(ots) - Der Ethikrat hatte prominente Referenten, so zum
Beispiel Vandana Shiva, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, Hans
Rudolf Herren, Präsident des Millennium-Instituts in Arlington, und
Thomas Pogge, Professor für Philosophie an der Yale-Universität,
eingeladen, um über Fragen der Ernährung der Weltbevölkerung und die
damit verbundenen ethischen Herausforderungen zu diskutieren.
Über 400 Teilnehmer, darunter auch 140 Oberschüler, kamen am 26.
Mai 2011 zur dritten Jahrestagung des Deutschen Ethikrates nach
Berlin und zeigten damit, wie groß das Interesse der Öffentlichkeit
an diesem Thema ist.
Weltweit hungern mehr als eine Milliarde Menschen, täglich sterben
Tausende Menschen an den Folgen von Unterernährung, und dies, obwohl
jährlich so viele Nahrungsmittel produziert werden, dass damit die
gesamte Weltbevölkerung ausreichend ernährt werden könnte. 70 Prozent
der Nahrungsmittel werden in kleinbäuerlichen Strukturen erzeugt,
gleichzeitig leidet die Hälfte der dort tätigen Menschen an
Unterernährung und Hunger. Die Ursachen des Hungers sind vielfältig.
Dazu zählen Armut sowie fehlende Eigentums- und Nutzungsrechte für
den Boden, unfaire Handelsbedingungen, Klimaveränderungen,
Umweltzerstörung, Kriege, Korruption.
Gegenstand der Jahrestagung des Ethikrates war es, ausgehend von
der derzeitigen Situation, Handlungsnotwendigkeiten zu Fragen der
Welternährung aufzuzeigen und dabei die ethischen Implikationen
herauszuarbeiten. Zentrale Aspekte waren hierbei die
Armutsorientierung, die Rolle der Frauen in der Landwirtschaft sowie
Ernährung und Nachhaltigkeit, für die Ansätze zur Bewältigung des
Hunger- und Armutsproblems aufgezeigt und anhand praktischer
Beispiele deutscher Entwicklungshilfeprojekte von Brot für die Welt,
Misereor, der Welthungerhilfe und der indischen Organisation Navdanya
belegt wurden.
In den Referaten und Diskussionsbeiträgen wurde deutlich, dass
Armut und Unterernährung weniger dadurch zu beseitigen sind, dass die
Geldströme von Nord nach Süd ausgeweitet und damit Abhängigkeiten
geschaffen und konserviert werden. Vielmehr komme es darauf an, die
wirtschaftliche Entwicklung vor Ort im Sinne einer Hilfe zur
Selbsthilfe anzukurbeln, die die Bevölkerungen der von Armut
betroffenen Länder unabhängig von fremder Hilfe macht. Hilfsangebote
sollten darauf ausgerichtet sein, den Bevölkerungen den Zugang zu den
natürlichen Ressourcen, zum Produktionskapital und zum Markt, aber
auch zu Bildung und Forschung zu sichern und auf diese Weise eine
Teilhabe am Wirtschaftswachstum und somit an der Wertschöpfungskette
zu ermöglichen.
Hans-Jürgen Beerfeltz, Staatssekretär im Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, räumte ein, dass die
Europäer und auch Deutschland mit ihren Agrarexportsubventionen
Entwicklungspolitik nicht nur behindert, sondern verhindert hätten.
Diese Subventionen müssten daher abgebaut und Nachhaltigkeit und
Verantwortlichkeit die Grundlage allen entwicklungspolitischen
Handelns sein.
Vandana Shiva kritisierte in ihren Beiträgen immer wieder die
internationalen Handelsregelungen, insbesondere der
Welthandelsorganisation (WTO), die sich nachteilig auf die
Entwicklungsländer und insbesondere die Erzeugung von Nahrungsmitteln
durch Kleinbauern auswirkten. Die Bürger aller Länder seien
gefordert, für faire Handelsbedingungen einzutreten und diese im
Rahmen ihrer demokratischen Rechte auch einzufordern.
Die in allen Diskussionsrunden wiederkehrende Frage, was der
Einzelne, was insbesondere auch junge Menschen dazu beitragen
könnten, nicht nur global zu denken, sondern auch lokal zu handeln,
wurde einmütig in dem Sinne beantwortet, dass bürgerschaftliches
Engagement und insbesondere bewusstes Konsumverhalten jedes Einzelnen
dazu beitragen können, faire Handelspartnerschaften zu etablieren.
Interessenten können die einzelnen Beiträge nachhören und in Kürze
auch nachlesen unter http://ots.de/Vwd70 .
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Ulrike Florian
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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