(ots) - Führungsspitzen legen Westerwelle den Rücktritt
nahe / Großer Konjunktur-Optimismus / Auftragslage der Unternehmen so
gut wie noch nie / Skepsis gegenüber Grünen / Mehrheit hält Stuttgart
21 für sinnvoll
Die Entscheider-Elite hat sich mit der Bundesregierung noch nicht
versöhnt: Fast zwei Drittel der Führungsspitzen (72 Prozent) sind mit
der Arbeit von Schwarz-Gelb unzufrieden, 61 Prozent halten die
Regierung für schwach. Das ergibt das neue "Capital-Elite-Panel". 52
Prozent der Elite urteilt, dass Union und FDP nach ihren
Anfangsschwierigkeiten immer noch nicht Tritt gefasst haben. Immerhin
hat sich Bundes¬kanzlerin Angela Merkel von ihrem Stimmungstief aus
dem Sommer dieses Jahres erholt: 54 Prozent halten sie aktuell für
eine starke Kanzlerin (Juni 2010: 44 Prozent). Dies ist allerdings
immer noch der drittschlechteste Wert ihrer Amtszeit. "Die Skepsis
ist groß, das Zutrauen in die Handlungsfähigkeit der Regierung wächst
nur langsam," urteilt Prof. Dr. Renate Köcher, Chefin des Instituts
für Demoskopie Allensbach, das die Umfrage für das Wirtschaftsmagazin
'Capital' (Ausgabe 1/2011, EVT 16. Dezember) zwei Mal jährlich
durchführt.
64 Prozent der Entscheider legen Westerwelle den Rücktritt nahe
Die Kritik der Top-Entscheider macht sich vor allem an der FDP
fest. 85 Prozent sehen als Grund für die aktuelle Schwäche der Partei
das Führungspersonal, 52 Prozent das Auftreten innerhalb der
Koalition. Die Konsequenz: Fast zwei Drittel (64 Prozent) aller
Befragten halten es für eine Stärkung der FDP, wenn Guido Westerwelle
als Parteichef zurückträte. Als einen potenziellen Nachfolger als
Parteichef sehen die Westerwelle-Kritiker Rainer Brüderle. Ihm
attestieren jetzt 50 Prozent aller Top-Entscheider eine gute Arbeit,
gegenüber dem letzten Panel ein Sprung von 42 Prozentpunkten.
Großer Optimismus für die Konjunktur
Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland beurteilen die
Entscheider so positiv wie seit rund drei Jahren nicht mehr. Der
'Capital'-Umfrage unter 541 repräsentativ ausgewählten
Führungsspitzen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung zufolge
erwarten knapp zwei Drittel (64 Prozent), dass es mit der Wirtschaft
in den nächsten sechs Monaten weiter aufwärts geht. Nahezu alle
Top-Manager (89 Prozent) bezeichnen die Auftragslage ihres
Unternehmens als gut bzw. sehr gut - ein Allzeithoch. Fast jedes
zweite Unternehmen will neue Mitarbeiter einstellen, nur zwölf
Prozent planen einen Personalabbau. Selbst Vollbeschäftigung
erscheint 52 Prozent der befragten Top-Entscheider als eine
realistische Perspektive. 69 Prozent aller Top-Entscheider sprechen
sich vor diesem Hintergrund für höhere Löhne aus.
Skepsis über Stimmungshoch für die Grünen
Dem Aufstieg der Grünen begegnet die Elite mit großer Skepsis. 72
Prozent halten sie für eine Protestpartei, 68 Prozent für
wirtschaftsfern, 63 Prozent sehen keine klare Linie und 59 Prozent
empfinden die Grünen als realitätsfern. Lediglich 35 Prozent
beurteilen sie als fortschrittlich. Als Grund für die guten
Umfragewerte der Grünen sieht die Elite vor allem die Unzufriedenheit
mit anderen Parteien (80 Prozent) und die Tatsache, dass die Grünen
keine Regierungsverantwortung tragen (93 Prozent). Nur 13 Prozent
sehen einen echten Stimmungsumschwung. "Die Grünen werden nicht auf
dem Weg zur Volkspartei gesehen", konstatiert Allensbach-Chefin
Köcher.
Rückendeckung für Stuttgart 21 / Nein zu Volksentscheiden
Das Projekt Stuttgart 21 findet in der Elite klare Zustimmung. 64
Prozent halten es für sinnvoll, nicht einmal ein Viertel der
Befragten zweifelt am Sinn und Nutzen des neuen Tiefbahnhofs. 85
Prozent gehen davon aus, dass das Milliardenprojekt realisiert wird.
Aufgeschreckt durch die Demonstrationen befürchten 75 Prozent, dass
große Bauprojekte in Deutschland in Zukunft schwerer durchsetzbar
sein werden. Mehr Volksentscheide als Lösung des Problems lehnen 58
Prozent grundsätzlich ab.
Das "Capital-Elite-Panel" ist Europas exklusivste
Führungskräfte-Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach
für das Wirtschaftsmagazin 'Capital' seit mehr als 20 Jahren bei
Führungs-kräften aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung zweimal im
Jahr durchführt. Unter den 541 Befragten sind 77 Vorstände aus
Konzernen mit mehr als 20.000 Beschäftigten sowie 24
Ministerpräsidenten und Minister und 24 Leiter von Bundes- und
Landesbehörden. Die aktuelle Befragung lief vom 22. November bis 6.
Dezember 2010.
Pressekontakt:
Claudio De Luca, Redaktion G+J Wirtschaftsmedien,
Tel. 030/220 74-202, E-Mail: deluca.claudio(at)guj.de