(ots) - Das Geld von zahlreichen Postbank-Kunden ist im
Zusammenhang mit einem Immobilienprojekt in Südafrika offenbar
veruntreut worden. Nach Recherchen von NDR Info investierten die
Kunden über den Fonds "MCT Südafrika 3" mehrere Millionen Euro in ein
Hotelprojekt in Südafrika, das von der Postbank mit Hinweis auf die
Fußball-Weltmeisterschaft 2010 beworben worden war. Das Geld aus
Deutschland verschwand jedoch vermutlich bei einer Vertragsfirma in
Südafrika. Die geschädigten Anleger werfen der Postbank nun vor, die
Risiken des Geschäfts verschwiegen zu haben. Ein NDR Info
vorliegender Mitschnitt eines Muster-Beratungsgesprächs von Hamburger
Postbank-Finanzberatern stützt diesen Verdacht. Die wichtigsten
Risiken des von unabhängigen Fondsexperten damals als undurchsichtig
kritisierten Geschäfts werden darin verschwiegen. Ein
Vertriebsdirektor der Postbank-Finanzberatung erweckt in dem Gespräch
den Eindruck, es handele sich um eine nahezu risikolose Anlage: "Da
können wir eben einen Teil Ihrer Gelder attraktiv parken".
Die Postbank und deren Kooperationspartner, die Hamburger
Investmentgesellschaft MCT, hatten das Projekt unmittelbar nach der
Finanzkrise offensiv vermarktet. Unter anderem trat der
Fernsehjournalist Dieter Kronzucker für MCT in einem Werbevideo auf.
Kronzucker hat dazu bisher nicht Stellung genommen. Postbank und MCT
luden potentielle Kunden unter anderem in ein Luxushotel in
Mecklenburg-Vorpommern ein und präsentierten zu mehrgängigen Menüs,
Zigarren und Whisky angebliche Afrika-Kenner. Die Postbank erhielt
von MCT nach eigenen Angaben 15 Prozent Provision für den Vertrieb
des Immobilienfonds.
Spätestens Mitte Dezember 2009 stellte sich heraus, dass die
Eigentumsrechte an dem Hotelprojekt im Zentrum von Kapstadt nicht
geklärt waren und die südafrikanischen Partner in
Zahlungsschwierigkeiten steckten. Trotzdem verkaufte die Postbank den
MCT-Fonds bis Mitte Februar 2010 weiter. MCT stellte den
Postbank-Finanzberatern für erfolgreiche Abschlüsse noch Anfang
Februar 2010 mehrtägige Reisen nach Südafrika in Aussicht. Im
gleichen Monat wurden die Postbankkunden darüber informiert, dass
ihre Gelder in Südafrika gefährdet seien. In internen Schreiben von
Postbank-Finanzberatern hieß es schon kurz darauf wörtlich: "Der
Drops Südafrika ist inzwischen ja gelutscht. Einigen liegt er
eventuell noch etwas schwer im Magen. Widmen wir uns doch einer
weiteren Vertriebsstory." Gemeint waren Investitionen in Rio de
Janeiro als Austragungsort der Olympischen Spiele 2016.
Kunden berichteten NDR Info, dass sich die Postbank weigert, sie
zu entschädigen. Der Kundin eines Postbankberaters wurde sogar
schriftlich erklärt, die Postbank AG selbst habe die gezeichnete
Anlage gar nicht vermittelt. Postbanksprecher Rüdiger Grimmert wollte
sich NDR Info gegenüber dazu nicht äußern. Er betonte jedoch, das
Geldinstitut habe den Immobilienfonds ausreichend geprüft. Einen
Mann, der das Geld erst Ende Anfang Januar 2010 im Namen seines
schwerbehinderten Sohnes überwiesen hatte, will die Postbank aus
diesem Grund ebenfalls nicht entschädigen. Die MCT-Gruppe wollte zu
den Vorwürfen nicht Stellung nehmen.
Zahlreiche Anleger bereiten inzwischen eine Klage gegen die
Postbank vor. Gegen den Postbank-Partner MCT wurde bereits mindestens
in einem Fall Klage eingereicht.
Weitere Informationen und Rückfragen an Jürgen Webermann und Peter
Hornung, NDR Info, Tel. 040/4156 2284. Audiomitschnitt der
Postbank-Schulung vom Juni 2009 und weitere Texte unter
www.ndr.de/info.
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