Köln – Mal witzig, mal ernst, mal sexy und mal oberseriös –professionelle Sprecher verkaufen gesprochene Worte aller Art. Und wenn es sein muss, auch ihr Lachen. Doch anders als in Charles Dickens´ Romanklassiker "David Copperfield", in dem der Teufel hinter der fröhlichsten aller menschlichen Ausdrucksformen her ist, interessieren sich heutzutage ganz andere für den wachsenden Markt von Stimmen: Werbeagenturen, Synchron- und Filmproduktionen, TV-Sender, Radio-Stationen, Hörbuchverlage und Multimedia-Produzenten durchsuchen täglich das Internet nach passenden Stimmen für ihre Projekte.
(firmenpresse) - Der Kölner Sprechtrainer und Fachautor Uwe Herzog ("Das Sprecherhandbuch") hat diese Entwicklung von Anfang an verfolgt. "Als freie Hörfunk- und Synchronsprecher erstmals Mitte der 90er Jahre begannen, ihr Repertoire auch im Internet anzubieten, rümpften viele alte Hasen aus den Rundfunkhäusern noch die Nase. Niemals, so hieß es, würde es für die Kunst des Sprechens auch nur einen einzigen Auftrag über das Web geben. Heute kommt so gut wie kein Sprecher mehr ohne eigene Homepage aus."
Meist enthalten die Sprecher-Sites Angaben zu Ausbildung, Referenzen und Stimmproben. Mögliche Auftraggeber können so direkt an ihrem Rechner entscheiden, ob der Stimmcharakter zu ihrer Produktion passt. Herzog: "Die Sprecherauswahl ist heute für Tonstudios und Produzenten oft nur noch Minutensache. Aufträge werden per E-Mail erteilt, der Versand der Dateien mit den Sprachaufnahmen erfolgt ebenfalls per E-Mail, als Internet-Download oder auf CD. Sprecher, die viel in der Werbung arbeiten, verfügen meist auch über ein so genanntes Musiktaxi oder APTX. Damit kann die Stimme live in ein beliebiges Studio irgendwo auf dem Erdball übertragen werden."
Auch Agenturen wie www.worldwidevoices.de und Castingbüros vermitteln Profi-Stimmen über das Web. Hinzu kommen so genannte Sprecher-Suchmaschinen, bei denen Auftraggeber per Mausklick eine Vorauswahl ihrer Wunschstimme nach Geschlecht, Alter, Stimmcharakter und Genre treffen können. Insgesamt stehen mehrere Tausend Stimmen in allen nur erdenklichen Facetten auf Abruf im Internet bereit.
Vorreiter dieser "Stimmauswahl auf Knopfdruck" ist das Verzeichnis www.find-a-voice.de mit mehr als 1400 eingetragenen Sprecherinnen und Sprechern. Betreiber dieser vor elf Jahren gegründeten Plattform ist der Kölner IT-Berater Konrad Mathieu: "Find-a-voice war lange Zeit das einzige Online-Sprecherverzeichnis überhaupt." Die einstige Spielwiese für Internet-Soundformate hat sich über die Jahre immer weiter entwickelt. Das Prinzip funktioniert ähnlich wie bei den "Gelben Seiten": Der Grundeintrag für Sprecher ist kostenlos – Einträge mit Bild, Hörproben, Vita und Referenzen kosten 29 Euro im Jahr. Mathieu: "Große Sender, Filmproduktionen, Hörbuchverlage, Werbeagenturen und Studios schicken täglich mehrere Anfragen an die eingetragenen Sprecher."
Unterdessen findet Find-a-voice immer mehr Nachahmer. Profi-Sprecher Uwe Herzog: "Derzeit bieten eine gute Handvoll Fachportale ähnliche Dienste an. "Jüngstes Projekt ist www.bodalgo.de – ebenfalls eine Art "Google" für Sprechstimmen. Betreiber Armin Hierstetter ist selbst Berufssprecher und greift für sein Portal auf ein neuartiges Softwaresystem zurück: Zunächst ist auch hier die Liste der eingetragenen Sprecher öffentlich einsehbar, auch Hörproben stehen auf Abruf bereit. Zusätzlich erhalten Interessenten mit einer detaillierten Anfrage minutenschnell passende Angebote von eingetragenen Künstlern. Möglich macht dies eine Casting-Software, die alle Anfragen automatisch exakt mit den Angebotsprofilen abgleicht.
Ebenfalls mit einem solchem "Match"-System ausgestattet ist www.voicebay.de – ein besonders aufwändig und komfortabel programmiertes Stimmen-Portal, das in den Startlöchern für die Onlineschaltung steht. Hinter www.voicebay.de steckt eine bekannte Werbe- und TV-Stimme: Rainer Maria Ehrhardt ("Persil") ist zugleich Vorsitzender des größten Berufsverbands der jungen Kaste, der Vereinigung Deutscher Sprecher (VDS): "Voicebay funktioniert ähnlich wie Autoscout24, Immobilienscout24 und viele andere Plattformen." Trotz der entfernten Namensähnlichkeit mit einem weltbekannten Internet-Auktionshaus will Voicebay keinesfalls als Portal für den "billigen Sprecher-Jakob" fungieren. Ehrhardt: "Qualität hat ihren Preis, Dumpingangebote wird es bei Voicebay nicht geben!" Dabei sieht Ehrhardt eine wachsende Internationalisierung des Marktes für "feine Tonwaren": "Es gibt inzwischen einen großen Bedarf für eine europäische Sprecherplattform, bei der Auftraggeber und Künstler automatisiert zusammengebracht werden." Voicebay werde daher auch als .com-Domain erreichbar sein.
Ehrhardts Kollege Uwe Herzog ist sich sicher: "Da hat sich ganz ohne geregelte Ausbildung und vorgegebene Struktur ein neues Berufsbild entwickelt - der Sprecherberuf. Eine Branche, die sich praktisch alles selbst geschaffen hat: von Ausbildungswegen in Form von Stimmtraining und Sprecherziehung über den Workflow bis hin zur Vermarktung." Wer sich selbst für professionelles Sprechen interessiert, wird ebenfalls im Internet fündig: Auf der Website www.sprecherberuf.de finden sich Leseproben aus Uwe Herzogs eBook "Das Sprecherhandbuch" mit Tipps zu Ausbildung und Praxis bei Film, Funk, TV und Werbung.
Der Kölner Kirsten Herzog Verlag ist ein junges Label, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, von größeren Verlagen "vergessene" oder übersehene anspruchsvolle Literatur als Hörbuch zu vertonen. Zu den Autoren gehören Robert Louis Stevenson, Max Dauthendey, Herman Bang und Jules Amédée Barbey d'Aurevilly. Geplant sind bislang unbekannte Werke von Dostojewski und Leroux. Alle Produktionen des Kirsten Herzog Verlags sind deutsche - und überwiegend auch internationale - Erstvertonungen. Daneben publiziert der Kirsten Herzog Verlag auch außergewöhnliche oder seltene neuzeitliche Musikkompositionen und Fachliteratur.
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