(ots) - Mitte April dieses Jahres haben Gaddafi-treue
Regierungstruppen begonnen Wohngebiete in der libyschen Stadt Misrata
mit Streumunition beschossen, wobei Menschen getötet und verletzt
worden sind. Produziert wurde diese Munition vom Typ MAT 120 im Jahr
2007 von der spanischen Firma Instalaza S.A. Recherchen von urgewald
und dem NRO-Bündnis FACING FINANCE decken nun auf, dass die Deutsche
Bank zum Herstellungszeitpunkt der wichtigste Finanzier dieses
Unternehmens war.
Die Deutsche Bank hat in letzter Zeit immer wieder betont, nichts
mit Streumunition zu tun haben zu wollen. "Mit ihren Krediten an
Instalaza hat die Deutsche Bank die Produktion von Streumunition
unterstützt und sich somit zumindest moralisch mitschuldig gemacht.
Auch im Jahr 2007 waren die verheerenden Auswirkungen von
Streumunition bereits allgemein bekannt", so Barbara Happe von
urgewald.
"Instalaza ist zudem kein Einzelfall", erklärt Happe. "Neueste
Rechercheergebnisse belegen, dass die Deutsche Bank Group weiterhin
Spitzenreiter unter den deutschen Banken im Geschäft mit
Streumunitionsherstellern ist. Sie hält Aktien an zahlreichen
führenden Streumunitionsherstellern und unterstützt sie bis heute
durch Kreditvergaben und die Ausgabe von Anleihen. Damit straft die
Deutsche Bank ihre eigenen Bekenntnisse Lügen, solche Transaktionen
beenden zu wollen ".
Aktuell hat die Deutsche Bank Group Geschäftsbeziehungen in der
Größenordnung von ca. 750 Mio. $ zu mindestens vier Herstellern von
Streumunition. Ihr folgt der ALLIANZ-Konzern mit einem Engagement in
Höhe von 581 Mio. US$. Auch die UniCredit Group/HypoVereinsbank ist
über ihre Investmenttochter Pioneer mit 155,9 Mio. US$ nach wie vor
involviert. Als einziges Kredithaus hat sie sogar in den letzten
Monaten ihre Beteiligungen in Streumunitionshersteller nochmals
gesteigert. Insgesamt summieren sich die Geschäftsbeziehungen der
drei Finanzdienstleister auf knapp 1,5 Mrd. US-Dollar.
Besonders auffällig sind die umfassenden Geschäftsbeziehungen der
Deutschen Bank mit dem US-Streubombenhersteller TEXTRON. Diesem wurde
z.B. noch im März ein Kredit in Höhe von 142,9 Mio. US$ gewährt.
"Textron seinerseits erhielt gerade den Auftrag, 512 Streubomben des
Typs CBU-105 (Sensor Fuzed Weapon) im Wert von 275 Mio. US$ an Indien
zu liefern, das sich bekanntermaßen im Dauerkonflikt mit Pakistan um
die Region Kaschmir befindet", unterstreicht Thomas Küchenmeister von
FACING FINANCE.
"Die Rechercheergebnisse belegen, dass Selbstverpflichtungen der
Finanzbranche in diesem Bereich nicht ausreichen, um das Investment
in diese völkerrechtswidrigen Waffen zu stoppen. Zwar haben einige
deutsche Finanzdienstleister und Banken (wie z.B. Allianz GI Europe,
DEKA, DWS Investment GmbH), begonnen, sich aus diesem geächteten
Geschäft zu verabschieden. Aber eben längst noch nicht alle bzw.
leider nicht konzernübergreifend", betont Küchenmeister.
Im Interesse potentieller Opfer fordern FACING FINANCE und
urgewald daher, dass jedwedes Investment in diese völkerrechtswidrige
Waffen umgehend und explizit per Gesetz verboten wird. Länder wie
Belgien oder Luxemburg verfügen bereits über entsprechende
gesetzliche Regelungen, die diese tödliche Investments verbieten.
"Auch in Deutschland muss die Bundesregierung § 18a des
Kriegswaffenkontrollgesetzes entsprechend anpassen,", fordert
Küchenmeister.
FACING FINANCE und urgewald werden die Deutsche Bank in der
nächsten Woche auf deren Hauptversammlung mit den aktuellen
Rechercheergebnissen konfrontieren. Begleitet werden sie dabei von
Herrn Branislav Kapetanovic, der als Minenräumer in Serbien Opfer
dieser heimtückischen Waffe wurde und sich seither für ein
umfassendes Verbot von Streumunition engagiert.
Facing Finance ist ein Bündnis aus: Solidaritätsdienst
international (SODI) e.V., urgewald e.V., EarthLink e.V., Netwerk
Vlaanderen, CentrumCSR.PL und JA! Justicia Ambiental aus Mosambik.
Die Rechercheergebnisse können auf den Webseiten
www.facing-finance.org und www.urgewald.de herunter geladen werden.
Bei Rückfragen und Interviewwünschen (auch mit Herrn Kapetanovic
in der nächsten Woche) wenden Sie sich bitte an:
Pressekontakt:
Thomas Küchenmeister, Koordinator FACING FINANCE, 0175-4964082,
Dr. Barbara Happe urgewald e.V. , 0172-6814474