(ots) - Im TV wie auch im echten Leben ist es
Aufgabe des Kriminalkommissars, Gesetzesbrecher hinter Gitter zu
bringen. In den letzten Jahren hilft ihm dabei zunehmend sein Kollege
- der Forensiker. Mithilfe chemischer Analyseverfahren macht er
Fingerabdrücke sichtbar, entschlüsselt Blutspuren und überführt Täter
anhand von DNA-Beweisen.
Die Geschichte der modernen Kriminalpolizei ist noch jung. Ihre
Grundlagen wurden vor genau 200 Jahren, am 1. April 1811, mit dem
"Berliner Polizeireglement" gelegt. Dieses Abkommen erlaubte es der
Polizeibehörde erstmals, in Straftaten eigenverantwortlich zu
ermitteln und Fälle ohne sofortige Hinzuziehung der Gerichte zu
bearbeiten. Bei der Aufklärung von Verbrechen waren die Kommissare
Anfang des 19. Jahrhunderts jedoch noch weitgehend auf ihr
kriminalistisches Gespür, einen brauchbaren Augenzeugen oder ein
Geständnis des Täters angewiesen. Erst allmählich wurde die Forensik
fester Bestandteil der Kriminalarbeit - und damit auch chemische
Nachweismethoden zum unabdingbaren Rüstzeug der Ordnungshüter. Dass
die wissenschaftlichen Analyseverfahren sich bezahlt machen, belegt
nicht zuletzt die beeindruckende Aufklärungsquote von Verbrechen: Die
deutsche Kriminalpolizei findet in nahezu 96 Prozent aller Mordfälle
den Täter. Auch TV-Serien wie CSI oder Tatort begeistern wöchentlich
ihre Zuschauer, indem sie schwierige Fälle mithilfe von forensischer
Analytik lösen - unter anderem mit diesen drei chemischen Verfahren.
Verräterisch: Der Fingerabdruck
Bereits der Meisterdetektiv Sherlock Holmes begab sich auf die
Suche nach Fingerabdrücken. Jene von Mensch zu Mensch verschiedene,
feine Ansammlung von Linien und Rillen, die in Wirbeln, Schleifen und
Spiralen unsere Fingerkuppen überziehen. Berühren wir einen
Gegenstand, bleibt eine hauchdünne Schicht aus Fett, Salz und
Aminosäuren daran haften. Diese Rückstände konnte Sherlock Holmes nur
mit einer großen Lupe und etwas Glück entdecken - mit bloßem Auge
sind sie kaum zu sehen. Heute hingegen können Ermittler dank
chemischer Stoffe wie Jod, Ninhydrin oder Silbernitrat, die mit den
Rückständen im Fingerabdruck reagieren, auch verborgene Spuren
sichtbar machen. Ein weiteres Verfahren ist die Bedampfung mit
Cyanacrylat, aus dem auch Superkleber hergestellt wird. Der
gasförmige Stoff verbindet sich mit Aminosäuren, welche im
Fingerabdruck vorliegen. Anschließend wird er fest, wodurch die
Konturen klar hervortreten. Häufig werden dem Dampf zusätzlich
fluoreszierende Stoffe beigemischt, um die Sichtbarkeit des Abdrucks
weiter zu verbessern. Auf diese Weise entsteht ein Beweis, mit dem
sich ein Verbrecher später überführen lässt. Grund genug für den
amerikanischen Gangster John Dillinger, sich seine Fingerkuppen mit
Säure zu verätzen. Doch die Schmerzen waren vergebens: Nach dem
Heilungsprozess waren immer noch genug Linien und Rillen vorhanden,
um den "Staatsfeind Nr. 1" anhand seines Fingerabdrucks zu
identifizieren.
Hightech: Die DNA-Analyse
Weniger drastisch und weitaus effektiver als Dillingers Methode
ist das Tragen von Handschuhen. Doch auch derart gewappnet,
hinterlässt der Täter noch Spuren: ein ausgefallenes Haar oder ein
paar Hautschuppen zum Beispiel. Entdecken die Ermittler solche
Rückstände am Tatort, so können sie daraus in einem komplexen
Verfahren den genetischen Fingerabdruck desjenigen ermitteln, von dem
diese stammen. Dazu wird die Probe zunächst mit chemischen Substanzen
behandelt, die die Zellmembran zerstören und Proteine abbauen, um so
die DNA freizulegen. Die Wissenschaftler zerschneiden diese
anschließend und wandeln die doppelsträngigen Fragmente in
einsträngige um. Die zerlegten Fragmente werden nun auf eine
Nylonmembran übertragen und mit radioaktiven, chemischen Elementen -
sogenannten Radioisotopen - behandelt, die sich an die
charakteristischen Basensequenzen der Fragmentprobe heften. Die auf
diese Weise markierten Sequenzen lassen sich ablichten und ergeben so
das als genetischer Fingerabdruck bekannte Strichmuster. Mit diesem
Verfahren wurde erstmals 1987 in England Colin Pitchfork der
Vergewaltigung und des Mordes überführt. Zugleich entlastete der
DNA-Beweis den vorherigen Hauptverdächtigen Richard Buckland, dessen
Schuld nach einem falschen Geständnis bereits als erwiesen galt.
Aufgedeckt: Verborgene Blutspuren
Jeder kennt die Szene: Frisch am Tatort eingetroffen, beginnen die
Ermittler, diesen mit Schwarzlicht auszuleuchten und mit einer nicht
näher bezeichneten Flüssigkeit zu besprühen. Von irgendwo zeigt sich
dann ein bläuliches Leuchten und der Verdacht bestätigt sich: Hier
wurde Blut vergossen. Das sieht vor der Kamera gut aus, doch auch in
der realen Welt kommen ähnliche Methoden zum Einsatz. Denn nicht
immer wurde die Leiche am Fundort ermordet, und der wirkliche Tatort
wurde so gründlich gereinigt, dass er kaum noch als solcher zu
erkennen ist. In diesem Fall greifen die Gesetzeshüter zu Mitteln wie
Luminol, um etwaige Blutreste aufzuspüren. Diese chemische Verbindung
wird vor der Anwendung mit Wasserstoffperoxid vermischt und reagiert
mit diesem. Das im Blut vorhandene Hämoglobin dient als Katalysator,
der die Reaktion beschleunigt, was die Spuren fluoreszieren lässt.
Das so sichtbar gemachte Blut eignet sich zudem auch nach der
Behandlung mit Luminol noch für eine Blutgruppenbestimmung und die
DNA-Analyse. So trägt die Chemie heute auf vielfältige Weise zur
Verbrechensbekämpfung bei - und wird dies sicher auch für die
nächsten 200 Jahre tun.
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