(ots) - Die Uranbelastung des Trinkwassers in Deutschland
ist zum Teil bedenklich hoch, warnen Wissenschaftler. In der
Dokumentation "45 Min - Gefährliches Trinkwasser" am Dienstag, 26.
April, um 22.35 Uhr im NDR Fernsehen geht Autor Dethlev Cordts der
Frage nach, wie das Gift, das die Niere stark schädigen kann, in
unser wichtigstes Lebensmittel gelangt.
Bei seiner Spurensuche stößt Cordts auf erstaunliche Ursachen:
Bereits seit 1984 ist Experten bekannt, dass erhöhte
Urankonzentrationen in Gewässern mit der Düngung der Äcker
zusammenhängen können. Und tatsächlich enthalten mineralische
Phosphatdünger laut Umweltbundesamt Uran in Konzentrationen von bis
zu 700 Gramm Uran pro Tonne Phosphat. Das gilt auch für viele
Gartendünger, wie sie Verbraucher in jedem Baumarkt einkaufen können.
Zwischen 1951 und 2005 sind über die Phosphat-Düngung auf
deutschen Äckern insgesamt 10.000 bis 13.000 Tonnen Uran ausgebracht
worden, stellt Prof. Dr. Ewald Schnug vom Julius-Kühn-Institut in
Braunschweig in einer konservativen Abschätzung fest. Für Uran in
Düngern gibt es bis heute weder eine Deklarationspflicht noch einen
Grenzwert. Mindestens 25 Prozent aller Brunnen in Norddeutschland
sind laut Schnug bereits mit Uran aus der Düngung kontaminiert. Von
seiner vorgesetzten Behörde, dem Bundesministerium für Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz, erhielt Schnug Redeverbot
gegenüber "45 Min". Der Wissenschaftler kritisiert, wie das
Bundesministerium die Urankonzentration in Phosphatdüngern beurteilt.
Das Umweltbundesamt fordert nach den Recherchen von "45 Min" einen
Grenzwert und eine Deklarationspflicht für Uran in Düngemitteln, da
der Stoff ein potenziell toxisches Schwermetall ist. Ulrich Irmer,
Abteilungsleiter "Wasser und Boden" im Umweltbundesamt gegenüber "45
Min": "Wir fordern deshalb einen Höchstwert für Düngemittel, ähnlich
wie für Cadmium auch, in Höhe von 50 Milligramm pro Kilogramm, und
vor allem auch eine Deklarationsverpflichtung ab 20 Milligramm pro
Kilogramm."
Bislang fehlt auf den Verpackungen jeglicher Hinweis für Landwirte
oder Verbraucher, dass Phosphat-Dünger Uran enthalten kann. Das
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
lehnt sowohl einen Grenzwert als auch eine Deklarationspflicht ab.
Die zuständige Ministerin, Ilse Aigner, war zu einem Interview mit
"45 Min" nicht bereit.
Der Industrieverband Agrar und der Deutsche Bauernverband wiegeln
nach Recherchen von "45 Min" ebenfalls ab: Die natürlichen
Uranvorkommen in unseren Böden seien sehr viel höher als die
zusätzliche Belastung durch die Düngung, heißt es aus den Verbänden.
Dabei ignorieren sie, dass Wissenschaftler auf die leichte
Wasserlöslichkeit des Urans aus den Düngemitteln verweisen. Technisch
wäre es machbar, das Uran aus den Phosphatvorkommen zu extrahieren -
so bestätigen es Experten dem NDR Fernsehen.
Sendetermin: Dienstag, 26. April, 22.35 Uhr, NDR Fernsehen. Der
Film steht Journalisten vorab zur Ansicht online zur Verfügung unter
www.schnittlust.de/kunden-login mit dem Passwort "trinkwasser".
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