärischer Eskalation

ID: 305539

(ots) - Angesichts der gespannten Lage in Korea, haben
sich die evangelischen Kirchen Südkoreas gegen die Durchführung
gemeinsamer Seemanöver südkoreanischer und US-amerikanischer
Einheiten vor der Küste Nordkoreas gewandt.

In der Erklärung des Nationalen Rates der Kirchen in Korea (NCCK)
warnten die Kirchen vor einer militärischen Eskalation und riefen die
Regierungen dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die
Krise mit diplomatischen Mitteln zu überwinden. Die Erklärung fordert
eine Rückkehr der südkoreanischen Regierung zur Entspannungspolitik.
Die harte Linie der gegenwärtigen Regierung gegenüber Nordkorea habe
die Gefahr eines Krieges erhöht. Der Nationale Rat der Kirchen in
Korea ist der Zusammenschluss der wichtigsten evangelischen Kirchen
Südkoreas, die etwa 20 Prozent der Bevölkerung umfassen.

Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) begrüßte
Auslandsbischof Martin Schindehütte den Aufruf der koreanischen
Mitchristen zur Mäßigung. Die EKD unterstütze die Forderung der
koreanischen Kirchen nach einem Friedensvertrag, der den seit 1950
andauernden Kriegszustand auf der koreanischen Halbinsel beenden
müsse. Bisher sei beispielsweise die Grenzziehung im Seegebiet
zwischen China, Nord- und Südkorea umstritten. Immer wieder käme es
zu gefährlichen Provokationen, die jederzeit außer Kontrolle geraten
könnten.

Bischof Schindehütte erinnerte daran, dass der Rat der EKD im
September 2009 sowohl Nord- als auch Südkorea besucht habe. Zwanzig
Jahre nach der Öffnung der Berliner Mauer habe man auf "die
gespenstische Situation an der innerkoreanischen Grenze" hinweisen
wollen, die "nach mutigen Schritten der Versöhnung ruft".

Die mit den koreanischen Kirchen partnerschaftlich verbundenen
evangelischen Kirchen und Missionswerke in Deutschland haben




angesichts der bedrohlichen Situation zu Friedensgebeten aufgerufen.

Hannover, 29. November 2010

Pressestelle der EKD

Reinhard Mawick

Die Erklärtung in deutscher Übersetzung:

ERKLÄRUNG

Nationaler Kirchenrat von Korea (NCCK)

Zwischenfall auf der Insel Yeonpyeong: Aufruf zum Gebet

Nur Monate nach dem Untergang des südkoreanischen Kriegsschiffes
Choenan ist der zerbrechliche Frieden entlang der Grenze zwischen den
zwei Koreas schon wieder gebrochen worden. Der Artilleriebeschuss auf
Yeonpyeong am 23. November hat zwei Zivilisten und zwei
Marinesoldaten das Leben gekostet. 18 Menschen wurden verletzt,
einige Häuser zerstört. Die kleine Insel liegt nur elf Kilometer vor
der nordkoreanischen Grenze und ist 80 Kilometer von der dicht
besiedelten südkoreanischen Hafenstadt Inchon entfernt. Die
Kampfhandlungen und die Massenflucht von der Insel, deren Bewohner
vom Fischfang leben und auf der Militärbasen stationiert sind,
erinnern nur allzu sehr an den Koreakrieg, der dem koreanischen Volk
unvergessenes Leid brachte. Der Nationale Kirchenrat von Korea
trauert mit den Ãœberlebenden und den Familien derer, denen so sinnlos
ihr Leben genommen wurde. Er verurteilt das nordkoreanische Militär,
das starke Waffen gegen Zivilisten anwandte und so den schwersten
Zwischenfall seit dem Waffenstillstand von 1953 verursachte.

Wieder leben die Halbinsel und ihre Bevölkerung in Angst vor einer
Eskalation ideologisch begründeter Gewalt. In der Erklärung des NCCK
zu Frieden und Gerechtigkeit der Inchon-Konsultation von 1988 hieß
es, unser Land stünde am Scheitelpunkt des hegemonialen Wettbewerbs,
und diplomatisch wie militärisch würde mit dem Feuer gespielt. Erneut
werden wir im Süden daran erinnert, wie zerbrechlich unser boomender
Wohlstand ist und wie weit im Gegensatz dazu die Armut im Norden
verbreitet ist. Und ein weiteres Mal ereignet sich dieser
Zwischenfall im Zusammenhang mit gemeinsamen Militärübungen der
US-amerikanischen und südamerikanischen Marine und "Kriegsspielen"
auf der Halbinsel. Der NCCK ruft die Regierungen Südkoreas, der USA
und Japans auf, von einer Verstärkung dieser gemeinsamen
Militärübungen unter dem Dach der jeweiligen "Sicherheitsbündnisse"
der USA abzusehen, weil sie anscheinend die heftige Reaktion
Nordkoreas provoziert haben.

