(ots) - Wien - Ein Gesamtüberblick über Zeitungstrends
leitete die Präsentationen der Siegerzeitungen des European Newspaper
Award ein, die auf dem 12. European Newspaper Congress in Wien noch
noch bis morgen Dienstag vorgestellt und geehrt werden. Norbert
Küpper, Mitorganisator des Kongresses und Spezialist für
Zeitungstrends, zeigte, wie im Zeitalter von Tablets das "visual
story telling" an Bedeutung gewinnt - selbstverständlich auch mit
nachweisbaren Glanzleistungen in traditioneller Printform.
Visualisierung spielt eine Rolle - selbst Melancholie lässt sich
darstellen. Allerdings steckt dahinter nicht nur viel Kreativität,
sondern enorme Anstrengung derer, die zeitgemäße Zeitungen machen.
Dänemarks "Politiken" erfüllt offenbar alle Anforderungen in
beispielhafter Weise und wurde deshalb zu "Europas Tageszeitung des
Jahres" erhoben. Design Editor Søren Nyeland und Design-Chef Frederik
Storm führten vor, dass Visualisierung nicht nur Bilder benötigt,
sondern auch Liebe zum Detail. Das geht bis hin zum
Anführungszeichen, an dessen Vollendung die "Politiken"-Macher
wochenlang getüftelt hatten. Die Reportage-Fotografie kann Höhepunkte
erreichen, etwa auf einem Bild vom Erdbeben in Haiti, auf dem eine
Hand aus den Trümmern ins Freie greift. "Die Leser werden zum Denken
gebracht", sagt Nyeland, "wir nennen es visual thinking." Vor den
irdischen Bedürfnissen des Moneymakings fürchtet sich die Zeitung
nicht - da ist eine Titelseite mit Weihnachtsgeschenkartikeln samt
Bezugsquellen und Preisangaben durchaus erlaubt.
Der journalistische Ehrgeiz wird eigenwillig definiert. "Wir
wollen nicht die first mover, sondern die best mover sein." Oder in
Abkehrung von der Technologieschwemme: "Wir sind kein
Technologie-Unternehmen, sondern ein full scale news media." Auf
Print-Ästhetik wird großes Augenmerk gelegt, das "newspaper feeling"
soll auch im Internet erhalten bleiben.
"Wie Zeitungen einzigartig werden", präsentierte Francisco Amaral,
Direktor von Cases i Associats in Barcelona. Er berät weltweit
Medienhäuser und appelliert: Hinweg mit dem Journalismus von gestern!
Seine Empfehlungen lesen sich einfach, sind aber offenbar nicht so
leicht zu befolgen. Wichtig sei es zu wissen, für welches Publikum
man schreibe. Das Informationsmedium müssen auf allen Plattformen
"newsy" sein. Die Unternehmensziele würden nur erreicht, wenn eine
talentierte Journalistengruppe zur Verfügung stehe, die schreibe,
fotografiere und ständig entwickle. Die Redaktion müsse sich Zeit
nehmen und sie optimal nützen - das gelinge allerdings nur in einem
Newsroom, der in Planung und Ausstattung alle Stücke spiele.
Wesentlich seien ferner "klare Werte" - auch darüber wird in der
techologiebesessenen Debatte zu wenig nachgedacht.
Veranstalter des Kongresses sind der Medienfachverlag Oberauer und
der deutsche Zeitungsdesigner Norbert Küpper. Mitveranstalter ist die
Stadt Wien. Unterstützt wird der Kongress von der Tageszeitung "Die
Presse", von Japan Tabacco International (JTI), der Bank Austria und
der Vienna Insurance Group.
Der Kongress: www.newspaper-congress.eu
Pressekontakt:
Johann Oberauer 0043/664/2216643