(ots) -
In den ersten drei Quartalen 2010 haben 104.657 Privatpersonen in
Deutschland eine Insolvenz angemeldet. Das sind acht Prozent mehr als
im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Zwar nimmt die Zahl an
Privatpleiten im dritten Quartal 2010 (3.Q.2010: 35.240; 3. Q.2009:
35.347) um 0,3 Prozent leicht ab. "Aber trotz dieses minimalen
Rückgangs auf hohem Niveau wird 2010 ein Rekordjahr bei den
Privatinsolvenzen ", prophezeit Dr. Norbert Sellin, Geschäftsführer
der Hamburger Wirtschaftsauskunftei Bürgel in einer aktuellen Studie.
Noch sei von keiner Trendwende auszugehen. Aktuell könne man
lediglich von einer Stabilisierung auf hohem Niveau sprechen, weil
das dritte Quartal 2010 als bisher schwächstes des Jahres
abgeschlossen hat. "Die positiven Signale vom Arbeitsmarkt und die
konjunkturelle Erholung haben noch keinen Einfluss auf die Anzahl der
Privatinsolvenzen", betont der Bürgel Geschäftsführer. Daher gehen
die Hamburger unvermindert von 140.000 Verbraucherinsolvenzen im
Gesamtjahr 2010 aus - 3.000 Fälle mehr als im bisherigen Rekordjahr
2007. Besonders betroffen sind jüngere Bundesbürger: In den ersten
drei Quartalen 2010 überschuldeten sich laut Bürgel Studie 34,5
Prozent mehr der 18- bis 25-Jährigen als im Vergleichszeitraum 2009.
Privatinsolvenz-Spitzenreiter bei den absoluten Zahlen ist im
Untersuchungszeitraum das bevölkerungsreichste Bundesland
Nordrhein-Westfalen mit 22.754 Fällen. Bei den aussagekräftigeren
relativen Zahlen schneidet Bremen mit 236 Privatpleiten je 100.000
Einwohnern am schlechtesten ab - vor Niedersachsen (173) und
Schleswig-Holstein (172). Positiver sind die Zahlen in Bayern mit 95
Privatpleiten je 100.000 Einwohnern. Der Bundesdurchschnitt liegt bei
128 Fällen je 100.000 Einwohnern.
Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen steigt in den ersten drei
Quartalen in Thüringen um 26,1 Prozent auf 2.340 Fälle am stärksten
an - gefolgt von Nordrhein-Westfalen (plus 15,3 Prozent) und Berlin
(plus 13,8 Prozent). Unterdessen ist die Pleitestatistik in
Brandenburg (minus 5 Prozent), Sachsen und Sachsen-Anhalt (jeweils
minus 0,3 Prozent) rückläufig.
Knapp zwei Drittel aller Privatinsolvenzen (58,9 Prozent) im
Untersuchungszeitraum haben Männer zu verantworten. Während 154 von
jeweils 100.000 Männern zum Insolvenzgericht ziehen, sind es nur 107
von jeweils 100.000 Frauen. Bei der jüngsten Altersgruppe der 18- bis
25-Jährigen tappen indes mehr weibliche Pleitiers in die
Schuldenfalle. Der Frauenanteil beträgt hier 54 Prozent. Die am
häufigsten von der Privatinsolvenz betroffene Altersgruppe ist die
der 46- bis 60-Jährigen mit 32,2 Prozent aller Privatinsolvenzen.
Bei der prozentualen Veränderung der ersten drei Quartale 2010 im
Vergleich zum Referenzzeitraum des Vorjahres verzeichnen Männer bei
der Pleitestatistik einen 8,3-prozentigen Zuwachs, Frauen legen hier
zahlenmäßig um 7,6 Prozent zu. Auch bei der jüngsten Altersgruppe der
18- bis 25-Jährigen klettern die Fallzahlen um 34,5 Prozent. Die
häufigsten Ursachen für eine Privatinsolvenz sind weiterhin
Arbeitslosigkeit bzw. gescheiterte Selbstständigkeit, Krankheit,
Trennung und Tod des Partners. Aber auch gescheiterte
Immobilienfinanzierungen oder ein zum Einkommen unpassendes
Konsumverhalten (etwa exzessives Online-Shopping, Kreditkartenkäufe,
Null-Prozent-Finanzierungen etc.) nebst mangelnden finanziellen
Rücklagen können den Weg in die Schuldenfalle verkürzen. Bei den
statistisch besonders betroffenen 18- bis 35-Jährigen geraten vor
allem junge, alleinerziehende Frauen in die Insolvenz.
Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG ist mit 60 Büros in
Deutschland eines der führenden Unternehmen für Wirtschafts- und
Bonitätsinformationen sowie Inkassodienstleistungen. Bürgel ist ein
Tochterunternehmen der Euler Hermes Kreditversicherungs-AG (Allianz
Group) und der KG EOS Holding GmbH & Co. KG (Otto Group).
Zahlen zu Privatinsolvenzen in den einzelnen Kreisen in den
Bundesländern oder Städten auf Anfrage.
Die komplette Studie "Schuldenbarometer 1. - 3. Quartal 2010"
finden Sie unter www.buergel.de
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