Wie wir in der Vergangenheit so oft wiederholt haben, dient dieses
politische und militärische Spiel mit dem Feuer keinem anderen Zweck,
als die Spannungen in Korea eskalieren zu lassen und den Frieden in
ganz Nordostasien zu bedrohen. Die in großer Zahl vorhandenen
Atomwaffen zu Land und auf den umliegenden Meeren machen Korea zu
einem Pulverfass, das den Frieden der ganzen Welt bedroht. Deswegen
rufen wir die ökumenische Familie auf, für Frieden in unserem Land zu
beten und alle Regierungen zu drängen, Vorsicht walten zu lassen, die
politische Atmosphäre nicht weiter aufzuheizen und sich soweit es
geht zurückzuhalten, sodass Vernunft und Diplomatie über eigennützige
militärische, strategische und politische Interessen die Oberhand
behalten. Die grundlegenden Interessen der Menschen müssen gewahrt
werden: gegenseitiger Respekt und Frieden und Gerechtigkeit für alle.

Wir appellieren außerdem an alle Nationen, jeglichen Versuch
zurückzuweisen, Korea zum diplomatischen Spielball zu machen und
dadurch Menschenleben aufs Spiel zu setzen und das Wohlergehen des
Volkes zu ignorieren.

Seit nahezu drei Jahrzehnten setzen sich der NCCK und die
weltweite ökumenische Gemeinschaft gemeinsam für diese Ziele ein.
Nach und nach haben wir Brücken gebaut und regelmäßigen, produktiven
Kontakt zum Koreanischen Christenbund (KCF) im Norden hergestellt.
Durch den Ökumenischen Rat der Kirchen haben wir mit der weltweiten
Gemeinschaft christlicher Kirchen gemeinsam für Frieden und
Wiedervereinigung der beiden Staaten gebetet. Wir haben versucht, ein
Beispiel zu geben, dem Regierungen, Politiker und Diplomaten folgen
sollen, und wir haben uns über den Erfolg der zwei Koreagipfel
gefreut: vom 13.-15. Juni 2000 zwischen Präsident Kim Dae-Jung und
dem Vorsitzenden Kim Jong Il und vom 2.-4. Oktober 2007 zwischen
Präsident Roh Moon-Hyun und dem Vorsitzenden Kim Jong Il. Wir sind
überzeugt, dass sie für beide Seiten eine gute Grundlage und einen
Rahmen bieten, um zusammen an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten.

Am 15. August dieses Jahres haben der NCCK, der KCF und Kirchen in
anderen Teilen der Welt gleichzeitig unter anderem mit folgenden
Worten für Frieden in Korea und für die Wiedervereinigung gebetet:
"Wir beten, dass Misstrauen und Konfrontation zwischen Nord und Süd
aufhören mögen und durch Versöhnung, Zusammenarbeit und Austausch
gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werde. Die
Wiedervereinigungsstimmung, die wir am 15. Juni alle genossen haben,
soll in voller Blüte wiederbelebt werden, und die warme Atmosphäre
der Wiedervereinigung soll die ganze Halbinsel durchziehen".
Angesichts der gegenwärtigen Spannungen weist der NCCK auf folgende
wichtige Verpflichtungen der auf dem Gipfel im Oktober 2007
unterzeichneten Friedenserklärung hin:

1. Süd- und Nordkorea verpflichteten sich, auf gegenseitigen
Respekt und gegenseitiges Vertrauen hinzuarbeiten, um
ideologische und systembedingte Differenzen zu überwinden.
2. Süd- und Nordkorea verpflichteten sich, militärische Spannungen
zu entschärfen und zu diesem Zweck im November in Pyöngyang
Ministergespräche zu den Themen Verteidigung und
wirtschaftliche Zusammenarbeit stattfinden zu lassen
3. Beide Seiten waren sich einig, dass der gegenwärtige
Waffenstillstand beibehalten und ein dauerhafter Frieden
geschaffen werden müsse.
4. Beide Seiten einigten sich auf die Einrichtung einer
Friedenszone rund um Haeju in Nordkorea und umliegende Gebiete.
5. Süd- und Nordkorea verpflichteten sich, humanitäre Kooperation
und die Ausweitung der Familienzusammenführung zu fördern.

Die tragischen Ereignisse der letzten Tage unterstreichen die
Bedeutung dieses Vorgehens. Wir drängen die Parteien der
unterbrochenen Sechs-Parteien-Gespräche, denselben Weg zu gehen,
nicht weiter bestehende Unterschiede und Differenzen zu ihrem Vorteil
zu nutzen und stattdessen das Wohlergehen der Menschen in den
Mittelpunkt zu rücken. Die Situation darf nicht weiter eskalieren,
und jegliche militärische Handlungen oder Vergeltungsschläge müssen
vermieden werden. Wir rufen alle unsere Partner auf, für Frieden auf
der koreanischen Halbinsel zu beten. Wir würden es begrüßen, wenn
unsere Partnerräte und ökumenische Organisationen uns unterstützen
und ihre Regierungen drängen könnten, gemeinsam an der Bewältigung
dieser gefährlichen Krise durch Diplomatie und friedliche Mittel zu
arbeiten.

Der Ökumenische Rat der Kirchen hat wiederholt bekräftigt, dass
die Zukunft der koreanischen Halbinsel letztlich vom koreanischen
Volk bestimmt werden muss. Wir werden dieser Berufung trotz aller
Probleme und Hindernisse nachkommen, weil wir überzeugt sind, dass
wir auf Gott vertrauen können und er große Dinge für unser Land tun
wird. Wir sind zutiefst dankbar für die Solidarität, Gebete und
Unterstützung der Kirchen der ganzen Welt. Wir danken Gott dafür.

Seoul, 26. November 2010



Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Reinhard Mawick
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: reinhard.mawick(at)ekd.de


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