(firmenpresse) - Bonn/Berlin – Das Filmgeschäft ist grausam. Für Schauspielerinnen ist meist schon mit Ende 20, spätestens aber Ende 30 Schluss mit der ganz großen Karriere. Der Zuschauer verlangt nach Frischfleisch – zumindest sehen das die Studiobosse so. Nur wenige schaffen es, im „reiferen“ Alter ins Charakterfach zu wechseln. Nicole Kidman stehen demnach harte Zeiten bevor. Am 20. Juni 2007 wird die gebürtige Australierin 40 Jahre alt. Ob sie weiterhin erfolgreich sein wird? Wir verfügen nicht über die Augurengabe, um diese Frage zu beantworten. Die Diskussion darüber, ob die faltenfreie Schönheit der Aktrice nicht ohne künstliche Hilfsmittel zusammengekommen ist, könnte ein Beleg dafür sein, dass Kidman die Brisanz der Altersfrage durchaus erkannt hat. Doch Maskenhaftigkeit verträgt sich nicht unbedingt mit Schauspielkunst.
David Thomson unternimmt den Versuch, ein Porträt der Darstellerin zu zeichnen. Seine Biographie firmiert im Untertitel als „Roman“, was auf den ersten Blick irritiert. Es hat damit zu tun, dass der renommierte britische Filmexperte oft genug Regisseur spielt und seine eigenen Filme mit Frau Kidman dreht – sozusagen im Kopf. In seinem Vorwort bekennt er: „Ich mag Nicole Kidman sehr“. Dies hätten wir auch geglaubt, ohne dass es Thomson eigens erwähnt hätte. Kidmans Beine, Brüste oder ihre Bereitschaft, auf Verlangen des Drehbuchs die Hüllen fallen zu lassen, beschäftigen ihn schon sehr. Da die Ex-Gattin von Tom Cruise zugegebenermaßen eine sehr attraktive Dame und sich dessen durchaus bewusst ist, verzeihen wir Thomson die Bewunderung gern. Ja, der (männliche) Leser schließt sich ihr sogar gerne an.
Aber ist das Buch auch spannend? Wer die meisten Filme mit Nicole Kidman gesehen hat, blättert ungeduldig um, wenn der Inhalt der jeweiligen Werke seitenlang referiert wird. Außerdem mäkelt der Autor an fast jedem Film herum. Mal ist das Drehbuch hanebüchen, mal ist Kidman einfach zu schön und dadurch in der jeweiligen Rolle nicht glaubwürdig. Störend wirken die Spekulationen über die Ehe zwischen Kidman und Cruise sowie eine angebliche Botox-Behandlung. Letztlich weiß Thomson auch nicht mehr als diejenigen, die ins Kino gehen und Filmmagazine lesen. Die Mühe, regelrecht zu recherchieren und hart nachzufragen, hat sich der Biograph aber auch nicht gemacht. Dafür wissen wir, wie lang die Dreharbeiten für die Sexszenen in „Eyes Wide Shut“ gedauert haben. Dies soll gar nicht negativ klingen, denn beim Anblick der alabasterfarbenen Schönheit werden wir doch alle ein wenig zu Voyeuren. Doch im Unterschied zu Thomson schreiben wir nichts darüber, ob wir zwischendurch mal auf Standbild schalten.
Der Eindruck bleibt also zwiespältig. Recht hat der Autor aber wohl mit seiner Meinung, dass die Filmauswahl von Nicole Kidman in den vergangenen Jahren nicht die beste war. Ein wenig Zeit auf der Leinwand bleibt der Dame ja hoffentlich noch.
David Thomson: Nicole Kidman. Roman. Berlin Verlag Bloomsbury Berlin: Berlin 2007. 352 Seiten, 19,90 Euro. ISBN978-3-8270-0660-8.
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